(Quelle: Sport1)
Es gab in dieser s.Oliver-BBL-Saison schon mal eine Zeit, da schien der Machtwechsel bereits vollzogen. Während die über Jahre hinweg praktisch unschlagbare Mannschaft von ALBA Berlin von Niederlage zu Niederlage eilte, verzauberten die Opel Skyliners die Liga mit schönem und vor allem erfolgreichen Basketball.
Während die Berliner in der Euroleague bereits frühzeitig keine Chance auf die nächste Runde hatten, mischten die Frankfurter europäische Spitzenmannschaften auf und erspielten sich zwei Matchbälle zum Weiterkommen. Während auch ALBA-Erfolgsgaranten wie Henrik Rödl und Wendell Alexis plötzlich Schwächen zeigten, staunten die Basketball-Fans über ein Skyliners-Wunderkind namens Marcus Goree, das sogar NBA-Späher nach Frankfurt lockte.
Der erste große Angriff wurde abgewehrt
Doch dann schlug der Meister zurück: Im Pokalfinale kam es zum ersten richtig großen Aufeinandertreffen des "alten" Platzhirsches und des "jungen" Herausforderers. Und im eigenen Revier Max-Schmeling-Halle zeigte ALBA, dass es den Ansturm des Rivalen noch immer abwehren kann. Und wie: Ein sensationelles Spiel gewannen die Berliner mit 100:88.
Die Skyliners aber unternehmen einen neuen Anlauf, die Berliner vom Thron zu stoßen: Im Playoff-Halbfinale kommt es zum Gipfeltreffen, nachdem ALBA in beeindruckender Art und Weise Leverkusen mit 3:0-Siegen überrannte. Auch Frankfurt kam "zu Null" durch, allerdings gegen geschwächte Hagener.
Der Respekt ist groß
"Es ist eine schöne Sache für uns, gegen die Berliner zu spielen. Sie sind immer noch der Champion - bis sie jemand schlägt", bewertet Skyliners-Trainer Gordon Herbert gegenüber Sport1 das vorweg genommene Endspiel, "es ist eine Herausforderung für uns, schließlich wollen wir den Titel."
Auch wenn der Head-Coach im Gespräch immer wieder betont, Angst habe seine Mannschaft keine, und Platz eins nach der Vorrunde gebe dem Team Selbstvertrauen: Man hat großen Respekt vor ALBA und wäre ihnen vielleicht sogar gerne erst im Finale begegnet.
Aus der Pokal-Niederlage gelernt
So merkt Herbert an, das Playoff-System belohne den Vorrundenersten zu wenig. "In der NHL zum Beispiel spielt in jeder Runde der Vorrundenbeste gegen den Vorrundenschlechtesten. Käme jetzt also Bamberg gegen Bonn weiter, so würden wir gegen Bamberg spielen und nicht gegen Berlin." Bange machen gilt aber nicht: "Okay, jetzt haben wir ALBA bekommen, und die spielen im Moment einen sehr guten Basketball. Wir aber auch."
Und der Kanadier ist sich sicher, die Lehren aus dem verlorenen Pokalfinale gezogen zu haben. "Wir haben eine schwache Defense gespielt und uns schlecht bei den Rebounds angestellt. Dafür haben jetzt eine Woche Zeit, um uns darauf vorzubereiten." Deshalb sei es auch so ungemein wichtig gewesen, Hagen in drei Spielen zu bezwingen.
Altmeister gegen "New kid on the block"
Auch wenn ALBA Berlin pünktlich zur Playoff-Zeit zur alten Stärke, der geschlossenen Mannschaftsleistung, zurück gefunden hat, und Herbert ebenfalls als Team dagegen angehen muss: Eines weiß er genau. Die Serie wird auch zum Duell Wendell Alexis gegen Marcus Goree werden. Und auf Alexis angesprochen ist wieder großer Respekt zu spüren.
"Es sowas wie der Kampf der großen alten Meisters Alexis, der der beste Spieler ist, der je in der s.Oliver BBL gespielt hat. Er ist ein erstklassiger Spieler und Mensch. Das so einer hier spielt, verleiht der Liga Ansehen. Und dann ist da mit Goree das 'New kid on the block', der nachkommende Spieler der Liga."
"Viel schöner, den Champion auszuknocken"
Das ist er also wieder, der Kampf des Newcomers gegen den Platzhirschen. Und auch wenn sich die beiden Giganten im Grunde wohl beide lieber bis zum Finale aus dem Weg gegangen wären, kommt aus Frankfurt eine an Deutlichkeit nicht zu überbietende Kampfansage.
"Der Weg zur Meisterschaft führt auch in diesem Jahr nur über Berlin. Wir wollen diejenigen sein, die sie schlagen. Es ist doch viel besser, den Champion auszuknocken, als die Leverkusener." Und den Machtwechsel diesmal richtig zu vollziehen.