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Goodbye 2003 - Headcoach Gordon Herbert zieht Bilanz

unser Headcoach Gordon Herbert hat noch viel vor mit seinen Jungs.

Gordie, wenn Du auf das Jahr mit den OPEL SKYLINERS zurückblickst, wie fällt dann Dein persönliches Fazit aus?

Anfang des Jahres hatten wir viele Höhen und Tiefen mit dem alten Team. Wir spielten zu wenig konstant. Auswärts stark, zu Hause oftmals mies. In dieser harten Zeit haben unsere Spieler Erfahrungen gesammelt, die sie in dieser Saison nutzen können.

Mit dem Team, das wir jetzt haben, bin ich sehr zufrieden. Man kann die Entwicklung, die die Mannschaft nimmt, an einem Spieler wie Mario Kasun aufzeigen. Er hat erst ein Jahr Erfahrungen in dieser Liga gesammelt und muss noch einiges lernen wie man im Duell mit Berlins Stanojevic sehen konnte. Aber er arbeitet hart an sich und ent- wickelt sich immer weiter. Auch seine Teamkollegen hängen sich vom ersten Tag an rein - sie sind hochmotiviert, ob beim Training oder im Spiel.

Dennoch gibt es immer wieder Rückschläge. Man denke an die Spiele gegen Würzburg und ALBA Berlin oder die erste Halbzeit gegen Amsterdam...

Sicher. Der Wille des Teams ist spürbar, aber das ein oder andere wird noch nicht so umgesetzt, wie ich mir das vorstelle. Vor allem in der Offensive haben wir noch Defizite. Da präsentieren wir uns noch nicht so sicher, wie wir sein wollten. In der Defense hingegen arbeiten wir sogar besser als in der Saison 2001-2002, als wir das Play-off Halbfinale erreichten. Vor der Weihnachts- pause waren wir das beste Defensiv-Team der Liga, hatten die wenigsten Punkte kassiert. Und man sagt ja bekanntlich, das Meisterschaften durch Defense und Rebounds gewonnen werden (grinst)

Die Liga ist sehr ausgeglichen. Es scheint so, als ob jeder jeden schlagen könnte. Welches Team hat Dich bislang am meisten überrascht?

Das ist schwer zu sagen. Leverkusen hat nach einem Fehlstart die Liga von hinten aufgerollt, das war beeindruckend. Ich glaube, für manchen Experten sind auch wir in dieser Saison eine Überraschungsmannschaft.

Gibt es einen Spieler in unserem Team, dessen Entwicklung Dich besonders optimistisch stimmt?

Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass sich Malick Badiane so schnell integrieren würde. Er kam von einer Krankheit geschwächt und mit Trainingsrückstand aus dem Sommer. Durch viel Fleiß hat er diese Schwächen kompensiert und kann jetzt für sich einen Vorteil aus der Langzeitverletzung von Robert Maras ziehen. Er gibt uns durch seine Rebounds und Blockshots viel Energie in der Defense.

Wie wichtig ist für Dich das Thema Tabellenführung?

Ich mache mir keine großen Gedanken, ob wir nun auf dem 1. oder 3. Platz stehen. Das ist uninteressant - das gebe ich so auch an unsere jungen Spieler weiter. Wichtig ist nicht, wo wir jetzt stehen. Wichtig ist, dass sie sich jeden Tag weiter entwickeln - als Menschen und als Team. Bis Mai haben wir dafür Zeit - dann wird abgerechnet.

Du sprichst viel und gerne von Entwicklung. Wie sieht es diesbezüglich mit unseren Academy Spielern aus. Es gibt immer wieder Fans, die sich wundern, warum Raphael Török, Alex King oder Fredrick Kleemichen keine Einsatzzeit bekommen. Beispiel Berlin: Das Team liegt mit 20 Punkten hinten, Pascal Roller ist krank, bei Robert Garrett will nichts reinfallen - und unsere drei Academy-Kids sitzen tatenlos auf der Bank?

Raphael war durch einen Virus angeschlagen. Freddy und Alex trainieren zu 90 Prozent in Kronberg. Sie verstehen ein bisschen was von unseren Systemen, aber nicht genug, um wirklich mitspielen zu können. Ich werde niemals Jungs bevorzugen, die nicht mit dem Team trainieren. Denn das würde das falsche Signal an die anderen Spieler aussenden. Was würde ein Jukka Matinen denken, der sich vom ersten Saisontag an im Training den Hintern aufreißt, wenn ich ihn auf die Bank schickte und stattdessen Freddy spielen ließe? Das wäre ein Zeichen meines mangelnden Vertrauens in seine Fähigkeiten.

Nein, unsere Academy-Spieler müssen sich ihre Minuten erst verdienen. Außerdem glaube ich nicht, dass es so etwas wie Garbage-Time gibt. Jede Minute ist wichtig. Wenn sie in den letzten drei Minuten gegen Hagen spielen, reicht das schon, um erste Erfahrungen zu sammeln. Diese Kids sind noch sehr jung und werden ihren Weg gehen.

Aber wenn Du die Jungen nie spielen lässt, zeigst Du dann im Umkehrschluss nicht auch, dass Du ihren Fähigkeiten nicht traust?

Viele, die ständig fragen "Warum spielt Freddy nicht? Warum spielen Alex und Raphael nicht?" übersehen, worum es für uns in manchen Spielen geht. Natürlich war das Match gegen Amsterdam zu einem bestimmten Zeitpunkt entschieden - aber wir mussten weiter punkten, weil die Korb- differenz bei der Endabrechnung in der Gruppe entscheidend sein kann. Und wenn ich die Jungen in einer solchen Phase bringe, sie nicht punkten und uns diese Zähler dann am Ende zum Weiterkommen fehlen, habe ich weder ihnen noch ihren Mitspielern einen Gefallen getan. Hinzu kommt, dass Alex, Freddy und Raphael nicht unsere einzigen jungen Spieler sind. Auch Mario, Jukka und Malick müssen noch lernen und brauchen entsprechende Spielzeit.

2004 ist ein entscheidendes Jahr für Dich. Dein Vertrag mit den OPEL SKYLINERS läuft aus am Ende der Saison. Gibt es schon Pläne?

Keine Ahnung, was passieren wird. Ich bin ein Mann, der in der Gegenwart lebt. Aus der Vergangenheit kann man wenigstens lernen, aber wer weiß schon, was morgen ist? An das nächste Jahr verschwende ich keinen Gedanken - dafür habe ich eine Agenten (lacht). Und genau das sage ich auch meinen Spielern: kümmert Euch nicht um die nächste Saison. Jetzt gilt es, Leistung zu bringen.

Wir bedanken uns bei Gordon Herbert für dieses Gespräch und wünschen ihm viel Glück im neuen Jahr.