Nach Robert Maras´ Weggang bist Du der einzig verbliebene Senior-Center. Wie geht es Dir mit der neuen Rolle?
Wir haben bei den OPEL SKYLINERS eine gute Mischung aus jung und alt. Außer Malick und mir können ja auch Hasan und Chris die Center-Position übernehmen.
Aber Chris ist kein klassischer Center...
Chris spielt die 4. Natürlich ist seine Hauptaufgabe nicht, gegen 2,10m-Brocken anzutreten. Aber er ist recht flink und überall zu finden. Er ist außerdem unser bester Bälleklauer.
Wo siehst Du Vor- und Nachteile der jungen OPEL SKYLINERS Truppe?
Mladjen z.B. spielt gute Spiele für uns. Natürlich kann ein junger Spieler nicht so konstant spielen, wie ein erfahrenerer. Aber die Jungen bringen eine Menge Schwung und Ehrgeiz mit. Deshalb gibt der Trainer ihnen auch immer wieder eine Chance. Sie sind extrem lernwillig. Lernwillig müssen aber auch wir älteren, erfahreneren Spieler bleiben. Auch ich versuche ständig dazuzulernen und mich weiterzuentwickeln.
Ist es gut, auf der Center-Position einen Konkurrenten weniger zu haben?
Natürlich gibt es einen Konkurrenz-Kampf auf der Center-Position. Aber das kann doch nur gut für die OPEL SKYLINERS sein. Mich mit Robert zu messen, hat mich immer gepuscht. Aber wie schon gesagt, haben wir nach wie vor mehrere Kandidaten, die die Position ausfüllen können.
Obwohl Du Deutscher Meister bist, musstest Du zu Beginn der Saison häufig auf der Bank Platz nehmen. Wie gehst Du mit solchen Situationen um?
Auch wenn jeder gerne spielt, bleibt es auch die Aufgabe eines Bankspielers sich fit zu halten. Ich habe weitergearbeitet, um dann einspringen zu können, wenn ich gebraucht werde. Man stelle sich doch nur einen Bankspieler von ZSKA Moskau vor. Der weiß, dass er in jeder anderen Mannschaft Europas in der Starting Five wäre. Aber er ordnet sich der Mannschaft unter, um bereit zu stehen, wenn er gebraucht wird. Nur so kann das Team Erfolg haben.
Gerade als Team scheint ihr ja im Moment besonders zu harmonieren. Und in diesem Klima scheinen auch Einzelne über sich hinaus zu wachsen.
Nehmen wir zum Beispiel Alex. Der kam letztes Jahr zu einigen wenigen Einsätzen und zeigt dieses Jahr eine enorme Entwicklung. Obwohl seine Aufgabe die Verteidigung ist, zeigt er auch ein gutes Spiel im Angriff. Wenn Spyro Malick uneigennützig vor dem Korb den Ball abgibt, kann sich Malick über seinen Dunk und Spyro über seinen Assist freuen. Aber Teamarbeit zeigt sich nicht nur in Rebounds und Punkten, sondern auch in Verteidigung und Blocks. Und das haben wir verinnerlicht.
Aber Uneigennützigkeit muss doch auch seine Grenzen kennen, wenn man Erfolg haben will.
Mit Sicherheit. Wenn Du noch zur Seite passen willst, obwohl die Uhr gleich abgelaufen ist, ist das dumm. Als Profi musst du immer noch bereit sein, Tipps anzunehmen. Ich selbst neige eher zum Extrapass, als zu Ego-Aktionen. Früher war ich manchmal viel zu uneigennützig, während ich jetzt viel häufiger direkt zum Korb ziehe. Insbesondere Chris, Tyrone und Pascal haben mir immer wieder gesagt "Schieß!". Und das habe ich verinnerlicht.
Andererseits habe starke Einzelkämpfer es auch nicht immer leicht. Robert Garrett war als "Egozocker" verschrien. Teilst Du diese Auffassung?
Diese Kritik ist dann berechtigt, wenn ein solcher Spielertyp nicht trifft. Aber gerade Robert Garrett hat uns viele Spiele gewonnen. Und in solchen Momenten hat ihn natürlich niemand kritisiert.
A propos. Wie sieht es denn mit Kontakt zu den Ehemaligen aus. Besteht noch Kontakt zu Robert Maras und Mario Kasun?
Robert hat mir seine Festnetznummer in Spanien gegeben. Wir tauschen uns noch aus. Zu Mario besteht kaum Kontakt. Er ist viel unterwegs.
Wie charakterisierst Du dein Spiel im Vergleich zu Robert und Mario?
Mario ist der Springer und sehr kräftig. Robert ist ebenfalls kräftig, macht aber mehr mit Überblick. Ich selbst suche wie gesagt häufig den Extrapass.
Verfolgst Du die NBA?
Wenn mal Basketball im Fernsehen ist, schaue ich mir das an. Aber ich muss mir nicht jede Statistik durchlesen. Früher habe ich mich mehr für die NBA interessiert. Wenn ich heute den Fernseher einschalte, fällt mir auf, dass viele Spieler längst bei anderen Clubs spielen oder bereits im Ruhestand sind.
Hast Du einen Lieblingsclub?
Nein. Aber San Antonio, Dallas und Sacramento haben mir immer aufgrund ihres Spielwitzes gefallen.
Lieblingsspieler?
Kevin Garnett und Dirk Nowitzki spielen einen schönen Basketball.
Wie geht es dem Privatmenschen Bernd Kruel?
Ich wohne mit Frau und Sohn in einer Wohnung im Nordwestzentrum nahe an der Trainingshalle. Das kann ruhig jeder wissen. Darüber hinaus halte ich mein Privatleben aus der Öffentlichkeit heraus. Soviel Öffentlichkeit im Privatleben wie beim FC Bayern München z.B., das wäre nichts für mich. Natürlich gibt es da einen Kreislauf von Öffentlichkeit und Geld, aber auf solchen Trubel kann ich gerne verzichten.
Du lebst jetzt mehr als ein Jahr in Frankfurt. Wie gefällt Dir die Stadt?
Es lebt sich hier sehr angenehm. Ich mag Städte mit einer riesigen Fußgängerzone und da sind Nordwestzentrum und die Zeil natürlich ideal für mich. Für meine junge Familie sind die vielen Restaurants ideal und auch Singles kommen mit den vielen Bars und Kneipen auf ihre Kosten. Ich kenne auch keine andere Stadt, die ein solches Angebot an Spitzensport hat: Fußball, Handball, Eishockey, Football und Basketball als regelmäßiges Angebot in einer Stadt. Das birgt natürlich die Gefahr, dass die einzelne Sportart nicht soviel Aufmerksamkeit und Zuschauer bekommt.
<link>Wie sah es da in Hagen aus, wo Du herkommst?
Da war das Angebot begrenzter. Wir hatten mit Basketball schon eine exklusive Stellung und deshalb auch fast immer eine volle Halle. Phoenix Hagen entwickelt sich ja ganz gut. Vielleicht gibt es in Hagen ja bald wieder Bundesliga-Basketball. Dann könnte ich wieder zu einem Spiel in meiner ehemaligen Heimatstadt antreten. In Schwelm, was ganz in der Nähe liegt, konnte ich aufgrund meiner Grippe nicht dabei sein.
Die Fragen stellte Heiner Detert