Daphne Bouzikou ist gefragt, ihr Terminkalender brechend voll. Neben der Betreuung einer nicht immer einfach zu coachenden Basketballmann- schaft engagiert sich die 34-jährige beim Ablauf der School Clinics, wo sie zusammen mit Spie- lern aus dem Team jugendlichen Schülern das Korbspiel näher bringen möchte. Dazu kommt ihr zweieinhalb Jahre alter Sohn Sinas Theodoros und ganz nebenbei ist sie auch bei diversen Medienvertretern ein gern gesehener Gesprächs- partner.
Daphne ist seit dem Gründungsjahr der OPEL SKYLINERS mit an Bord, hat somit den Pokal- sieg unseres Teams hautnah miterlebt. Grund genug für uns, mal über Erinnerungen an 2000 und Aussichten für 2004 zu plaudern.
War es eine besondere Situation, hinsichtlich der kurz zuvor erfolgten Gründung der OPEL SKYLINERS, gleich um einen Titel spielen zu dürfen?
Man hat natürlich vage Saisonziele ausgegeben und leise ausgesprochen, dass uns allerdings gleich der große Wurf gelingt, daran hat eigentlich niemand so recht geglaubt. Das war schon eine Riesenüberraschung.
Sieht man das nach fünf Jahren in der Liga etwas relaxter, oder ist man vor so einem Ereignis immer noch so aufgeregt wie damals?
Do-or-die-Situationen sind immer aufregend, da kannst Du noch so erfahren sein. Wenn Du vor der Situation stehst, das wofür Du gearbeitet hast zu errei- chen, wenn Du gewinnst, oder eben nicht, wenn Du verlierst, ist das immer etwas Besonderes, ob Du jetzt ein Jahr in der Liga bist oder fünf oder sechs.
Hat der Gewinn des Cups Deine persönliche Laufbahn beeinflusst? Für Dich war es ja der erste Titel Deiner Coaching-Karriere. Wie denkst Du heute darüber? Eine "Erinnerung für die Ewigkeit"?
Ich bin nicht so der sentimentale Typ. Der Pokalsieg 2000 war ein Riesending, aber er ist nichts Besonderes, nur weil es der erste war. Für mich hat dieser Titel eher sportlichen Wert. Sollte in diesem oder in den nächsten Jahren tatsächlich noch ein Titel dazukommen, wäre dieser nicht weniger wertvoll, weil ja genauso viel Arbeit darin stecken würde. Außerdem kann man einen Erfolg nicht mit dem anderen vergleichen, da eine komplett andere Mann- schaft daran gearbeitet hat.
...aber eine schöne Erfahrung war, dass es sich als Sieger eines solchen Wettbewerbs wunderbar feiern lässt!
Wie kannst Du das Gefühl beschreiben, dass Du hattest, als feststand, dass das Finale gewonnen war?
Das konnte man kaum fassen. Du stehst in der Halle, das Spiel ist vorbei, Siegerehrung, aber so richtig realisieren kannst Du es da noch nicht. Das kam dann erst ein paar Tage später, als ich zusammen mit unserem damaligen Headcoach Stefan Koch das Spiel noch mal analysiert habe. Wir sahen das Spiel auf dem Bildschirm, schau- ten uns an und sagten uns: "Wir haben's echt geschafft!"
Hast Du eine "schönste Erinnerung" an diesen Tag?
Kai Nürnberger kam komplett in bayerischer Tracht auf die After-Party. Mit der Montur war er der Star des Abends.
Wie ist die Stimmung im Team vor so einem Finale? Sind die Coaches vielleicht etwas angespannter drauf als die Spieler, da sie nach dem Tip-Off das Spiel ja nur noch begrenzt beeinflussen können?
Es ist richtig, dass man als Coach während dem Spiel nur noch eingeschränkt Einfluss nehmen kann. Daher ist die Vorbereitung sehr wichtig. Man muss bereits im Vorfeld alles dafür tun, dass die Spieler in der Lage sind, ihre Top- leistung abzurufen. Da zählt bei einem Finale natürlich dazu, die Spieler darauf einzustimmen, dass es nur dieses eine Spiel gibt.
Wie Du schon sagst: Im Pokal herrscht bei jedem Spiel Endspielstimmung, gerade natürlich, wenn das TOP 4 ansteht. Wie definiert sich Deine Rolle gegenüber der Mannschaft? Psychologe, Motivator, oder einfach nur Übungsleiter? Sind Spieler da anders zu handhaben als üblich?
Die Spieler sind Profis. Sie leben für solche Momente und wissen, dass sie sich diese Chance selbst erarbeitet haben. Allein dadurch sind sie schon motiviert, da muss ich meinen Coaching-Stil normalerweise nicht umstellen.
Was denkst Du, was denken die Spieler über diesen Wettbewerb? Der Focus liegt ja nach wie vor auf den anstehenden Play-offs.
Wir haben vor der Saison natürlich unsere Ziele formuliert. Darunter fiel auch der Pokal-Wettbewerb. Um unsere Ziele erreichen zu können, müssen wir einen Schritt nach dem anderen nehmen. Bis zum TOP 4 ist die Liga an der Tagesordnung, und wenn es soweit ist, dann können wir uns wieder auf den Pokal focussieren. Das sehen auch die Spieler so. Das Erreichen des TOP 4-Turniers ist ein großer Erfolg, jetzt gilt es aber, den nächsten Schritt zu nehmen. Das ist es, wofür wir arbeiten.
Wie beurteilt das Team den Fakt, dass es vor eigenem Publikum ran darf?
Das ist natürlich ein riesiger Vorteil! Für die Fans ist es die Gelegenheit, hautnah bei so einem Ereignis dabei zu sein. Das Team freut sich auf die Unterstützung.
Wie war es damals? Hatte eine ausverkaufte Ballsporthalle vollgestopft mit eigenen Fans die antreibende Wirkung, die man vermuten könnte?
Na ja, ehrlich gesagt, waren da gar nicht so viele Fans, denn ähnlich wie der Verein, musste natürlich auch unsere Fan-Gemeinde erst einmal wachsen. Und so war die Zahl unserer Supporter im ersten Jahr natürlich auch weitaus geringer, als sie es jetzt ist. Von einem Antrieb, wie ihn Deine Frage versteht, kann man also eigentlich nicht sprechen.
Zum Verein: Damals wie heute arbeiten die OPEL SKYLINERS an ihrer Popularität und ihrem Bekanntheitsgrad im Rhein-Main-Gebiet. Wie nimmst Du den Stand der Organisation in der Öffentlichkeit wahr?
Wir sind sehr aktiv, was die Öffentlichkeits- arbeit angeht. Mit dem School Cup, aber auch den School Clinics verfolgen wir zum einen immer das Ziel, den Jugendlichen den Sport Basketball näher zu bringen, zum anderen nutzen wir dieses Terrain natürlich auch, um die Marke OPEL SKYLINERS bekannt zu machen. Man merkt dabei, dass das Interes- se zur Teilnahme an solche Veranstaltungen stetig wächst.
Konnte der Pokalsieg 2000 die Popularität des Teams beeinflussen?
Das Medieninteresse wuchs schon, aber für die breite Öffentlichkeit waren der Verein und auch der deutsche Basketball einfach noch zu unbekannt, um wirklich hohe Wellen zu schlagen. Wenn Du damals in einem Gespräch erwähnt hast, dass Du für die OPEL SKYLINERS arbeitest, war es nicht unüblich, dass Dein Gegenüber nicht wusste, wovon Du da sprichst... Nach fünf Jahren Liga-Präsenz sieht das heute schon etwas anders aus. Ein ähnlicher Erfolg wie damals, würde sich heute wahrscheinlich um einiges förderlicher für den Bekanntheitsgrad erweisen.
Der Liga-Endspurt steht bevor, das Team hat noch die Möglichkeit auf Platz 2 zu springen. Dazu kommen die Play-offs, in denen dieses Jahr mächtig aufgeräumt werden soll. Wie passt der Pokal in die Trainingsplanung? Nur ein weiterer Spieltag, oder gibt's Extraschichten?
Also Extraschichten gibt's nicht. Normalerweise handhaben wir das eher genau umgekehrt: Weniger Einheiten, die dann aber kurz und intensiv. Die Saison ist sehr lang, da ist man schon oft genug zusammen. Uns ist wichtig, dass die Spieler den Kopf frei haben, um nach all der Arbeit nicht das Ziel aus den Augen zu verlieren.
<link>Zur Zeit läuft es für das Team richtig gut: Das Team scheint seine Liebe zur Ball- sporthalle gefunden zu haben. Wie würde sich ein möglicher Pokalsieg hinsichtlich der Play-offs auf das Team auswirken? Motivierend, beruhigend oder ließen sich die Spieler dadurch eher nervös machen?
Wie schon gesagt, haben wir uns vor dem Beginn der Saison unsere Ziele gesteckt. Ein Ziel war es, auf europäischer Ebene den nächsten Schritt zu nehmen. Das ist uns leider nicht gelungen. Diese Enttäu- schung hat sich auch auf die Liga ausge- wirkt, wo wir zu dieser Zeit einen kleinen Knick hatten. Aber das ist normal: Durch das verpasste Ziel lässt Du Dich halt etwas runter ziehen. Anders ist es, wenn Du Dein Ziel erreichst: Man gewinnt an Selbstvertrauen und glaubt an sich und seine Stärken.
Gerade in unserer Situation wäre ein Erfolg im Pokal wohl eher ein Motiva- tionsschub für die Spieler, wenn sie merken, dass ihre Arbeit nicht umsonst war.
Na dann sollten wir Daphne und den Jungs mal alle Daumen drücken! Die Erfahrung, wie es sich als Sieger feiern lässt, wollen wir schließlich auch mal kennenlernen...
Danke Daphne!