"Jeder Profi weiß, was Einsamkeit bedeutet. Man durchlebt Emotionen, die man mit einem anderen Menschen nur schwer teilen kann. Wenn man verletzt ist, einen wichtigen Wurf nicht getroffen hat oder auf einen neuen Vertrag wartet, fühlt man sich manchmal sehr allein."
Das Brot der frühen Jahre
Spiros Panteliadis wird am 30. Januar 1977 in Athen geboren. Seine Eltern stammen aus einer griechischen Kolonie in Istanbul. Papa Panteliadis eröffnet in Athen eine Bäckerei und beschert seinen beiden Söhnen eine süße Kindheit. "Ich mag Süßigkeiten. Aber ich bin nicht verrückt danach. Wahrscheinlich, weil immer Kuchen oder etwas anderes im Haus war, wenn mein jüngerer Bruder und ich Lust danach hatten. Ich musste nichts entbehren." Spyro wächst behütet auf. Seine Mutter versorgt ganz traditionell den Haushalt, kümmert sich um die Erziehung und prägt das Frauenbild des Heranwachsenden.
"Spiros hat nichts von einem typisch griechischen Macho", meint Co-Trainerin Daphne Bouzikou. "Er ist ein sehr stiller, höflicher und freundlicher Mensch." Damen hält er schon mal die Tür auf, rückt den Stuhl zurecht und sagt Dinge wie: "Der Job einer Hausfrau ist der schwerste, den es gibt. Eine gute Mutter zu sein, die Familie im Einklang zu halten. Das verdient Respekt. Ich versuche meiner Mutter jetzt ein bisschen was zurückzugeben, in dem ich ihren Alltagssorgen zu höre, wenn wir miteinander telefonieren."
Dem Vater obliegt es, Spyro zum ersten Basketball-Training zu begleiten. Das ist 1987. Die Griechen sind gerade Europameister geworden und der als Volksheld verehrte Nikos Galis stachelt die Jungen zum Spiel mit der orangefarbenen Murmel an. "Jeder wollte damals Basketball spielen. Ich wollte es noch ein bisschen mehr. Mich hatte das Spiel so gepackt, dass ich meine Schule vernachlässigte und mich nur noch auf das eine konzentrierte. Ich wollte mein Leben dem Basketball widmen." Mit allen Konsequenzen: in der Schule ist der Junge mit der professionellen Einstellung ein Außenseiter. Trinkt nicht, geht nicht auf Parties und fehlt auch bei der Abschlussfahrt seiner Klasse - ein Jugendturnier ist wichtiger.
Der Profi
2002 wird ein Traum des Atheners Wirklichkeit. AEK, jenes Underdog-Team, für das er sich von Kindesbeinen an begeistert, wird nach 32 Jahren der Erfolglosigkeit griechischer Meister. Spyro feiert mit - nicht als Fan, sondern als Point Guard des Champions. "Ich habe mitgeholfen, Geschichte zu schreiben. Das war der emotionalste Moment meiner Karriere." Der Weg zum Titel verläuft ähnlich dramatisch wie der eines gewissen Basketball-Teams aus "Mainhattan". In Spiel 4 der Finalserie hat Olympiakos Matchball in eigener Halle. Doch AEK reißt das Ruder herum, erzwingt mit einem hauchdünnen 61:60 ein fünftes Spiel und setzt sich vor heimischer Fankulisse die Siegerkrone auf. Ein Jahr zuvor ist Panteliadis mit AEK Pokalsieger.
Sein damaliger Coach: die Legende Dusan Ivkovic (ZSKA Moskau). "Ivkovic gibt alles für seine Spieler. Er möchte, dass sie sich wohl fühlen. Im Gegenzug verlangt er nur, dass die Spieler ihr Bestes geben. Wenn sie das nicht tun, findet er Wege, es aus ihnen herauszukitzeln. Straftraining an freien Tagen war nur eine Möglichkeit. Vor Ivkovics Kritik haben sich auch die Stars gefürchtet. Sie hatten alle Riesenrespekt vor ihm. Für mich ist er der beste Trainer Europas."
Bei AEK ist die Rolle des 1.90 m großen Aufbauspielers klar umrissen. Als Back-up muss er Stars wie John Robert Holden (jetzt ZSKA) fünfminütige Verschnaufpausen während der Spiele gönnen und im Training den Sparringspartner geben. "Holden ist einer der schnellsten Point Guards in Europa - und den musste ich ein Jahr lang im Training verteidigen. Danach war ich ganz schön platt. Aber ich bin dadurch natürlich auch wesentlich schneller geworden."