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Was ist los beim Serienmeister?

(Quelle: Sport1)

Natürlich darf auch ALBA Berlin, wie am Sonnabend beim 83:92 in Trier geschehen, mal ein Spiel in der s.Oliver BBL verlieren, ohne dass der Untergang des Abendlandes befürchtet werden muss.

Doch angesichts der Dominanz des Serienmeisters in den vergangenen Jahren macht zumindest der Zeitpunkt der Niederlage, der fünfte Spieltag, stutzig. Zumal dieser Zeitpunkt keineswegs von ungefähr zu kommen scheint.

Wenigstens zwölf Spiele ungeschlagen

Zunächst aber ein kurzer Blick zurück: In den vergangenen drei Spielzeiten haben die Berliner keine Partie vor dem 12. Spieltag in den märkischen Sand gesetzt.

1998/99 verloren die Albatrosse mit 90:86 bei den Telekom Baskets Bonn (12. Spieltag), steckten insgesamt vier Niederlagen ein. Ein Jahr später war das 84:87 in Leverkusen (wieder am 12. Spieltag) die eine von nur zwei Pleiten im Saisonverlauf.

In der abgelaufenen Spielzeit verließ ALBA in 26 Partien gar nur einmal geschlagen das Parkett. Am 13. April unterlagen die Berliner mit 78:90 beim Mitteldeutschen BC. Man schrieb den 25. Spieltag, die Wölfe verdarben den Albatrossen einen Rekord für die Ewigkeit.

Der "Fluch" der Euroleague

Damals wie heute ging der Niederlage ein Spiel der Berliner auf europäischer Ebene voraus. Am Mittwoch hatte ALBA die Heimpremiere der wiedervereinigten Euroleague gegen Olympiakos Piräus verloren.

Und dabei wussten die Berliner offenbar selber nicht, was schlimmer war: Das Abrutschen auf den letzten Platz der Gruppe A (0-2 Siege), das die Luft schon nach zwei Spielen dünn werden lässt. Denn nach dem neuen Reglement kommt nur die Hälfte des Achterfeldes eine Runde weiter, zu allem Überfluss hat ALBA ohnehin eine Hammer-Gruppe erwischt.

Nicht gegen die Niederlage gewehrt

Die Angst vor dem frühen Aus geisterte schon nach der Auslosung durch die Hauptstadt - und hat neue Nahrung bekommen. Oder musste man sich am Mittwoch dessen ungeachtet vor allem Sorgen über das Auftreten der Albatrosse machen?

Es lief spätestens ab dem zweiten Viertel extrem schlecht. Die Hoffnungslose Unterlegenheit am Brett, die indiskutable Trefferquote aus jeder Distanz, der immer wieder durch eigene Fehler unterbrochene Spielfluss, all das war deprimierend, aber so etwas passiert eben. Doch dass die Berliner irgendwann aufgaben und den Kampf einstellten, war ein starkes Stück.

Der Kapitän fehlt

Fand jedenfalls Trainer Emir Mutapcic: "So etwas habe ich in den zwei Jahren als Chef-Trainer noch nicht erlebt." Darüber werde zu reden sein, kündigte der Coach an. Das Selbstvertrauen der Spieler wirkte angeknackst. Nun war es so, dass die gleichen Symptome auch in Trier zu beobachten waren. Das Reden hatte nicht geholfen.

Erneut gaben sich die Berliner zu früh geschlagen, ein Phänomen, dass überhaupt nicht zu den Siegertypen aus Berlin passt. Offensichtlich wirkt sich im Moment das Fehlen des verletzten Henrik Rödl enorm negativ auf das Team aus. So waren die Berliner im ersten Auswärtsspiel in Würzburg mäßig aufgetreten, bis zu dem Moment, als der Kapitän sie mitriss. Dieses Aufbäumen verließ die Berliner mit Rödl.

Weitere Verletzungs-Sorgen

Dass auch beiden Nationalspieler Stefano Garris und Mithat Demirel fehlten, ist sicherlich ein weiterer Faktor. Außerdem hat ALBA eine unglückliche Vorbereitung erwischt, die im Rausschmiss des beharrlich sonnenbadenden Centers Dejan Koturovic gipfelte.

Die These aber, Berlin sei in dieser Saison schwächer, vor allem angesichts der deutlich verstärkten Konkurrenz scheint zu früh formuliert. Zum einen haben die Albatrosse noch gar nicht gegen die Top-Teams gespielt, zum anderen ist die Saison immer noch jung.

Noch kein Urteil

Svetislav Pesic, Trainer von RheinEnergy Cologne, der bei ALBA glorreiche Zeiten erlebt hat schlägt im Sport1-Interview in die gleiche Kerbe: "Die Zeit wird zeigen, wie die Mannschaften sich entwickeln. Noch ist es zu früh. Aber ich glaube, dass ALBA so viel Erfahrung und Qualität hat, dass sie solche Niederlagen wegstecken können."

Und auch Mutapcic, wahrlich kein Schönredner, weiß aus Erfahrung: "Um Meister zu werden, musst Du lange arbeiten und nicht bloß in der Vorrunde bestehen. Dann kommen die Play-Offs, dann das Finale. Da erst wird der Deutsche Meister gekürt." Gesagt hat er das zwar vor dem Spiel in Trier, unwahrer ist es jetzt aber nicht geworden.

Favoriten-Quintett

Ob sich seine Albatrosse, unabhängig vom momentanen Durchhänger, mit ihren Qualitäten auch diesmal durchsetzen werden, ließ der Trainer offen. "Wir, Köln, Frankfurt, Leverkusen und Bonn", zählte er aber immerhin auf, "das sind die Kandidaten."

Wegen einer Niederlage rutschen die Berliner sicher nicht aus diesem Kreis, doch aufpassen müssen sie schon. Der Nimbus der nationalen Unbesiegbarkeit ist mit Sicherheit hilfreich, ebenso wie ein gewachsenes Selbstbewusstsein. Vor allem aber müssen sie sich am Riemen reißen und sich wieder wehren. Dann dürfen sie auch mal ein Spiel verlieren.