"Als ich von einem Ende des Courts zum anderen schritt, habe ich zu Gott gebetet und mir Selbstvertrauen geholt. Ich wusste genau, dass ich die beiden Freiwürfe treffen würde", sagte uns Tyrone nach dem Spiel im VIP-Raum.
Swish. Der erste Freiwurf passte genau. Äußerlich gelassen und mit cooler Miene verwandelte er auch den zweiten Freiwurf zur vorentscheidenden Vier-Punkte-Führung bei nur noch 4,1 Sekunden auf der Spieluhr. Eine Szene, die unweigerlich an große Guards wie Michael Jordan oder auch Reggie Miller erinnert - kaltschnäuzige Shooter ohne zittriges Handgelenk. "Jordan hat mich als Kind und Jugendlicher immer stark beeindruckt. Dieser Spieler kannte keine Angst und übernahm immer Verantwortung. So wie ich."
Schon vor der Saison hat sich Tyrone das Ziel gesetzt, wieder Deutscher Meister zu werden. "Von Berlin und Köln hat jeder gesprochen. Uns hatte so recht keiner auf der Rechnung. Aber man soll niemals das Herz eines Champions unterschätzen. Warum sollten wir unseren Titel nicht verteidigen können? Wir haben mit Pascal den besten Point Guard der BBL und Spieler des Jahres 2003/2004, in Chris den besten Forward und MVP der laufenden Saison und mit mir den Top-Scorer der Euroleague bis zu meiner Verletzung. Dieses Bermuda-Dreieck ist ein gutes Gerüst, dazu kommen tolle Spieler wie Malick, Bernd, Jukka, und so weiter". Auch vor seinem Coach Murat Didin hat Tyrone höchsten Respekt: "Murat trainiert seit 30 Jahren Basketball-Teams, das ist länger als ich lebe."
Bis zum Finale gegen Bamberg sind es nur noch wenige Tage. "Ausruhen ist jetzt die oberste Maxime. Das Team braucht viel Regenerationszeit." Tyrone selbst ist konditionell wieder voll auf der Höhe, das betont er immer wieder. Und motiviert ist er dazu. Nach seiner Verletzung möchte er jedem zeigen, dass er wieder zurück ist. Auch den Scouts aus der NBA. "Meine Sommer- planung ist noch nicht entschieden. Mein Fokus liegt auf der Saison, dem Finale. Das zählt jetzt für mich. Über die Sommerpause mache ich mir noch keine Gedanken."
Kritiker, die seine Spielweise mit vielen Dreiern verurteilen, entgegnet Tyrone folgendermaßen: "Ich bin ein Schütze. Ich werfe viel von außen, weil unterm Korb meist viel los ist und ich Chris Raum für seine Züge zum Korb geben will. Wenn ich frei an der Dreierlinie stehe, dann werfe ich - meine Quote von mehr als 40 % gibt mir recht. Ich vertraue auf meine Schussstärke und denke dabei nicht zuviel nach." Die kurze Tiefphase nach der Verletzung hat er überwun- den, seinen Schuss wiedergefunden. In den vier Spielen gegen ALBA traf Ellis um die 45% von außen. Mit 22 getroffenen Dreiern hat er außerdem die meisten Dreier in den Play-offs verwandelt.
Trotzdem zeigt uns Tyrone auch immer wieder tolle Dunks. Er verrät uns sein Geheimnis, wie er sich auch als kleingewachsener Spieler durchsetzen kann: "Ich bin gesegnet. Gott hat mir die nötigen Fähigkeiten gegeben. Seitdem ich denken kann, bin ich immer sehr schnell gewesen. Ich habe einfach versucht, hoch zu springen und es hat geklappt! Dabei habe ich nie Jump-Soles (Sprungfederschuhe) getragen. Im College habe ich einige Male über 2,10m-Spieler ("7-Footer") gedunkt und so viel Selbstvertrauen in meine Fähigkeiten bekommen."
Gegen Bamberg könnte Chris Ensminger sein nächstes Opfer sein. Tyrone schätzt Alba Berlin besser ein als den Finalgegner, "und die Berliner haben wir ja gerade geschlagen. Ich kümmere mich aber im Allgemeinen wenig um den Gegner, sondern schaue auf unsere eigenen Stärken. Egal, gegen wen wir antreten." Selbstbewusst wagt er die Prognose, die Serie in vier Spielen zu gewinnen.
Damit wäre das letzte Spiel ein Heimspiel und ein Wunsch von Tyrone könnte sich erfüllen: "Gegen Bambergs freakige Fans brauchen wir ihre tolle Unterstützung erneut. Sie müssen unbedingt zu den Finalspielen in die Ballsporthalle kommen, um uns anzufeuern!"
<link>Wie er oft betont hat, haben ihn die Fans nach seinem Comeback "immer wieder nach vorne gepusht." Den Mann, den im Krankenbett kaum einer mehr auf der Rechnung hatte, außer seine Fans. Im Finale werden sie wieder Zeuge sein, wenn es heißt: "Ellis-Time".
Egal, ob 4,1 Sekunden oder weniger auf der Uhr sind.
Finals-Zeit - Ellis-Zeit
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