Dion, du wurdest am 11.06.1985 in Berlin geboren und hast die ersten sieben Jahre deines Lebens in Deutschland verbracht. Erzähl uns doch ein bisschen von deinen Erinnerungen und bleibenden Eindrücken.
Wir lebten ja in der Kaserne in Berlin und ich erinnere mich an ziemlich viele Schneetage. Ich bin auch, wie die meisten Kids in Deutschland, mit Fußball aufgewachsen und hab erst nach dem Umzug nach Amerika mit Basketball angefangen. Ich wurde in der High School gefragt, ob ich Fußball oder Basketball spielen wolle und da ich groß war rieten sie mir zu Basketball. Aber zurück zu Deutschland, ich liebe das Essen hier, aber ich glaube es ist auch verständlich, dass ich mich nicht mehr an so viel erinnere, da ich in meiner Zeit hier in Deutschland noch ziemlich jung war. Ich hatte nur ein bleibendes Erlebnis im Urlaub in Paris. Ich bin zum ersten Mal mit einem Doppeldeckerbus gefahren und wir waren im Disneyland, das war echt super.
Siehst du Deutschland als einen Ort, welchen du Heimat nennen würdest oder fühlst du dich doch eher in den Staaten heimisch?
Ich würde nicht sagen das Deutschland mein zu Hause ist, aber es ist ein Ort an dem ich schon gewesen bin und es ist immer schön an den Geburtsort zurück zu kommen und auch noch in Basketball einen Job zu haben den du liebst.
Du hast die letzten drei Saisons in Israel verbracht. Erzähl uns doch ein bisschen über die kulturellen Unterschiede. Wie war das Essen und wie hast du den Lebensstil und die Leute aufgenommen?
Ja, ich hab die letzten zweieinhalb Jahre in Israel gespielt und gelebt. Das Essen ist in beiden Ländern sehr, sehr lecker. In Israel ist das Leben sehr viel schneller und hektischer, hier in Deutschland lebt man wesentlich entspannter und wenn man auf die Straße geht merkt man, dass die Umgebung etwas mehr auf Familien zugeschnitten ist. Die meisten Spieler leben hier im Zentrum, da siehst du Eltern mit ihren Kindern beim Einkaufen und es ist einfach wesentlich entspannter. Ich liebe Israel auch sehr aber dort ist alles hektischer und aggressiver. Versteht ihr was ich meine?
Also du meinst du hast mehr Zeit zum entspannen?
Nein, definitiv nicht! Wir arbeiten hier im Team sehr viel härter und das Trainingspensum ist ziemlich hoch. In Israel gibt es sehr viele gesetzliche Ferientage und am Freitagabend und Samstag wird der Shabbat gehalten, das heißt das wir dann nicht trainieren durften.
Was waren die größten Unterschiede zwischen Amerika und dem Leben in Israel?
In Israel ist der Glauben ein großes Thema, er beeinflusst den Tagesablauf. Auch die politische Spannung ist spürbar. Zu Hause in den Staaten ist der Lebensstil wesentlich entspannter. Was mich sehr gefreut hat, war die Anzahl der englischsprachigen Leute in Israel. Fast jeder spricht und versteht Englisch, was mir sehr bei der Eingewöhnung half. Normalerweise spricht in der heutigen Zeit zumindest unsere Generation Englisch, aber dort haben mich auch die älteren Leute verstanden. Das hat mich sehr beeindruckt. Hier in Deutschland passiert es mir öfters, dass ich einkaufen gehe und viele ältere Leute mich einfach nicht verstehen.
Erzähl uns doch ein wenig mehr über deine Vergangenheit in der israelischen Liga. Gibt es große Unterschiede gegenüber der Beko BBL?
Die Beko BBL ist viel größer. Hier hast du achtzehn Teams mit Vor- und Rückspiel und insgesamt ist die Liga von der Tabellenspitze bis runter in den Keller wesentlich stärker gestaffelt. Außerdem ist es hier erlaubt mit sechs Amerikanern im Team anzutreten, in Israel dürfen nur vier Spieler auf dem Spielberichtsbogen stehen. Was mich auch sehr verwundert hat, war die Tatsache das du in Deutschland mit fünf Amerikanern auf dem Parkett stehen darfst, in Israel sind nur drei US-Boys erlaubt. Beide Ligen haben ihre Stärken, der Basketball in Israel ist wesentlich schneller doch im Gesamtvergleich ist die Beko BBL stärker einzuschätzen.
Also heißt das, dass die Beko BBL wesentlich mehr defensiv orientiert ist?
Oh ja! Ich würde sagen das in Israel der Fokus sehr auf die Offensive gerichtet wird und hier in Deutschland die Defensive sehr im Vordergrund steht.
Deine Spielweise wurde auf so mancher US-Website mit der von NBA-Spieler Shawn Marion verglichen. Was denkst du darüber? Sind Gemeinsamkeiten vorhanden?
Manchmal könnte man meine Spielweise mit der Art und Weise von Shawn vergleichen. Aber ich bin mit meiner Leistung in den letzten Spielen nicht zufrieden und würde nicht sagen, dass ich so wie er aufgetreten bin. Um ehrlich zu sein habe ich diesen Kommentar schon öfter gehört, aber ich versuche Dion Dowell zu sein und möchte eigentlich nicht mit jemandem verglichen werden. Ich versuche einfach das Beste zu geben und in jedes Spiel positiv und mit viel Energie hineinzugehen. Manchmal klappt dies nicht, aber man muss immer weiter daran arbeiten und sich von den negativen Phasen nicht herunter ziehen lassen.
Du bist einer der Neuzugänge in dieser Saison, wie kommst du mit den anderen Spielern im Team klar?
Die Jungs haben mich super aufgenommen. Ich bin auch eigentlich ein Mensch der keine Probleme macht und mit jedem klarkommt. Die gute Stimmung im Team ist sehr wichtig. Momentan gehen wir in der Liga durch eine nicht so angenehme Zeit, aber jetzt müssen wir erst recht als Team zusammenrücken und dürfen nicht die Fehler bei einzelnen Spielern suchen. Wir müssen uns auf die Problemlösung konzentrieren und das kann nur auf dem Parkett geschehen. Jetzt muss noch härter gearbeitet werden und die Fehler gefunden und behoben werden.
Unser Team ist in der Liga dieses Jahr eines der Jüngsten. Wie schätzt du dies ein?
Das Alter kann manchmal ein Vor- aber auch ein Nachteil sein. Die Jungs sind spritzig und strotzen voller Energie. Aber manchmal kann der Übereifer uns in manchen Situationen nicht weiterhelfen. Es gab Spiele, da haben wir zwei oder drei schlechte Würfe genommen und dann machst du dir, wenn du wenig Erfahrung hast, schon Gedanken und willst den vierten Wurf nicht auch noch daneben setzen. Manchmal muss man einen Gang runter schalten, um wieder in einen guten Spielfluss zu kommen aber die Erfahrung kommt mit der Zeit. Wir sind vielleicht ein ziemlich junges Team, aber jeder unserer Spieler hat ein sehr hohes Spielverständnis und die nötige Intelligenz. Wie gesagt, das Alter kann Vor- aber auch Nachteile haben.
Du verbringst auch privat sehr viel Zeit mit den Jungs. Ist dir das eine Hilfe um Heimweh aus dem Kopf zu verbannen?
Ach, man vermisst sein Zuhause eigentlich immer. Es ist doch für euch nicht anders, wenn du in die Staaten gehen würdest. Dann wärst du mit deinen Gedanken auch oft bei deiner Familie und würdest dein bekanntes Umfeld vermissen. Natürlich ist es schwer Weihnachten und Thanksgiving ohne seine Familie zu verbringen, aber man sollte sich nicht beschweren und man lernt sehr schnell damit umzugehen.
Dion, vielen Dank für das Gespräch!
Kartenhinweis
Wer Dion Dowell in Action erleben möchte, sollte am Samstag, den 27.10.2012, um 17 Uhr in die Fraport Arena kommen oder das Webradio einschalten, denn dann treffen die FRAPORT SKYLINERS auf die Telekom Baskets Bonn. Tickets unter der Telefonnummer 069-928 876 19 oder direkt über die Website.
Amerikaner mit deutschen Wurzeln – Forward Dion Dowell im Interview
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