Am 6. Januar feierte Miroslav Todic unbemerkt seinen 20. Geburtstag. Selbst wir beschrieben ihn im Athen Spielbericht auf unserer Homepage brav weiter als den "19-jährigen" Bosnier. Miro Todic hatte eben niemand auf dem Zettel. Auch die Defense von Panathinaikos nicht.
Die "Grünen" aus Griechenland sahen in dem 2. 05 m langen Forward nur den grünen Jungen aus Kronberg, der in der 2. Liga kickt. Der No-Name, durch Verletzungssorgen in die Rotation der OPEL SKYLINERS gespült, spielte gegen die europäischen Cracks frech und unbekümmert auf. Am Ende standen auf Todics Konto 12 Punkte, zehn Rebounds und ein Tip-In, der seinen Namen über Nacht in ganz Basketball-Europa bekannt machte.
Miros Korb mit der Schluss-Sirene zum 68:66 Sensationssieg sorgte für einen Einspruch der unterlegenen Athener und ein Urteil des Euroleague Richters Jose Manuel Meirim, das unterstreicht, wie wichtig der von Liga-Offiziellen angestrebte Videobeweis in den Arenen ist, um Tatsachenentscheidungen unmittelbar vor Ort, ohne Umwege über den grünen Tisch zu treffen. Der Mann, der die Protestlawine anschubste, macht sich über die möglicherweise weit reichenden Folgen seines Korbs keine Gedanken. Viel lieber sieht sich Miro Todic die besten Minuten seiner Karriere wieder und wieder auf Video an. An den Abend des 19. Januar, der sein Basketballer-Leben womöglich entscheidend veränderte, möchte der Bosnier nur schöne Erinnerungen behalten.
"Alle kamen, umarmten mich und brüllten "Super Miro, Super." Das war ein irres Gefühl, das ich mit Worten kaum beschreiben kann. Ich fühlte mich einfach großartig. Das war das beste Spiel meiner Karriere." Auch wenn das Match am Rosenmontag wiederholt werden muss, kann Todic auf seine Leistung stolz sein. "Das wir jetzt noch mal gegen Athen spielen müssen ist hart. Aber ich sehe keinen Grund, warum wir nicht noch einmal gewinnen sollten."
"Er hat für uns das Spiel seines Lebens gemacht. Das reicht für den Rest der Saison", meinte Headcoach Murat Didin mit einem Augenzwinkern. Natürlich verlangt der türkische Trainerfuchs weiterhin Top-Leistungen von seinem jungen Zögling. Nicht umsonst setzte sich Didin vehement dafür ein, Todic vom MTV Kronberg in den Kader der OPEL SKYLINERS zu transferieren. Beim Kooperationspartner aus dem Taunus war Todic mit 16 Punkten und acht Rebounds im Schnitt Leistungsträger. "Kronberg ist ein gutes Pflaster für junge Spieler. Man bekommt dort sehr viel Spielzeit, um sich zu beweisen", meint Todic.
Weil er als Ausländer nicht mit einer Doppellizenz in der Bundesliga auflaufen darf, wie seine Kronberger Mannschaftskollegen Alex King und Fredrick Kleemichen, gilt seine volle Konzentration jetzt den OPEL SKYLINERS. Da bleibt nicht viel Zeit für den angefangenen Deutschkurs oder für seine Hobbies. "Ich gehe mal ins Kino, lese die Zeitung oder entspanne mich auf dem Sofa. Damit sind die wenigen Stunden zwischen den Trainingseinheiten schon ausgefüllt."
Seit August wohnt Todic keine zwei Minuten vom Leistungszentrum der OPEL SKYLINERS, Basketball City, entfernt. Der Youngster, der zum ersten Mal im Ausland spielt, lebte sich schnell ein. "Als ich hierher kam, fühlte ich mich gleich wohl. Deutschland ist ein tolles Land. Alle Leute hier sind sehr freundlich zu mir. Ich habe in diesem Team ein gutes Gefühl." Miro Todic hat in den Tagen nach Athen gelernt, seinen Erfolg einzuordnen. Der aufstrebende Flügelspieler weiß, dass ein gutes Spiel nicht ausreicht, um ihm einen Stammplatz in Reihen der "Mainhattan Giganten" zu sichern. Seinem Idol Kenyon Martin in die NBA nachzufolgen, ist für ihn momentan so unrealistisch wie ein Date mit seiner Traumfrau Beyonce Knowles. "Ich muss mich jetzt auf das Training konzentrieren und jeden Tag meine Leistung bringen. Wenn ich die Chance bekomme zu spielen, will ich bereit sein."
<link>Bei seinem Bundesliga-Debüt gegen Ludwigsburg war er noch zu ungeduldig und ungestüm, flog rasch mit fünf Fouls vom Platz. Doch Teamkollege Alex King ist sich sicher, dass Miro ein Leistungsträger werden kann. "Er ist ein Typ, der hart arbeitet und immer sein Bestes geben will." Gemeinsam haben King und Todic ein Ziel vor Augen: Titelverteidigung. Miro Todic: "Den OPEL SKYLINERS zu ihrer zweiten Meisterschaft zu verhelfen, wäre das Größte."
