Der 71:66 Auftaktsieg der OPEL SKYLINERS sollte auch den letzten Zweiflern klargemacht haben: diese Serie gegen Köln wird von Spielen leben, zu denen "Suspense"-Meister Alfred Hitchcock das Drehbuch hätte liefern können. Allein im zweiten Viertel wechselte die Führung viermal, kein Viertel wurde mit mehr als drei Zählern Unterschied gewon- nen. "Der Pokalsieg gegen Frankfurt war gestern. Es war klar, dass uns in den Play-offs ein harter Wettstreit mit den Frankfurtern bevorsteht. Wir haben mit einem vier Punkte Spiel gerechnet", erklärte Milan Minic. Oder wie es sein Trainerkollege Gordon Herbert ausdrückte: am Ende entscheiden die "kleinen Dinge" den Kampf zweier Teams, die Zerstörerbasketball auf hohem Niveau zelebrieren. Heißt: keine einfachen Punkte für die Konkurrenz, ob in der Zone oder jenseits der 6.25 m Linie, halsbrecherische Hechtsprünge nach jedem "Loose Ball", Defense pur und gnadenlos.
Bernd Kruel: "Köln hat hart gespielt und ver- sucht, uns durch seine physische Defense einzuschüchtern. Heute hat es nicht funk- tioniert, die Spieler haben sich sogar selbst in Foultrouble gebracht. Im Hinblick auf die Serie darf man aber nicht vergessen, dass wir ein junges Team sind, das eben seine Ups & Downs hat. Es wird noch ein hartes Stück Arbeit, Köln hat die Spieler, um sich per Einzelleistung im Spiel zu halten."
Kein Wunder, dass Gordon Herbert den schwedischen Verteidigungsminister Ibrahim Diarra fünf Minuten in die Abwehrschlacht warf. Diarra, der 30-jährige Veteran und "Hustler" aus Leidenschaft, verkörpert alles, worum es in den Play-offs geht. "Defense wins championships" und "only the strong survive". Letzterer Spruch prangt auf dem Bizeps des Frankfurter Centers Mario Kasun, der neben 18 Punkten (bei einer sensationellen Quote von acht von acht aus dem Feld) auch mit "mentaler Härte" (Gordon Herbert) glänzte. Nur vier Fouls in 25 Minuten sind für einen jungen Mann, der als "Mister Foultrouble" ver- schrieen ist, gerade in den hitzigen Play-offs eine anknüpfenswerte Leistung. An den Foulschüssen muss freilich noch gefeilt werden (2/7). Doch im Ver- gleich zwischen zwei der schwächsten Freiwurfteams der Liga kann ja letzt- endlich auch den Ausschlag geben, wer von der Linie am wenigsten schlecht trifft. "Wir haben eine bessere 3er- als Freiwurfquote. Das sagt wohl alles, woran wir arbeiten müssen", so Milan Minic.
Gordon Herbert lobte die Arbeitseinstellung ("work ethic") seiner Jungs und meinte damit auch einen Spieler wie Robert Garrett. Mit 16 Punkten pro Spiel wäre "Robse" in jedem anderen Team ein Starter. Gordon Herbert lässt den Würzurger Turbo nun schon seit einigen Wochen von der Bank kommen. Eine Rolle, die der 27-jährige Nationalspieler mit professioneller Einstellung akzeptiert, weil es der Mannschaft dient.
Garrett: "Die Guards wurden sehr druckvoll verteidigt, daher war es sehr wichtig, dass wir als Team aufgetreten sind und das Spiel unter den Korb verlegen konnten. Vergange- nes Wochenende haben wir uns in Einzel- aktionen verloren, heute sind wir dagegen als Einheit aufgetreten."
Doch selbst mit Garrett als Energyzer lieferte die kurze Bank der OPEL SKYLINERS nur 18 Punkte ab. RheinEnergie wechselt dafür einen Welt- und Europameister namens Sasa Obradovic ein, der alleine 18 Punkte markierte. Insgesamt kamen die Kölner Bankspieler auf 31 Zähler.
Aufopferungsvoll setzte sich auch Jukka Matinen ein. Der 2.03 m lange "Finjet" überließ die Körbe anderen, hing stattdessen am sechs Zentimeter größeren Geert Hammink wie ein siamesischer Zwilling und half, den drittbesten Kölner Scorer (11,5 Punkte im Schnitt) auf vier Punkte, bei zwei von neun Würfen aus dem Feld zu halten.
Und wenn auch diese Killer-Defense im zweiten Aufeinandertreffen am Diens- tag nicht hilft, muss eben wieder "Mister Double Double" aus Alabama den Unterschied machen: mit seinen 16 Rebounds stellte Chris Williams nicht nur die klare Überlegenheit am Brett her, sondern auch einen neuen Vereins- rekord auf. Die alte Bestmarke stammt aus der Saison 1999/2000 als Sinisa Kelecevic 14 Rebounds in einem Play-off Spiel angelte.
<link>Chris Williams: "Der Schlüssel zum Sieg war unsere gute Rebound-Arbeit. Spiel 2 wird sicherlich ebenso knapp und emotio- nal. Inklusive der beiden Vorbereitungs- spiele sind wir jetzt schon sechsmal in dieser Saison auf Köln getroffen, da kennt man den Gegner und sein Spiel ziemlich gut und kann sich auf ihn einstellen."
Gordon Herbert: "Um ein Play-off-Spiel zu gewinnen, muss man als Team spielen, die Rebounds kontrollieren und gut vertei- digen. Wir haben heute alle drei Dinge getan. Zwar war es keine perfekte Vorstellung von uns, dafür haben wir immer noch zu viele Fehler gemacht, aber wir sind auf dem richtigen Weg."