"Das war Wahnsinn!", jubelte Pascal Roller nach dem überraschend klaren 80:64 Sieg seiner OPEL SKYLINERS in Berlin. Mit 23 Punkten war der flinke Point Guard nicht nur Top Scorer des Meisters, sondern brachte auch seinen ehemaligen Nationalmannschafts- kollegen Henrik Rödl in Zugzwang.
Der ALBA Trainer, dessen Vertrag beim Serienmeister bis 2006 verlängert wurde, muss sich für das zweite Spiel der "Best-of-Five" Halbfinalserie am Donnerstag (18:45 Uhr, Ballsporthalle) eine Überraschung einfallen lassen, sonst stehen die Hauptstädter im dritten Spiel am Sonntag (17:15 Uhr, Max-Schmeling-Halle) schon mit dem Rücken zur Wand.
Vor allem auf die Berliner Defense wartet eine Doppelbelastung. Sie muss sowohl den heiß laufenden Roller bremsen, als auch den nimmermüden Williams-Motor stoppen.
Chris Williams ist in diesem Jahr Dreh- und Angelpunkt des Frankfurter Spiels. Der 24-jährige Forward aus Alabama führt das Team in Punkten, Rebounds und Assists an. "Ich bin gespannt, was sich Berlin einfallen lässt, um Chris zu stoppen. Den Jungen kann man nämlich nicht an die Kette legen - der findet immer einen Weg zum Korb", meint OPEL SKYLINERS Center Malick Badiane, den Williams in den letzten Spielen mit Pässen fütterte wie die Vogelmama ihre Küken. Gerade Berlin scheint "Big Smooth" zu liegen. In den bisherigen drei Saisonspielen gegen die Hauptstädter hat Williams stolze 71 Punkte eingesammelt.
Dabei war Chris Williams in Frankfurt nicht unumstritten. Als er am 03. Oktober 2003 sein zweites Testspiel für die OPEL SKYLINERS absolvierte, gab es nicht wenig Kritik an der unauffälligen Spielweise des knapp zwei Meter langen Schlacks. Gegen Köln gelangen ihm damals nur sechs Punkte und vier Rebounds. Er sei zu klein, zu langsam und nicht robust genug, um sich als Power Forward unter den Körben durchzuboxen. Die Skepsis ist längst offener Bewunderung für den besten Amerikaner der Bundesliga gewichen. Williams erwies sich als das fehlende Puzzlestein, das aus einem guten Team eine Meistermannschaft entstehen ließ. In seiner ersten Saison in Frankfurt fuhr er in 16 Spielen zweistellige Werte in zwei Statistik-Kategorien ein. In der laufenden Spielzeit hat der All-Star bereits 21 so genannter "Double Double" auf dem Konto. Die Chancen stehen gut, dass Williams seinen Teamkollegen Pascal Roller als Spieler des Jahres beerbt.
"Für mich ist die Saison erst perfekt, wenn wir wieder Meister geworden sind. Da können persönliche Statistiken noch so gut sein - wenn du nicht Champion wirst, überwiegt erst einmal die Enttäuschung. Genauso ist es mit der Wahl zum Spieler des Jahres. Das ist ein Popularitätswettbewerb und für mich momentan zweitrangig", meint der gläubige Christ, dessen Spiel nur eine Schwäche hat: von jenseits der Dreierlinie trifft Williams nur an hohen kirchlichen Feiertagen (7/35 - 20 Prozent). Das war nicht immer so: vor vier Jahren, als Williams für die Universität von Virginia spielte, traf er 39,5 Prozent von außen (32/81). Doch als er nach Australien zu den Sydney Kings wechselte, fiel die Trefferquote drastisch auf magere 11,1 Prozent (7/36).
"Für mich ist das ein Rätsel. Wenn ich zu Hause in den Vereinigten Staaten bin, treffe ich von außen recht ordentlich. Sobald ich das Land verlasse, geht nichts mehr. Vielleicht liegt es an der Zeitumstellung", sagt Williams schmunzelnd.
<link>Im Sommer möchte er "nur ein bis zwei Wochen ausspannen" und dann gleich mit den Vorbereitungen auf die nächste Saison beginnen. Eine Rückkehr nach Frankfurt schließt Williams nicht aus. "Man weiß nie, wohin der Weg geht. Vertragsverhand- lungen überlasse ich den Managern. Ich will mich jetzt nur auf die Titelverteidigung konzentrieren. Man darf nach dem ersten Spiel nicht erwarten, dass wir Berlin mit 3:0 Siegen wegfegen. Sie haben ein starkes Team und werden in die Serie zurück finden. Doch ich weiß, dass wir ins Finale einziehen können, wenn wir weiter selbstbewusst auftreten und guten Teambasketball zeigen."
So sieht es auch Headcoach Murat Didin: "Wir müssen an unsere Stärke glauben. Zu Hause haben wir uns bisher immer wohl gefühlt. Warum soll sich das jetzt ändern? Ich finde es großartig, wie uns die Fans unterstützen. Vor allem möchte ich der treuen Gruppe danken, die uns nach Artland und Berlin begleitet hat. Ich möchte den Fans am Donnerstag einen weiteren Sieg widmen."