(Dienstag, 18. April 2006 von Marc Rybicki)
In letzter Sekunde haben die DEUTSCHE BANK SKYLINERS den Klassenerhalt in der Basketball Bundesliga sichern können. Der Meister 2004 und Vize-Meister 2005 beendet die Saison mit zehn Siegen und zwanzig Niederlagen auf dem 14. Tabellenplatz. Zum ersten Mal in der siebenjährigen Clubgeschichte finden die Play-offs ohne Frankfurter Beteiligung statt. Zur aktuellen Situation der DEUTSCHE BANK SKYLINERS äußert sich Manager Gunnar Wöbke im Interview.
Gunnar Wöbke, wie ist die Stimmung nach dem Saisonfinale gegen Oldenburg?
Der erste Gedanke war: Endlich ist sie vorbei, die verflixte siebte Saison. Natürlich sind wir alle unglaublich erleichtert, dass unser Team in einer psychologisch schwierigen Situation noch einmal das Ruder herumreißen und den Klassenerhalt aus eigener Kraft mit einem Heimsieg sicherstellen konnte. Vor allem für unsere Fans freut es mich sehr, die wieder für eine super Stimmung in der Ballsporthalle gesorgt haben. Sie haben unsere Mannschaft in der ganzen Saison treu unterstützt und sind mit uns durch "dick und dünn" gegangen. Dafür möchte ich an dieser Stelle im Namen des gesamten Teams der DEUTSCHE BANK SKYLINERS „Danke“ sagen. Gerade in schwierigen Zeiten, wie wir sie in dieser Spielzeit durchlebt haben, ist es ein umso wertvollerer Rückhalt, wenn man ein solches Publikum hinter sich weiß. Obwohl wir sportlich weit hinter unseren eigenen Ansprüchen zurück geblieben sind, konnten wir unseren Zuschauerschnitt um 8,4% auf 4396 Zuschauer steigern. Das unvergessliche Spiel in der ausverkauften Festhalle hat 8500 Zuschauer begeistert.
Ein ganz besonderer Dank gilt aber auch unseren Partnern, allen voran die Deutsche Bank. Unterstützung und Zuspruch in den schweren letzten Wochen haben uns viel Kraft und Zuversicht gegeben, die schwere Aufgabe, die vor uns lag, zu meistern. Wir werden alles tun, um uns in der nächsten Saison auch wieder sportlich für dieses große Vertrauen zu bedanken.
Wie fällt Ihr Fazit dieser Saison aus?
Wir haben unsere sportlichen Saisonziele in der BBL und in Europa verfehlt und wurden dem Anspruch gegenüber unseren Fans, unseren Partnern und auch uns selbst gegenüber nicht gerecht. Doch in jeder Krise, die man durchlebt, steckt eine Chance. Diese Saison war eine wichtige Erfahrung für unseren jungen Club, die uns für die Zukunft stärker machen wird.
Worin liegen die Gründe für den sportlichen Misserfolg?
Wir waren nicht in der Lage, die Verletzungen unserer Leistungsträger zu kompensieren. Durch permanente personelle Rückschläge und die dadurch nötig gewordenen Nachverpflichtungen konnte sich kaum ein Teamgefüge herausbilden. Erst zum Rückrundenstart kamen die Verletzten (Nino Garris, Pascal Roller, Carlos Andrade, Jukka Matinen) langsam zurück. Doch als wir nach den gewonnenen Heimspielen gegen Berlin und Leverkusen auf einem guten Weg waren, gab es mit der Verletzung von Antonio Meeking in Bamberg die nächste Hiobsbotschaft. Antonios Ausfall hat unserem, bis dahin noch möglichem „Come-Back“ sehr geschadet. Durch seine Verletzung haben wir nicht nur den dominantesten Inside-Scorer verloren, sondern auch die Reboundüberlegenheit, die wir mit ihm stets hatten. Das Team hat trotz dieser ständigen Rückschläge nie aufgehört zu kämpfen, konnte seinen Ausfall unter den Körben aber nicht ausgleichen.
Welche Lehren kann man aus dieser Saison ziehen?
Wir müssen für die Zukunft Strategien erarbeiten, damit uns eine derartige Verletzungsserie nach Möglichkeit nicht derart aus der Bahn wirft und in Abstiegsnöte bringt. Kaum lösbar bleibt das Thema einer vernünftigen Saisonvorbereitung, wenn man wie wir auf viele Nationalspieler verzichten muss, die noch bis wenige Wochen vor Saisonstart mit ihren Teams unterwegs sind. Das grundsätzliche Problem der erhöhten Verletzungsanfälligkeit von Nationalspielern aufgrund fehlender Erholungspausen im Sommer kommt noch hinzu.
Dennoch bleibt es das Konzept dieses Clubs, mit deutschen Nationalspielern anzutreten. Spieler wie Pascal Roller, Nino Garris oder Alex King sind auch abseits des Feldes Identifikationsfiguren für junge Menschen. Sie spielen auch eine wichtige Rolle im Rahmen der sehr erfolgreichen Schul- und Universitätsprogramme, die uns und der Deutschen Bank ein wichtiges Anliegen sind.
Wann beginnt die Arbeit an der nächsten Saison?
Durch das frühe Saison-Aus haben wir mehr Zeit, als in den vergangenen Jahren. In den letzten beiden Jahren spielten wir bekanntlich sehr lange, die Play-off Serien gingen bis in den Juni hinein. Letzten Sommer gab es für uns kaum Gelegenheit zum Atem holen. Nun haben wir fünf Monate, uns auf die neue Spielzeit vorzubereiten. Wir werden diese Zeit nutzen!
Alex und Dominik werden die Saison in Langen zu Ende spielen. Ab Anfang Mai werden dann alle anderen Spieler das tägliche Team- und Individualtraining wieder aufnehmen. Diese Trainingsphase endet voraussichtlich am 11. Juni, damit unsere Nationalspieler genug Zeit zur Regeneration haben.
Neben dem Training werden unsere Spieler auch zahlreiche Schulen in der Region besuchen, um im Rahmen unserer Schulprogramms „Basketball 4 You“ mit den Kindern und Jugendlichen den Spaß am Sport zu teilen. So profitieren die Kinder sogar etwas von unserem frühen Saisonende in diesem Jahr.
Der sportliche Klassenerhalt gibt dem Club frühzeitige Planungssicherheit. Wie bald wird es jetzt personelle Entscheidungen geben im Hinblick auf den Kader 2006/2007?
Bevor es um die Zusammenstellung des Teams geht, muss zunächst die Trainerfrage geklärt werden. Es wird jetzt zeitnah Gespräche mit Charles Barton geben. Erst nach der Klärung der Trainerfrage werden wir personelle Entscheidungen hinsichtlich des Spielerkaders für die kommende Saison fällen.