Es ist 17 Uhr, noch zweieinhalb Stunden bis zum erwartungsvollen Duell in der Euroleague mit dem spanischen Team von Unicaja Malaga. Wir durchschreiten den Spielertunnel in die Katakomben der Ballsporthalle, vorbei am wachsamen Security Personal und den Helfern in Orange. Schließlich treten wir an die Kabinentür der OPEL SKYLINERS. Wolfgang "Wulle" Buhr schließt die Tür auf und wir können den ersten Blick ins Innere wagen.
Glatter einfacher Fußboden, an der Decke hängen Neonröhren, die Wände sind eher kahl gehalten. Hier sollen die Spieler keinen Urlaub machen, sondern sich aufs Spiel konzentrieren, den Fokus nicht verlieren. Die Umkleidekabine unterscheidet sich trotz alledem schon auf den ersten Blick von denen alter Schulturnhallen und anderer Sporthallen.
Wir treten langsam ein und Wulle packt sofort Müsliriegel aus. Für jeden Spieler einen. Fein säuberlich landen sie auf den gemütlichen Plastik- und Klappstühlen unter den Spinden. Lange Holzbänke? Fehlanzeige, jeder hat hier sein eigenes Revier, um sich in Ruhe vorzubereiten. Wulle hat alle Vorlieben der Spieler im Kopf: Robert will den extra Milch-Riegel, Mladjen möchte lieber eine andere Sorte und Hasan ist es egal: Hauptsache ein leckerer Snack! "Da musst du schon drauf achten, dass jeder bekommt, was er will. Die Spieler sollen sich ja wohl fühlen bei uns!" meint er schlicht.
Als auch der letzte Riegel verteilt ist, kommen die Bananen dran. "Was Gesundes. Bananen mag jeder unserer Spieler. Die sind immer weg nach dem Spiel." Auch das gelbe Obst landet auf den Stühlen. "Wir haben auch einmal Äpfel gehabt. Die verträgt, aber nicht jeder. Da bekommen viele Magenprobleme wegen der Apfelsäure." Die Bananen sind Halbzeitstärkung, wie man später an Alex King sehen wird. Der futtert selbige ganz genüsslich beim Warmmachen auf dem Spielfeld.
Die Zwischenmahlzeiten sind gerichtet, Trikots liegen schon seit dem Training am Morgen an ihrem Platz, Schuhe stehen vor allen Schränken. Bei Ibi hängen Bilder mit Nationalmannschaftskollegen, Tyrone bewahrt den letzten internen Strafenkatalog auf und an den Wänden hängen noch die taktische Marsch- route gegen Pau-Orthez und psychologische Plakate mit Fragen Marke 'Tust du alles für das Team?' "Ein Überbleibsel aus Herberts Zeiten", erklärt Wulle. Schaden können die Fragen jedenfalls nicht.
Jetzt müssen die Wasser- flaschen der Spieler aufgefüllt werden. Wulle beschriftet die neuen Flaschen auf jeder Seite mit Spielernummern und sortiert sie in die Tragetaschen ein. Das Befüllen ist ein Ge- dächtnistest á la Müsliriegel- auswahl: Chris bringt später seinen Power-Drink mit, also bleibt seine Flasche noch leer, Robert und Alex wollen Wasser mit Kohlensäure, der große Rest ohne.
Durch den Duschraum getrennt sind die Coaches in einem spartanisch ausgestatteten Raum untergebracht. Hier werden die letzten Taktiken in Ruhe besprochen bevor die Mannschaft vor dem Einlauf in die letzten Spielpläne eingeweiht wird. Ablenkung vom Wesentlichen kann hier wirklich keiner gebrauchen.
Zum Schluss holt Wulle die Handtücher aus der Waschmaschine im Neben- raum und legt sie für jeden Akteur zusammen. Hier stehen auch noch als eine Art Glücksbringer die alten hellblau-weißen Sneaker von Robert Garrett aus den erfolgreichen Play-offs 2004. Wulle steckt noch schnell alle Spielerpässe ein, bevor er diese vergisst. "Bald tröpfeln die Spieler ein, dann muss ich fertig sein!" Auf einem Tisch stapeln sich Wimpel des letzten Heimspielgegners in der Euroleague, EB Pau-Orthez. Die haben die Spieler noch nicht eingesteckt.
Heute kommt der Wimpel von Malaga hinzu. Noch gut zwei Stunden bis zum Spielbeginn, Wulles Vorbereitungen sind abgeschlossen. Die Kabinentür schließt sich wieder.