Eine neue Folge aus der Serie "OPEL SKYLINERS Interviews an ungewöhn- lichen Orten". Nach "Malick Badiane in der Waschanlage" kommt jetzt "Kavossy Franklin auf der Bahre".
Während sich Physiotherapeut Daniel Buhl in seinem Behandlungsraum erstmals um den verletzten Fuß unseres neuen Aufbaus bemühte, hatten wir Gelegenheit, den Spaßvogel aus Texas unter die Lupe zu nehmen.
Hi, Kavossy. Hoffentlich liegst du bequem. Hier machen wir übrigens auch immer die Interviews mit deinem Freund Chris. Er ist ja nicht gerade eine gesprächiger Typ und hier kann er nicht entkommen. War er auch bei Eurer Zeit in Sydney so?
Chris ist ein sehr ruhiger Typ, in der Tat. Der explodiert nur auf dem Feld. Ich bin eher ein lustiger Zeitgenosse, der Witze erzählt und auch mal viel Unsinn redet (lacht). Das Leben ist da, um es zu genießen. Ich habe genug negative Dinge erlebt. Jetzt möchte ich die schönen Seiten des Lebens auskosten.
Was waren das für negative Dinge?
(Grinst) Einfach so Dinge, die in meiner Gegend in Houston, wo ich aufgewachsen bin, passiert sind. Ich habe als junger Mensch ein paar Sachen gemacht, die ich nicht hätte tun sollen (grinst wieder). Jetzt weiß ich es besser und habe damit abgeschlossen. Ich hatte früh das Ziel, es im Basketball weit zu bringen. Das hat mir geholfen.
Lassen wir also die Vergangenheit ruhen. Welche Rolle hat Chris bei deinem Wechsel zu den OPEL SKYLINERS gespielt?
Eine große Rolle. Als ich hörte, dass ich wieder mit Chris spielen könnte, war ich sofort Feuer und Flamme. Wenn es ginge, wäre ich bis zum Ende meiner Karriere mit ihm in einem Team. Er ist ein fantastischer Spieler und wunderbarer Charakter. Er hat dem Coach viel von mir erzählt und ich hoffe, ich enttäusche ihn nicht.
Wann glaubst du wieder spielen zu können?
Ich möchte die Dinge nicht überstürzen. Aber ich kenne mich. Ich bin kein Weichei und solche Verletzungen habe ich schon früher gut weggesteckt. Sobald es geht, will ich auf dem Court stehen.
Kannst du beschreiben, wie dein Trainingsunfall passiert ist?
Wir hatten ein Training mit den Hunter Pirates. Ich spielte Eins-gegen-eins gegen einen meiner Teamkollegen. Ich sprang hoch und landete auf seinem Fuß. Dumm gelaufen. Ich dachte sofort: Mann, jetzt kann ich nicht nach Deutschland. Und ich wollte doch schon immer mal in Deutschland spielen. Meine Ex-Frau war auf der Rhein-Main Air Base stationiert und als ich in Frankreich gespielt habe, besuchte ich sie und fand es hier wirklich schön. Unser Physio hat sich gleich um mich gekümmert. Ich hoffe wirklich, dass es nicht so schlimm ist.
Kanntest du die OPEL SKYLINERS bevor das Angebot kam?
Ich bin ein Basketball-Verrückter und verfolgen alle Ligen im Internet. Auch die Deutsche. Ich wusste, wie die OPEL SKYLINERS in der Euroleague gespielt haben, dass Chris und Tryone Ellis hier spielen. Ja, ich bin über die OPEL SKYLINERS informiert. Ich finde es großartig, dass ich die Chance habe, hier zu spielen. Ich werde in diesem Jahr 30. Wenn man in meinem Alter ist, träumt man nicht mehr von der NBA oder irgendwelchem Schnickschnack. Da will man in seinem Job eine gewisse Sicherheit - und die kann ich hier hoffentlich finden.
Ein paar persönliche Fragen, damit die Fans dich besser kennen lernen. In einem Wort: was bedeutet Basketball für dich?
Alles (grinst).
Wie würdest du deinen Basketball-Stil beschreiben?
Ich spiele mit hoher Intensität in der Offense und der Defense. Ich möchte nicht nur scoren, sondern auch die anderen Mitspieler gut aussehen lassen.
Welcher Coach hatte den größten Einfluss auf dich?
Mein Coach vom Junior College, Tommy Collins, hat mich enorm gefördert. Er hat mir beigebracht, niemals zufrieden zu sein. Stillstand ist der Feind eines guten Spielers.
Wann hast du angefangen, organisiert Basketball zu spielen?
Da war ich so 15 Jahre alt. Als Kind wollte ich immer Basketball-Kommentator fürs Fernsehen werden. Vielleicht mache ich das, wenn meine Karriere einmal zu Ende geht, wer weiß. Bevor ich zum Basketball kam, war ich ein begeisterter Football-Spieler. Auch da wäre eine Profi-Karriere möglich gewesen.
Auf welcher Position hast du gespielt?
Ich war Quarterback.
Also bist du ein Leader, der gerne Entscheidungen trifft?
Oh ja, ich bin zum Anführer geboren. Da musste ich nicht rein wachsen. Deswegen habe ich die Tätowierung auf meinem Arm "Second to none". Weil ich immer die Nummer 1 war.
In diesem Team wahrscheinlich nicht...
Ich weiß und das ist auch okay. Ich muss nicht immer der Top Scorer sein. Ich kann mich auch unterordnen und die zweite Geige spielen. Solange wir alle das Gleiche wollen: gewinnen.
Wie verbringst du die Freizeit?
Ich höre Musik, schaue mir gerne Action-Filme mit Wesley Snipes an, schreibe E-Mails - ich mache, was alle tun.
Hörst du Musik vor dem Spiel so wie Chris?
Ja, die Musik gibt mir den Rhythmus für das Spiel. So kann ich mich eingrooven. Am Spieltag muss alles einer festen Routine folgen. Ich muss zu einer bestimmten Zeit schlafen, essen und duschen. Da bin ich abergläubisch.
Bist du auch ein gläubiger Mensch?
Oh ja. Zwei meiner sieben Tattoos tragen den Titel "In God I trust" ("Ich vertraue auf Gott") und "Lord knows" ("Gott weiß alles"). Ein anderes trägt meinen Spitznamen "Scoot" ("sausen"), weil ich schon zwei Wochen nach meiner Geburt ganz flink durch die Wohnung krabbelte.
Dein Vorname ist auch ungewöhnlich. Wo kommt Kavossy her?
Das ist französisch und bedeutet "schwarzer Mann" (grinst). Meine Großmutter hat den Namen ausgesucht.
Die Untersuchung am Donnerstag bei Team-Arzt Wolfgang Raussen brachte gute Nachrichten. "Der Arzt war zufrieden mit dem Heilungsprozess und hat mir grünes Licht gegeben", sagt Franklin, der gerade erst zum Spieler des Monats in Australien gewählt wurde. Wird er schon am Samstag gegen ALBA Berlin sein Debüt für die OPEL SKYLINERS geben? "Ich werde sehen, wie es im Training läuft. Am Samstag wissen wir mehr", sagt der erfahrene Guard. "Wenn er sich fit fühlt, lassen wir ihn spielen", so Headcoach Murat Didin.