Ende April haben die FRAPORT SKYLINERS in einem Herzschlagfinale gegen Ludwigsburg den Klassenerhalt unter Dach und Fach gebracht. Hast du dich von dieser nervenaufreibenden Saison gut erholt?
Ja, definitiv. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass der erfreuliche Saisonabschluss mit dem Sieg gegen Ludwigsburg viel positive Energie freigesetzt und für konstantes Gut-Drauf-sein gesorgt hat. Deshalb war ich nach der Saison auch nicht total fertig, obwohl die Saison natürlich ohne Frage enorm anstrengend war.
Hast du nach dem Saisonende erst einmal eine längere Trainingspause eingelegt?
Ich hatte ja gegen Saisonende Muskelprobleme in den Waden. Es war mir sehr wichtig, dass ich das erst einmal komplett auskuriere. Vor diesem Hintergrund habe ich in den vergangenen Wochen – das Mini-Camp Ende Mai mal außen vor gelassen – eigentlich gar kein Basketball gespielt. Ich war aber häufig im Fitnessstudio und bin laufen gegangen. Das habe ich bislang stets erst zu einem späteren Zeitpunkt in der Off-Season gemacht. Ich bin noch immer kein großer Jogging-Liebhaber (schmunzelt), aber mittlerweile macht es mir etwas mehr Spaß. Man kann die Zeit beim Laufen nutzen, um mal ein bisschen nachzudenken.
Du bist mittlerweile 32 Jahre alt. Spürst du so langsam im Training deine Knochen?
Es geht (lacht). Ich weiß, dass es im Alter schon etwas schwerer wird, sich fit zu halten. Wenn ich jetzt einige Wochen lang nur grillen gehen würde, dann würde ich natürlich schneller Pfunde ansetzen. Insofern bin ich mir bewusst, dass ich den Sommer sinnvoll nutzen und arbeiten muss. Die Motivation dazu habe ich auf jeden Fall. Ich schon einige Male auf dem Freiplatz – das macht noch genauso viel Spaß wie früher. Ich merke alles in allem noch nicht, dass ich zum alten Eisen gehöre (schmunzelt).
Zieht es dich auch ab und an ins Schwimmbad?
Ich war in diesem Jahr noch gar nicht so oft im Schwimmbad. So viele sonnige Tage gab es ja bislang noch nicht, außerdem habe ich auch das ein oder andere zu tun. Ich übernehme Aufgaben im Office der FRAPORT SKYLINERS und versuche – wo ich kann – zu helfen. Das brauche ich, um den Kopf ein wenig zu stimulieren (schmunzelt).
Darüber hinaus hast du in jüngster Vergangenheit zwei Vorträge gehalten...
Das ist eine neue Aufgabe, die nach der Saison an mich herangetragen wurde. Zum einen habe ich einen Kurzvortrag bei einem Kamingespräch der Heraeus-Bildungsstiftung gehalten. Dabei ging es um das Thema „Einzelkämpfer versus Teamplayer – Chancen und Grenzen des Individualismus“. Bei dem Vortrag konnte ich meine Sicht als Sportler gut darstellen. Natürlich habe ich stark die Sicht des Teamplayers vertreten (schmunzelt). Die Veranstaltung hat mir sehr gut gefallen – auch, weil ich viele interessante Persönlichkeiten kennenlernen durfte.
In der vergangenen Woche hatte ich einen etwas längeren Vortrag (Anmerkung: rund eine Stunde) gehalten, bei dem es um das Thema „Surviving fierce competition“ ging. Diesen Vortrag habe ich für den BARIG e.V. – eine Interessenvertretung von verschiedenen Airlines – gehalten, der ein Quartalstreffen in Dreieich hatte. Dabei habe ich versucht, den Druck im Sport mit jenem in der freien Wirtschaft zu vergleichen. In diesem Zusammenhang konnte ich natürlich einige Erlebnisse aus der vergangenen Saison einbringen, die ja noch sehr frisch sind. Von daher konnte ich das Ganze auch sehr emotional herüber bringen.
Die Vorträge waren die ersten seit deiner Studiumszeit, die ja schon einige Jahre zurückliegt. Warst du deshalb nervös?
(schmunzelt) Eine gewisse Anspannung war natürlich schon da und natürlich musste ich mich auch ein bisschen vorbereiten. Nachdem die Probe-Durchgänge zu Hause aber ganz gut funktioniert haben und ein roter Faden zu erkennen war, war ich recht entspannt. Nach den ersten Minuten war ich dann ganz locker und alles hat prima geklappt.
Du hast viel positives Feedback auf deine Vorträge erhalten. Kannst du dir vorstellen, zukünftig häufiger den Platz am Rednerpult einzunehmen?
Das ist schon eine Sache, die mir Spaß macht. Solche Aktionen sind eine schöne Abwechslung zur Saison, während der ja eigentlich nur der Körper gefragt ist. Deshalb finde ich es schön, im Sommer mal den Kopf zu entstauben (schmunzelt) und sich einer anderen Art von Herausforderung zu stellen. Ich werde mit Sicherheit noch den einen oder anderen Vortrag halten, aber ich denke nicht, dass ich irgendwann mal professioneller Redner werde (lacht).
Es geht ja auch noch in den Urlaub. Wo fährst du hin und was steht auf dem Programm?
Meine Frau und ich machen eine kleine Tour an der Westküste der USA. Wir fangen in San Francisco an und werden dann mit dem Auto runter nach Los Angeles fahren. Ich freue mich sehr darauf, weil ich so etwas bislang noch nie gemacht habe. Ich denke, dass das ein schöner Trip wird. Es wird kein reiner Strandurlaub, aber ich bin mir sicher, dass wir uns ganz gut erholen können.
Mitte August steigen die FRAPORT SKYLINERS dann wieder in das Mannschaftstraining ein. Mit dabei sein wird Jacob Burtschi, den du bereits kennst. Wie sehr hat es dich gefreut, dass er nach Frankfurt zurückgekehrt ist?
Ich freue mich enorm, dass Jacob wieder in Frankfurt spielen wird. Ich hatte auch zwischendurch mit ihm Kontakt und immer das Gefühl, dass er die Stadt und den Verein in sein Herz geschlossen hat und er immer die Hoffnung hatte, mal zurückkommen zu können. Ich denke, dass seine Rückkehr für Jacob und den Verein eine ideale Situation ist. Jacob ist ein toller Spieler, der mit viel Leidenschaft bei der Sache ist – genau das wollen wir in der kommenden Saison unseren Fans bieten. Ich kann es kaum erwarten, wieder mit ihm zusammen zu arbeiten. Er soll nur nicht mehr so viele Offensiv-Fouls gegen mich aufnehmen – das mag ich nicht so gern (lacht).
Mit Gordon Herbert steht künftig ein alter Bekannter als Headcoach an der Seitenlinie. Was erwartest du?
Als er Ende Mai schon mal kurz in Frankfurt war, hatte ich bereits ein sehr gutes Gespräch mit ihm. Gerade für die Entwicklung unserer jungen Spieler ist seine Rückkehr enorm wichtig. Gordon Herbert ist ein Coach, der Basketball wie kaum ein anderer lehrt. Kurzum: Ich freue mich sehr auf die erneute Zusammenarbeit mit ihm.
Einer der jungen Spieler ist Johannes Voigtmann, der auf der Center-Position als eines der größten Talente hierzulande gilt und sich in der vergangenen Runde sehr gut entwickelt hat. Kannst du ihm als Routinier trotzdem noch das ein oder andere beibringen oder ist er dir mittlerweile weit voraus?
(lacht) Johannes ist mir in einigen Bereichen natürlich voraus, denn er bringt schließlich sehr viel Talent mit. Es ist ganz toll zu sehen, dass er trotz seines jungen Alters schon so weit in seiner Entwicklung ist. Nichtsdestotrotz denke ich, dass ich ihm mit meiner Erfahrung hier und da Tipps geben kann. Ich will mich aber nicht als großer Lehrmeister aufspielen – ganz im Gegenteil. Johannes weiß ganz genau, dass ich für ihn da bin, wenn er Hilfe braucht. Ansonsten spiele ich auch sehr gerne gegen ihn, um mir das ein oder andere von ihm abzuschauen. Das ist also ein Geben und Nehmen.
Was kannst du dir von ihm abschauen?
Naja, Johannes ist enorm vielseitig. Was bei seiner Größe aber besonders beeindruckend ist: Er ist ein starker Passgeber und kann das Spiel lesen.
Der Kader der FRAPORT SKYLINERS nimmt frühzeitig Konturen an, wie ist dein Bauchgefühl für die kommende Saison?
Ich denke, dass wir als junge Mannschaft mit Sicherheit hier und da eine gewisse Inkonstanz drin haben werden. Ich hoffe ganz einfach, dass ein Fortschritt erkennbar sein wird, wir uns stetig weiterentwickeln und gerade in der Fraport Arena ansehnlichen Basketball spielen werden. Ich bin in dieser Hinsicht sehr zuversichtlich.
In der vergangenen Saison sind viele Spiele knapp verloren gegangen. Denkst du, dass die Mannschaft – weil sie eben viele schwierige Phasen durchstanden hat – künftig auch in engen Partien cleverer auftreten kann?
Ob das eine Auswirkung auf knappe Spiele hat, weiß ich nicht – es könnte aber schon sein. Für mich kann ich sagen: Die schwierige Saison und vor allem das letzte Spiel gegen Ludwigsburg hat enorme Auswirkungen darauf, wie ich mit Drucksituationen umgehe. Ich bin der Meinung, dass man durch das Durchstehen von schwierigen Phasen fast noch mehr Kraft als aus vielen Siegen schöpfen kann. Ich will nie mehr so eine Situation wie rund um das Ludwigsburg-Spiel erleben, aber bin mittlerweile sehr froh, das alles erlebt zu haben. Ich habe das Gefühl, dass ich daraus gestärkt hervorgegangen bin. Ich denke, dass es sehr vielen im Verein ähnlich wie mir geht.