Zum Hauptinhalt springen
Letztes Spiel:78:84Sa 01.03.vs HamburgBerichtVideo
Letztes Spiel:92:85Sa 08.03.in BambergBerichtVideo
Heimspiel:So 16.03.16:30 Uhrvs LudwigsburgTickets kaufen
Auswärts:Sa 22.03.18:30 Uhrin Ulm

Interview mit einem Pokalsieger

Stefan Koch gilt als absoluter Basketballexperte und ist heute vor allem als Basketball-Kommentator bekannt. Vor 25 Jahren gewann er als Headcoach mit den SKYLINERS den BBL Pokal. Gegen den damaligen Topfavoriten ALBA BERLIN setzten sich die Frankfurter durch und sicherten sich ihren ersten nationalen Titel. Nun steht für die Hessen erneut ein TOP FOUR an – Zeit, sich die Expertise und Anekdoten eines erfolgreichen TOP FOUR-Akteurs einzuholen.

Was macht das TOP FOUR so besonders?

Ich glaube, es ist einfach eine sehr kompakte Angelegenheit – vor allem atmosphärisch. Du hast die Fans aller vier Teilnehmer in einer Halle, und das Ganze findet an einem Wochenende, also innerhalb von zwei Tagen, statt. Das bedeutet, es spielt auch eine Rolle, wie du mit deiner Energie umgehst und deine Kräfte einteilst. Es gibt keine großen Spielräume – du musst das Halbfinale gewinnen, das steht außer Frage.

Das TOP FOUR ist ja eine Idee, die man ein bisschen aus den USA übernommen hat, vom College-Basketball, vom Final Four. Ich finde, es hat sich bewährt. Andere Länder in Europa, wie Spanien oder Italien, setzen sogar auf ein Final Eight. Aber das ist mir persönlich zu viel – es zieht sich über zu viele Tage, was es für die Fans schwierig macht, so lange vor Ort zu bleiben oder Urlaub zu nehmen. Dazu kommen natürlich auch die Kosten. Ich finde, das TOP FOUR, so wie wir es austragen, hat viele Reize.

 

Das hast du sehr schön gesagt. Kannst du uns einen Einblick geben: Wie ist es, in einem TOP FOUR zu spielen? Wie gestaltet sich so ein Wochenende? Gibt es schon im Vorfeld Anspannung?

Ja, auf jeden Fall! Ich glaube, ich habe vier, fünf oder sogar sechs TOP FOURs gespielt – ich bin mir gerade nicht sicher. Doch, sechs müssten es gewesen sein. Und ja, da ist definitiv Anspannung vorher da.

Als Coach bist du in erster Linie gefordert, das Halbfinale erfolgreich zu gestalten. Gleichzeitig musst du dich aber auf zwei mögliche Finalgegner vorbereiten, weil du ja nicht weißt, auf wen du im Endspiel triffst. Das bedeutet vor allem für die Assistant Coaches eine enorme Herausforderung, weil es sehr viel Arbeit ist.

Man muss auch abwägen, inwieweit man ein Risiko eingehen kann – was heutzutage eigentlich kaum mehr möglich ist. Für uns damals, als wir den Pokal gewonnen haben, war es das aber. Im Halbfinale hatten wir mit Rhöndorf einen Zweitligisten als Gegner, der damals eine Art Farmteam von uns war. Ich sage es ganz ehrlich, wir haben die Vorbereitung auf Rhöndorf relativ überschaubar gehalten und uns unter der Woche schon ein wenig auf ALBA BERLIN fokussiert. So etwas wäre heute in der aktuellen Konstellation kaum noch denkbar.

 

Da hast du mir schon eine Frage vorweggenommen. Beim TOP FOUR spielt man an einem Wochenende zwei Partien. Du hast bereits gesagt, dass ihr euch etwas vorbereitet hattet. Gab es noch besondere Herausforderungen neben dem Fakt, dass ihr im Prinzip drei Teams scouten musstet?

Ja, eine besondere Herausforderung war damals die alte Ausländerregelung. Man durfte nur zwei ausländische Spieler einsetzen. Da unser Halbfinalgegner Rhöndorf als Zweitligist nur einen Ausländer hatte, mussten wir im Halbfinale ebenfalls auf einen verzichten.

Heute ist das anders: Die Ausländerregelung im Pokal orientiert sich nicht mehr an der unteren Liga, wenn ein unterklassiges Team gegen ein höherklassiges spielt. Damals war das aber noch der Fall. Positiv gesehen hatte unser ausländischer Spieler dadurch im Finale mehr Kraft.

Sehr gut! Da würde ich direkt eine Anschlussfrage stellen: Wie hat sich die Herausforderung, den Pokal zu gewinnen, in den letzten 25 Jahren verändert? Ist es heute schwerer oder einfacher als damals?

Ich glaube, so viel hat sich gar nicht geändert.

Fakt ist, dass wir heute ein begrenztes Teilnehmerfeld haben: Es spielen nur die Erstligisten sowie die ProA-Teams der Vorsaison, die die Playoffs erreicht haben. Insgesamt nehmen also nur 24 Mannschaften teil. Damals war das Feld deutlich größer, man musste mehr Runden überstehen.

Allerdings haben heute die Mannschaften, die international spielen, einen geringeren Aufwand, da sie später ins Turnier einsteigen. Ich würde aber nicht sagen, dass es heute schwerer oder leichter ist, den Pokal zu gewinnen – es ist einfach anders.

 

Ihr seid damals als Außenseiter ins Finale gegangen, ähnlich wie die SKYLINERS jetzt ins TOP FOUR. Welche Gefühle hattest du damals, als das Finale beendet war und ihr den Pokal gewonnen habt? Hast du besondere Erinnerungen an die Feier oder die Pokalübergabe?

Ja, ich habe da noch ganz klare Bilder im Kopf.

Zunächst war ich einfach riesig glücklich und froh, dass wir das Ding geholt haben. Dann kam sofort Christian Dachs, der heute noch bei den SKYLINERS ist, mit Pokalsieger-T-Shirts aufs Feld – sie waren schwarz, meine ich. Ich habe mein Jackett ausgezogen und über Hemd und Krawatte dieses T-Shirt angezogen.

Dann erinnere ich mich noch an die Siegerehrung: Es gab Offizielle, die eine Medaille bekommen sollten, während einige verletzte Spieler, die im Finale nicht mitspielen konnten, noch keine hatten. Da bin ich eingeschritten und habe gesagt: „Nein, erst bekommen die Spieler ihre Medaillen, dann alle anderen.“ Diese Momente sind mir bis heute in Erinnerung geblieben.

 

Sehr schöne Erinnerungen! Schauen wir mal auf die aktuelle Saison: Mit MBC, Bamberg und den SKYLINERS sind drei Außenseiter neben dem großen Favoriten FC Bayern München Basketball im TOP FOUR. Hat dich diese Konstellation überrascht?

Ja!

Wenn du mir vor der Saison gesagt hättest, dass genau diese vier Teams im TOP FOUR stehen, hätte ich das nicht geglaubt. Aber im Pokal hängt eben viel von der Auslosung ab. Die Berliner sind ausgeschieden – und das nach einer anstrengenden EuroLeague-Woche. Solche Faktoren spielen eine große Rolle.

Aber wir haben hier einen ganz klaren Favoriten: Bayern München. Die SKYLINERS haben immerhin den Vorteil, im Halbfinale nicht direkt gegen den Top-Favoriten antreten zu müssen. Trotzdem sehe ich Bamberg leicht favorisiert in diesem Duell gegen Frankfurt.

 

Warum könnte in dieser Saison ein Außenseiter den Pokal gewinnen? Gibt es Gründe, warum mal ein Nicht-Etablierter triumphieren könnte?

Du sprichst im Konjunktiv – und dabei muss ich bleiben.

Ich glaube nicht, dass es passieren wird. Ich denke, die Bayern werden das Ding gewinnen. Aber Fakt ist auch, dass wir hinter den Bayern die ausgeglichenste Liga seit Langem haben.

Allerdings würde ich das nicht nur positiv bewerten. Ich glaube, die Liga hat insgesamt an Qualität verloren, und das führt zu dieser Ausgeglichenheit.

 

Als Pokalsieger von 2000: Welchen Tipp kannst du Denis für das TOP FOUR mit auf den Weg geben? Ein kleiner Insider?

Tja, welche Tipps…? Wir sind damals ein gewisses Risiko eingegangen, und das gebe ich ihm auch mit auf den Weg:

Bereite Bamberg nicht zu intensiv vor. Hau sie einfach raus – und setze alles in der Vorbereitung auf München!

 

Sehr gut! Das war’s dann von meiner Seite. Den Pokalsieger hast du ja bereits klar benannt – das war mir aber auch vorher schon klar. Dann hoffen wir mal, dass wir den großen Coup vielleicht doch schaffen oder uns zumindest gut präsentieren. Ich glaube, dann hätten wir auch schon viel gewonnen.

Ja, absolut! Ihr könnt auf jeden Fall stolz darauf sein, im TOP FOUR zu stehen. Hätte man euch das vor der Saison prophezeit, hättet ihr sicher ohne zu zögern gesagt: „Nehmen wir mit!“

 

Richtig, definitiv. Stefan, vielen Dank! Hoffen wir, dass du bald wieder bei uns bist und vielleicht mal wieder ein Spiel von uns kommentierst.

Freue ich mich drauf.