Zum Hauptinhalt springen
Letztes Spiel:84:91So 29.12.vs MünchenBerichtVideo
Letztes Spiel:85:66Sa 04.01.in Chemnitz Bericht
Heimspiel:So 12.01.18:00 Uhrvs BerlinTickets kaufen
Auswärts:So 19.01.15:00 Uhrin Bonn

Talent alleine reicht nicht - Raphael Török im Porträt

Bereit zum Abheben - unsere #4 Raphael Török (Foto: Oliver Schneider) Wer Raphael Török spielen sah, schwärmt von seinem Offense-Talent. Als 17-Jähriger zockte "RaphAttack" in Paris beim European All Star Camp gegen Tony Parker - und der "schöne Tony", 2003 NBA Champion mit den San Antonio Spurs, zog den kürzeren. Raphael wurde zum MVP des Turniers gewählt. Zaungäste des Bamberg Spiels sagen, dass der israelische Juniorennationalspieler dem Vize-Meister Punkte wie ein alter, abgezock- ter Hase einschenkte. Als Gordon Herbert ihn im letzten Viertel für eine Minute aufs Feld schickte, habe er nicht lange gefackelt und die Defense der Bauermänner ganz unbekümmert mit einem schönen "Old School Move" ins Leere laufen lassen - Korbleger und fertig!

Seinen Saisonschnitt hat der gebürtige Hesse (Bad Homburg) damit auf 1,7 Punkte pro Spiel angehoben, bei einer Durchschnitts-Spielzeit von 4:51 Minuten in der Bundesliga. Die Fans in der Ball- sporthalle haben selten Gelegenheit, den schlaksigen Aufbauspieler, der im Sommer letzten Jahres von Hapoel Haifa zu den OPEL SKYLINERS wech- selte, bei seinen Korbaktionen zu bestaunen.

Gordon Herbert will seine jungen Talente langsam aufbauen, ihnen keine Verantwortung aufbürden, mit der sie vielleicht noch nicht umgehen können. "Ich will nicht, dass es irgendwann heißt, wir hätten Spiele verloren, weil Alex King, Freddy Kleemichen oder Raphael Török gespielt haben." Also kommen die Jungs dann aufs Feld, wenn alle anderen Optionen verletzungsbedingt ausfallen (siehe Oldenburg) oder die Partie in die ein oder andere Richtung entschieden ist, siehe Sofia oder Bamberg. "Garbage-Time", sinnlose Müllzeit, gibt es im Wortschatz unseres Coaches nicht.

"Da hat er recht", bestätigt Raphael Török. "In jeder Minute, die ich spiele, kann ich beweisen, was ich kann. Das ist ein Prozess. Mal spiele ich eine, beim nächsten Mal vielleicht zwei, drei oder vier Minuten." Der Weg zur Spielzeit führt nicht über eine "Hoppla, jetzt komm ich" Einstellung, sondern über Empfeh- lung durch fleißige Trainingsarbeit. "Du kannst so talentiert wie Michael Jordan sein - wenn du nichts dafür tust, nutzt dir das gar nichts. Es wäre leicht aufzu- geben und dem Trainer die Schuld zu geben, dass ich nicht spiele. Aber das ist nicht richtig. Es liegt an mir. Ich muss geduldiger sein, hart an mir arbeiten, im Training konstante Leistung zeigen und mich dadurch qualifizieren. Dann werde ich den Fans auch einmal zeigen können, was ich drauf habe."

Um sich den ganz großen Traum - NBA - irgendwann zu erfüllen, müsse er Muskelmasse aufbauen und Schwächen im Spiel abstellen. Die Defense etwa, gilt nicht gerade als Raphaels Steckenpferd. "Ich will realistisch sein, es ist verdammt schwer in die NBA zu kommen. Da gehört auch Glück dazu." Aus seiner Jugendzeit in Israel weiß Raphael außerdem, dass es schlim- meres gibt, als nicht Basketball zu spielen. "Ich habe meine Grundausbildung beim Militär 1,5 Kilometer vom Gaza-Streifen entfernt absolviert. Nachts konnte man die Kampfgeräusche hören. Wir Nationalspieler mussten nicht an die Front, doch ich habe Freunde, die in die Kampfgebiete geschickt wurden. Ich kenne einige, die umgekommen sind." Er sei erwachsener und furchtloser geworden durch diese Erfahrung, besser auf das Leben vorbereitet. "Wenn man selbst erlebt hat, wie Schüsse fallen und Menschen um ihr Leben käm- pfen, bekommt man eine andere Sicht auf die Dinge. Ob ich ein paar Minuten Spielzeit mehr oder weniger habe, ist dagegen doch lächerlich."

<link>Und wenn der 21-Jährige doch mal ge- frustet und mit sich selbst unzufrieden vom Basketball nach Hause geht, gibt es - neben seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester - zwei Menschen, die ihm Kraft geben. Freundin Rebecca (31), angehende Jura-Professorin aus Florida, und L.A. Lakers Star Kobe Bryant, dessen Spruch sich Raphael zum Lebensmotto gemacht hat: If you don't believe in yourself, nobody else will - wenn du nicht an dich glaubst, wird es auch kein anderer tun.