Wenn unsere Co-Trainer Daphne Bouzikou und Simon Cote keine Lust mehr auf Basketball haben, könnten sie sich ja als Cutter beim Film und Fern- sehen bewerben. Die nötige Vorbildung bringen die beiden mit, immerhin ver- bringen sie mehrere Stunden in der Woche am Schneidetisch.
Spielzüge des Gegners wollen für die Videoanalyse zusammengestellt werden - eine nicht selten akribische Kleinarbeit. Für einen 10minütigen Videoclip können schon mal 10 Arbeits- stunden draufgehen.
"Ich sehe mir meist 3 oder 4 Spiele auf Tape an und erstelle dabei ein Protokoll der wichtigsten Szenen", erklärt Simon Cote. "Diese Highlights schneide ich dann zusammen, sortiert nach den jeweiligen Spielsystemen des Gegners, die ich unseren Jungs vorstellen möchte. Das ist vielleicht nicht die schnellste Methode, aber in meinen Augen die beste, um eine fundierte Videoanalyse vorzubereiten."
Zusätzlich durchforstet Simon das weltweite Netz nach Statistiken und Presseberichten über den Gegner. "So kann man sehen, welche Spieler verletzt sind, wer gerade besonders heiß ist und einen Lauf hat, usw."
Aus ihren Beobachtungen und Recherchen erstellen Daphne und Simon den "Scouting Report", der anschließend auf dem Schreibtisch von Headcoach Gordon Herbert landet. "Das ist bei uns ein bisschen wie in der Army", meint Simon mit einem Lächeln. "Daphne und ich sind die Offiziere, die das Terrain vor der Schlacht erkunden. Gordie ist der General - das Mastermind, das die Siegstrategie entwickelt."
Allerdings, fügt Simon schnell an, sei Gordon Herbert kein diktatorischer Feldwebel, dessen Befehle stur befolgt werden müssen. Es käme durchaus vor, dass Gordie mit Daphne während der Spiele "Kriegsrat" hielte, um über eine Änderung der Taktik abzustimmen.
In den Genuss von Videoanalyse und Scouting Report kommen unsere Spieler im Training vor dem Match, bei der Abschlussbesprechung - "Walk Trough" in der Basketballsprache. Die Jungs müssen sich einprägen, welche Systeme die Rivalen bevorzugt laufen, und mit welchen geheimen Signalen diese meist eingeleitet werden.
Zupft sich der ballführende Point Guard (Aufbau- spieler) am Trikot könnte das bedeuten, dass er "Penetrate and Kick" spielen will, in die Zone zieht und dann raus zum freien Mann passt. Hebt der Guard hingegen die Hand, möchte das Team vielleicht über zwei bis drei Ballwechsel den langen Mann in der Zone finden.
"Basketball ist nicht nur Körper-, sondern auch Kopfsache", meint Simon. "Die Defense muss in der Lage sein, die Moves des Gegners zu erkennen und mit entsprechenden Zügen zu beantworten. Das ist wie Schach - nur dass die Spieler dabei übers ganze Feld rennen müssen."
Dass im Eifer des Gefechts auch mal der ein oder andere "Schachzug" in die Binsen geht, ist menschlich und nachvollziehbar. Doch dank Daphnes und Simons Analyse können unsere Jungs nie behaupten, sie seien nicht gut genug informiert gewesen...