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WM 2006 in Japan - HPL’s Tagebuch Teil 11

(Freitag, 01. September 2006 von Hpl)


Es ist Donnerstag 17:20 Uhr und ich sitze mit den Kollegen im Shuttle-Bus. Noch sind wir nicht vollständig und müssen warten. Mein Freund und Kollege Flo aus Bamberg kommt gut 10min nach der geplanten Abfahrtszeit und ist kreidebleich.


Was war passiert? Er war noch im 28. Stock des Sunshine Hotels als die Erde bebte und das Licht aus ging und der Fahrstuhl blockierte. Er war 28 Stockwerke zu Fuß nach unten gehastet. 4,8 auf der Richterskala war das Beben schwer und er berichtete noch völlig außer Atem das der Turm ganz schön gewackelt hat.


In der Super Arena hatte man davon nichts gemerkt und die Nachricht ging wie ein Lauffeuer durch die Halle. Wer jetzt noch keinen Aufmacher für den Tag hatte konnte sich freuen. An diesem Tag ging es um die Plätze 5 bis 8 und im ersten Spiel hofften meine Freunde aus Litauen auf das Spiel um Platz fünf gegen uns. Ganze neun Sekunden fehlten den Balten zum Sieg gegen die Türkei, die mit einem Dreier von Aslan den Kopf noch aus der Schlinge zogen und die Verlängerung erreichten. Am Ende waren die Türken der glückliche Sieger mit 95:84.


19:30 Uhr Ortszeit wird das 20. Länderspiel zwischen Deutschland und Frankreich angepfiffen. Bisherige Bilanz 14 französischen Siegen stehen 5 deutsche Siege entgegen. Nach dem Ausfall von Tony Parker fiel mit Aymeric Jeanneau auch der zweite Spielmacher mit Nasenbeinbruch aus. Bei uns war alles an Bord und beide Teams tasten sich erst einmal ab, denn anders ist das knappe 17:16 der Franzosen nach dem 1. Viertel nicht zu verstehen.


Nach 16 Minuten führten die Blauen mit 29:20 und Bauermann rief zur Auszeit, doch diese zeigte in der Folge keine Wirkung, denn die Franzosen zogen weiter davon. Nur ein Dreier von Schulze in der Schlussminute machte das Halbzeitergebnis mit 36:31 noch einigermaßen akzeptabel.


In der Pause schien der deutsche Coach sein Team mit den passenden Worten etwas aufgemuntert zu haben, denn der Vorsprung schmolz als Nowitzki nach 27 Minuten mit einem Dreier die Wende zum 50:50 schaffte. Das Viertel endete mit einem leichten Vorsprung unseres Teams beim 57:53.


Zu Beginn des 4. Viertel hatte Dirk eine kurze Pause genommen und Frankreich war plötzlich wieder mit 68:62 vorne. Mit seiner Rückkehr wurde in der 38. Minute die Führung zurück erobert und bis zum Ende ging es ständig hin und her. Zwei Sekunden vor Schluss sorgte Gelabale nach eine Turnover von Greene für das entscheidende 75:73. In der Auszeit versuchte Coach Bauermann eine Spielzug über Dirk, der es mit einem Dreier richten sollte.


Mit wenigen Zentimeter stand er leider bei Ballbesitz auf der Aus-Linie als er zum Schuss ansetzte.

Tanzende Franzosen feierten den 75:73 Erfolg und unser Team verließ mit hängenden Köpfen die Arena.

„Bonjour Tristesse“ um mit Francoise Sagan zu sprechen machte sich breit und einige Spieler mieden die Mixed-Zone um den Fragen der Journalisten zu entgehen.


Als erstes stellte sich Dirk Bauermann den Journalisten, einige Minuten später folgte dann Patrick Femerling, während Robert Garrett in der Pressekonferenz war.


Pressestimmen


Dirk Nowitzki: „Diese zwei Niederlagen sind sehr bitter und Enttäuschung pur“, sagte der zutiefst geknickte Nowitzki, der mit 29 Punkten der überragende Spieler der Schlussphase einer am Ende dramatischen Partie war. Zwölf davon erzielte der 28 Jahre alte Würzburger in Diensten der Dallas Mavericks im dritten Viertel und sorgte dafür, dass der 31:38- Pausenrückstand in eine 57:53-Führung umgewandelt wurde.


„Ich bin stolz auf unsere Mannschaft. In der zweiten Halbzeit haben wir mit Herz gespielt und brachten das Spiel unter unsere Kontrolle - und dann schmeißen wir am Ende zwei Mal den Ball weg. Das ist schon bitter und dumm gelaufen“, ärgerte sich Nowitzki über zwei kapitale Fehler, die am Ende zur unglücklichen Niederlage führten.


Erst brachte Ademola Okulaja einen Einwurf von Robert Garrett nicht unter Kontrolle, dann passte Sekunden vor Spielende Demond Greene den Ball in des Gegners Hände. Mit diesen missratenen Aktionen brockte sich das Team von Trainer Dirk Bauermann die 15. Niederlage im 20. Länderspiel gegen die Franzosen selbst ein.


Zweistellig neben Nowitzki trafen noch Spielmacher Steffen Hamann (zwölf) und Robert Garrett (zehn). Frankreichs bester Werfer war Joseph Gomis (17).


Der wie sein Team tief enttäuschte Bauermann trug die Niederlage zum Abschluss der WM mit Fassung und nahm die Pechvögel in Schutz. „Das Dümmste wäre, irgendeinem einen Vorwurf zu machen. Wenn du den Sieg so knapp vor Augen hast, dann passieren in der Hast solche Dinge. Ich bin riesig stolz auf meine Mannschaft, die sich bravourös ins Spiel zurück gekämpft hat. Ich bin mit der WM-Leistung insgesamt hoch zufrieden, unabhängig wie das letzte Spiel gegen Litauen noch ausgeht“, sagte Bauermann.


„Ein rabenschwarzer Tag“


Greene stellte sich nach seinem Fauxpas tapfer den Medien und meinte: „Das war für mich ein rabenschwarzer Tag in doppelter Hinsicht. Vorne habe ich nicht getroffen und dann dieser doofe Ballverlust, der sehr wehgetan hat. Ich weiß, dass ich Scheiße gebaut habe und brauche noch Stunden, bis ich das verkrafte“, sagte der Berliner, der auch von Nowitzki in Schutz genommen wurde: „Wir wissen alle, dass wir nicht wegen diesem einen Pass verloren haben.“


„Mit einem Sieg nach Hause zu fliegen, ist gut für die Psyche“, meinte Sven Schultze, der auch zu einem Lichtblick der WM avancierte


Die L'équipe de France schreibt: „Frankreich siegt mit Haaresbreite gegen Deutschland“ Coach Bergeaud: „Jetzt um Platz 5 und 6 zu spielen ist toll um ein Team aufzubauen. Vor drei Monaten hätte man mich für verrückt erklärt. Jetzt spielen wir mit Deutschland, Litauen und der Türkei auf einem Level.“


Dirk Bauermann: „Natürlich bin ich traurig. Das ist aber kein Grund zur Resignation und ich kann meinen Spielern keinen Vorwurf machen, so ist eben Basketball. Wir wollen uns mit einem Sieg gegen Litauen verabschieden. Noch ein Dank an unsere Fan-Gruppe, die uns lautstark unterstützt hat und immer an uns glaubt.“


So spielen wir also am Freitag gegen Litauen, während Frankreich sich mit der Türkei messen kann.

In einer Stunde starten die Halbfinals mit USA vs. Griechenland und danach Argentinien vs. Spanien.


Ich werde beide Spiele in Ruhe genießen. In diesem Sinne viele Grüße aus Tokio und bis morgen

Euer hpl