120 000 Menschen leben in Thies, eine der größten Städte des Senegals - wegen seiner weitläufigen Sandstrände auch bekannt als das Kalifornien Afrikas. Aber auch berüchtigt für Massenarbeitslosigkeit und Straßenkriminalität.
Malick Badiane ist mit zehn Brüdern und acht Schwestern in Thies aufgewachsen. Hat in den Straßen Fußball gespielt, Michael Jordan Videos gesehen und sich nie träumen lassen, einmal selbst erfolgreich Basketball zu spielen. Bis ihn sein älterer Bruder Ibrahim mit Sportschuhen und Trainingsklamotten versorgte und zum nächsten Gym schleppte. Mit der Vorgabe, etwas aus seinem Talent zu machen.
"Es gibt viele gute Jungs im Senegal. Aber sie haben keine Coaches, die sich um ihre Entwicklung kümmern", weiß Malick, der die Schule nach sechs Jahren abbrach, um in seiner Heimat für das Profi-Team U.S. Rail zu spielen. Dort wurde er vor drei Jahren von den Talentsichtern der Basketball Academy Rhein-Main entdeckt und nach Deutschland eingeladen. "In unserer Kultur ist es nicht üblich, dass ein so junger Mensch wie ich allein in ein fremdes Land geht. Deshalb kam mein fünf Jahre älterer Bruder Maguey mit. Er ist für mich so eine Art Familienmanager, hilft mir im Alltag, kümmert sich um alle Formalitäten und kocht auch für mich."
Von den Trainern der Basketball Academy Rhein-Main erhielt Malick optimale Förderung, die den Sohn eines senegalesischen Supermarktbesitzers bis an die Pforte der bestbezahlten Basketball-Liga der Welt brachte. "Ich bin mir sicher, dass es Malick in die NBA schafft", meint OPEL SKYLINERS Guard Tyrone Ellis. "Er hat die richtige Einstellung. Man muss ihn nur einmal während des Spiels beobachten. Wenn er eingewechselt wird, freut er sich über seine Chance. Nimmt der Coach ihn raus, setzt er sich ohne Murren auf die Bank, lacht und feuert seine Teamkameraden an. Da sieht man jemanden, der das Spiel wirklich liebt. Und genau das lieben die NBA Scouts."
Auch Headcoach Gordon Herbert lobt: "Malick ist erst 19 Jahre jung, hat aber schon eine großartige Arbeitseinstellung. Er wird jeden Tag besser und holt den Trainingsrückstand des Sommers auf, der auch durch die Krankheit verursacht wurde, die er sich im Senegal zugezogen hat." Beim Besuch seiner Familie fing sich Malick einen recht aggressiven Grippevirus ein, der ihn zehn Pfund Gewicht verlieren ließ. "Mit Protein-Drinks und Krafttraining arbeitete ich daran, die Kilos wieder draufzupacken. Ich will wieder dahin, wo ich im Trainingslager in Houston war, als ich gut zwanzig Pfund an Masse zugelegt hatte."
Das war ein paar Wochen nach dem bis- lang schönsten Moment in Malicks junger Karriere, dem Draft Tag der National Basketball Association. Houston pickte Malick an 44. Stelle in der zweiten Runde. "Ich war überglücklich. Später lernte ich die Coaches Jeff Van Gundy und Patrick Ewing kennen. Sie lieben toughe Typen, die hart verteidigen und gut rebounden können. Das ist meine Chance", meint Malick.
In der Summer League gab der Schlacks schon mal seine Visitenkarte ab, als er für das Team aus Texas im Schnitt rund sechs Rebounds pro Partie plückte. Für den TV Langen griff sich der Mann mit den XXL-Armen in der letzten Saison sogar 8,9 Rebounds pro Partie. "In der NBA sucht man keine Scorer. Die gibt es wie Sand am Meer. Dort drüben wollen sie Typen, die die Bretter kontrollieren - das ist meine Stärke, daran werde ich weiter arbeiten."
<link>Sehr zur Freude der Fans in der Ballsporthalle, die gerne häufiger solche Monsterblocks sehen würden, wie sie Malick im Spiel gegen Leverkusen gezeigt hat. Momentan steht Malick nur 11 Minuten im Schnitt auf dem Court. Doch seine Zeit wird kommen, prophezeit Gordon Herbert. "Durch seinen Rückstand ist Malick im Augenblick nur unser achter oder neunter Mann. Aber wenn er so weiter macht, ist vieles möglich. Vielleicht spielt er sich schon in diesem Jahr in die Starting Five, wer weiß. Man wird sehen, was die Saison bringt." Ob Starter oder Rollenspieler - seine Haltung zum Spiel wird Malick nie verändern. "Ich liebe Basketball. Nur meine Familie liebe ich noch mehr."