(Samstag, 24. September 2005 von HPL)
Am Donnertag kommen wir endlich in die imposante „Belgrad Arena“, 20.000 Zuschauer fasst das Schmuckstück und wenn sie leer ist kommt man sich richtig verloren vor. Das sollte sich aber bald ändern als die blauweissen griechischen Fans mit viel Getöse einrückten, um ihr Team gegen Russland zu unterstützen.
Ähnlich wie unser Team kommen die Hellenen schwer aus den Startlöchern, da Russland bis zur Halbzeit mächtig auftrumpft. Im letzten Viertel haben Kirilenko und Co. Foulprobleme auf der Centerposition und Griechenland schafft mit dem 66-61 erstmals seit 1997 wieder ein EM-Halbfinale.
Als gegen 20 Uhr die Gelb-Grünen aus Litauen einziehen, etwa 1.000 litauische Fans sind vor Ort, wird die Halle zum Tollhaus. Der Titelverteidiger hat mit drei Siegen schon ein Zeichen gesetzt, während die Franzosen um ihren NBA-Star Tony Parker erst in der Relegation über Italien das Viertelfinale erreichten.
Während auf den gut gefüllten Rängen - 16.500 Fans - beste Stimmung herrschte, boten auf dem Parket beide Teams nicht ihren besten Basketball. 14-6 für Frankreich nach 10 Minuten und zur Halbzeit war das 32-16 der Ausdruck einer starken Defense. Die Magerkost wurde nach dem Wechsel auch nicht gehaltvoller. Am Ende war das 63-47 die Revanche für das 74-70 von Stockholm. So heißt die erste Halbfinalpaarung am Samstag Griechenland vs. Frankreich.
Vom deutschen Team haben wir wenig gesehen, da unser Versuch beim Training reinzuschauen von den Ordnungskräften abgeblockt wurde. Lediglich Sven Schulze plagt eine leichte Fußverletzung.
Bis 18 Uhr ist es noch lang, daher werde ich auch in das Platzierungsspiel Russland vs. Litauen reinschauen. Wenn ich etwas Glück habe werde ich morgen auch aktiv werden, wenn die internationale Presse gegen die aus Serbien-Montenegro antritt. Ob ich an Dirks Turnierschnitt rankomme hängt ganz stark von meiner Tagesform ab.
17.15 Uhr soeben hat der Titelverteidiger Litauen durch das 89-78 gegen Russland die Fahrkarte für Japan 2006 gelöst. Die Halle füllt sich mehr und mehr mit Fans aus Slowenien.
18 Uhr es sind wirklich 8.000 Slowenen gekommen, doch zum Glück sind sie auf den Oberrängen und so erleben wir mit insgesamt 18.000 Fans den Sprungball zum alles oder wenigstens 6. Platz Spiel. Ich habe mich diesmal auf 5 Punkte in der oben offenen Richterskala eingetragen. Mein Optimismus reißt auch viele Zeckpessimisten mit.
Wie bereits bekannt zeichnet sich das ersten Viertel durch Wurfschwäche auf beiden Seiten aus und Pascal macht im Doppelpack zwei Zweier zum 10-8. Punkte mäßig ist er mit Dirk auf gleicher Höhe als es mit 21-12 in nächste Viertel geht.
Erst nach 5 Minuten des 2. Viertels gelingt dann unserem Team der erste Punkte, während sich die Slowenen unter den Höllenlärm ihrer Fans heranschleichen und erstmals in Führung gehen, doch zur Pause steht es 34-34. Die Dramaturgie des Spiels könnte nicht besser sein. Da war bisher immer im 2 Spielschnitt die Intensität und Konzentration steigern konnten, war mein Optimismus weiterhin ungebrochen.
Der Fernsehmann, der mit mir den Platz unter dem Korb teilt meinte - "Roller is first class" - und wie auf Zuruf folgte der erste Dreier in der 24. Minute zum 40-49. Nach einigen Unsicherheiten konnte das 52-47 in das letzte Viertel gerettet werden. Fünf Punkte, wie mein Tipp.
Nach 32 Minuten wieder ein Doppelpack von Pascal mit zwei Dreiern zum 60-47. Am Schluss standen 15 Punkte zu Buche und auch Dirk Nowitzki kam langsam in die Nähe seine Schnitts mit 22 Punkten. Mit 76-62 fiel der Sieg und damit der Einzug ins Halbfinale zu meiner Freude noch weit üppiger als mein Tipp.
Die Siegerfaust von Dirk geht in Richtung unseres Fanblocks und er meinte - "Die Masse macht es nicht. Man muss nur Herz haben und diese Gruppe hat reichlich davon". Vielen Dank.
Nicht nur ich hatte Pascal als eine der tragenden Säulen des Spiels gesehen, sondern auch der Bundestrainer, der unseren Guard wieder zur Pressekonferenz präsentierte. Spätestens am heutigen Abend hat Pascal bei einer europäischen Meisterschaft seine Spitzenklasse unter Beweis gestellt. 27 Minuten stand er als Lenker auf dem Feld und Dirk Bauermann meinte abschließend: "Wir können froh sein, dass wir mit Pascal ein Pointguard haben, der das Tempo regulieren kann und in den entscheidenden Momenten immer wieder sichere Würfe aus dem Ärmel zaubert."
In der Halle wird derweil unser Halbfinalgegner ausgespielt und Mario konnte ich nur aus der Ferne sehen. Nach 15 Minuten führt Kroatien mit 24-17 und Mario hat schon 8 Punkte versenkt.
Danke für das Daumendrücken in der Heimat. Morgen kommt der nächste Hit. In diesem Sinne schönen Tag
Euer HPL
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