Christopher "Chris" Williams ist der wohl lässigste Spieler in unserem Team. Ob auf oder neben dem Feld - "Big Smooth" kann so schnell nichts aus der Ruhe bringen. Das macht ihn gerade in der heißen Phase eines Spiel, der "Crunch Time", wenn über Wohl und Weh entschieden wird, zu einer ganz wichtigen Option im System von Headcoach Gordon Herbert.
Meist ist "der große Sanfte" schon Stunden vor Spielbeginn in der Halle, schleicht durch den Korridor vor der Kabine, Kopfhörer mit seiner geliebten R&B-Musik auf den Ohren.
Wenn der 2-Meter-Mann da so entlang tie- gert, den coolen Schlafzimmer-Blick auf einen imaginären Punkt fokussiert, erinnert Chris ein wenig an die Raubkatzen, die er so liebt.
"Ich mag wilde Tiere. Jäger, die ihre Beute schlagen." Für die OPEL SKYLINERS geht Chris mit schöner Regelmäßigkeit auf Punktejagd. Viermal war der 23-Jährige aus Alabama schon Top Scorer, im Schnitt erbeutete er in Ligaspielen 15,2 Punkte und 6,8 Rebounds.
Chris, erstmal herzlichen Glückwunsch zur neuen Kojak-Frisur. Sieht cool aus. Wie kamst du auf die Idee?
Ich war es einfach leid, dass Tyrone mich ständig wegen meiner Haare ärgerte. Dauernd sagte er: Hey, deine Matte ist viel zu lang - du siehst schon wie ein Hippie aus.
In manchen Sportarten hat man durch Glatze ja gewisse Schnelligkeits- vorteile. Du warst beim Spiel gegen den MBC auch recht flink, hast dein 4. Double Double der Saison geholt und dich im Duell mit Wendell Alexis behauptet, der auch 20 Punkte machte.
Schon, aber das kümmert mich wenig. Wir haben das Spiel verloren. Ich hätte von mir aus zwei Punkte machen können und er 20 - Hauptsache, wir hätten das Spiel gewonnen. Persönliche Stats sind mir nicht so wichtig.
Wendell Alexis ist 39 Jahre alt, hat viele Jahre seiner Karriere in Deutschland verbracht und wird sie auch möglicherweise hier beenden. Könntest du dir das auch vorstellen oder würdest du sagen, nur in Deutschland zu spielen, ist eine verschwendete Karriere.
Klar kann ich mir vorstellen hier zu bleiben. Man sollte immer mit dem zufrieden sein, was man hat. Natürlich gebe ich 100 Prozent, um mein Ziel NBA zu erreichen. Dabei geht es nicht um das Geld, den Ruhm oder solches Zeug. Du willst dich als Spieler mit den Besten der Welt messen. Dafür arbeitest du jeden Tag hart. Es gehören aber auch Glück und die richtigen Beziehungen dazu, um es in den Staaten zu schaffen.
Beeinflusst es dich, wenn du weißt, das NBA Scouts in der Halle sind?
Nein. Man muss sein Spiel spielen - egal wer zusieht.
In der NBA muss man sich nur auf ein Ziel - die Meisterschaft - konzentrieren. In Deutschland haben wir den BBL Pokal, die Liga und den europäischen Wettbewerb. Ist das schwieriger?
Vielleicht, aber dafür gibt es in der NBA wesentlich mehr Spiele.
<link>Was ist wichtiger: BBL oder ULEB?
Da setze ich keinerlei Prioritäten. Ich will jedes Spiel gewinnen. In den letzten Heimspielen haben wir leider etwas flach begonnen und drehten erst in der letzten zwanzig Minuten richtig auf. Das müssen wir ändern. Es scheint manchmal so, als ob wir erst hinten liegen müssten, damit wir richtig wach werden.
Kann es sein, dass sich das Team eventuell in der Rolle des Jägers besser fühlt, als in der des Gejagten?
Ja, das könnte man sagen.
In diesem Sinne: Weidmanns Heil in den nächsten Spielen Chris!