Die knappe und unglückliche Nieder- lage in Spiel 4 war schon zum Haare raufen, doch der Glaube an den Sieg in Spiel 5 war nicht gewichen. Es kam vieles anders als geplant: Mit dem le- gendären Trick des Haareschneidens von Berlin sollte es in der alten Bundes- hauptstadt diesmal nichts werden. Meine Bitte um einen Haarschnitt bei drei Bonner Coiffeuren wurde abschlä- gig beschieden, da kein Termin frei war. Das war der Wink des Himmels und bestärkte der festen Glauben an den Sieg. Wir werden diesmal keine Haare lassen in Bonn und damit das Finale erreichen, war die Trotzreaktion.
Im Hexenkessel der Bonner Hardtberg- halle standen vielen Bonner Fans die Haare zu Berge als die 250 Fans der OPEL SKYLINERS ihre Schrifttafeln mit dem eindringlichen "Fight" in die Luft reckten, während die Bonner mit "We Believe" ihren Glauben an den Sieg unterstreichen wollten. Mit zunehmender Spieldauer verschwand der Bonner Glaube und es dominierte das "Fight" auf dem Spielfeld und die Begeisterung bei den Skybembels, die direkt hinter der Bank der OPEL SKYLINERS für Stimmung und Motivation sorgten.
Nachdem der Einzug ins Finale feststand, brachen alle Dämme und das Team tauchte ein in das Freudenmeer der Fans und ein unüberhörbares "Finale, Finale" gab den Ton an in der Bonner Festung Hardtberghalle. Wie hatte Pascal Roller vor dem Spiel immer wieder betont: "Uns haben schon viele unterschätzt und wir werden uns den dritten Sieg holen." Er sah den Erfolg vor allen Dingen durch den Teamgeist und den absoluten Siegeswillen bestätigt und freute sich schon auf den nächsten Gegner Bamberg. Angespro- chen auf das Duell mit seinem Mitbewerber in der Nationalmannschaft Steffen Hamann, der wie er in Bonn die Begegnung in Berlin bestimmt hatte, meinte er: "Das belastet mich keineswegs, ich will mein volles Leistungspotential im Dienst der Mannschaft abrufen und dann sehen wir weiter. An die National- mannschaft verliere ich jetzt keine Gedanken, denn die Meisterschaft zu gewinnen ist mein einziger Gedanke für die nächsten Tage. Ich bin gut drauf, obwohl ich wie alle ganz schön Kraft gelassen habe."
Während auf den Gängen vor der Kabine der OPEL SKYLINERS die Kameras surrten und die Mikros jedes Wort der Spieler und Trainer aufsaugten, war in der Kabine die Hölle los. Robert Maras versuchte mit Wasserflaschen bewaffnet Trainer und Betreuer ohne Rücksicht auf die Kleidung abzukühlen. Die Coaches Daphne Bouzikou, Simon Cote und Gordon Herbert sahen aus wie begossene Pudel und konnten später nur mit Ersatzkleidung notdürftig ausgestattet die Halle durch das Meer der vor der Halle skandierenden Fans verlassen. Gordon Herbert gestand mir dann noch, dass er am Spieltag noch beim Friseur war und wischte sich die klatsch nassen Haare aus dem Gesicht. Also ist ja vielleicht etwas dran am Haare schneiden und dem Sieg.
Es war schon fast Mitternacht als Pascal Roller als letzter Spieler die Hardtberg- halle im Schlepptau einiger Journalisten durch das Spalier der Fans verließ, um endlich den Bus zu erreichen. In einem Fanbus hatte sich eine besonders durs- tige Fangruppe das Bier durch Hinter- legung eines Geldbetrages ausgelie- hen, so dass der "beraubte Bus" durs- tend Richtung Frankfurt raste, um dann als Ausgleich mit dem Team den Sieg in einer Frankfurter Disco noch kräftig zu begießen.
Bleibt nur zu hoffen, dass alle am Sonn- tag um 14.15 Uhr wieder klaren Kopf haben wenn es dann heißt: Finale um die deutsche Basketball-Meisterschaft: OPEL SKYLINERS vs. GHP Bamberg. Die bis dahin noch nicht erholten Fans können das Spiel im DSF von der Couch aus verfolgen. Ich werde in jedem Fall live dabei sein und darüber wachen, dass kein Bamberger Haar in unsere Suppe fällt.
Euer hpl