Nach sechs Spielen gegen Köln stelle ich es mir schwer vor, diesen Gegner jetzt einfach aus den Köpfen ver- schwinden zu lassen.
Nein, eigentlich ist es schön, endlich mal wieder gegen einen anderen Geg- ner zu spielen. Ich erwarte, dass die Serie etwas anders aussieht als die gegen Köln. Köln war schon ein sehr defensivstarkes Team, Bonn setzt mehr auf die Offensive.
Wie sieht die Vorbereitung auf die Serie gegen Bonn aus?
Man kennt sich ja schon, hat schon zwei Mal gegeneinander gespielt und weiß, worauf man zu achten hat. Da ist eigent- lich keine großartige Vorbereitung nötig.
Du hast gegen Köln häufig unter dem Korb verteidigt und die Helpside für die Verteidiger von Jovanovic gespielt, was gerade in Spiel 3 hervorragend funktionierte. Da hat man oft gesehen, dass Mario die Baseline offen ließ, und Du sofort zum helfen gekommen bist. Steckte da System hinter oder warst Du nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort?
Ja, an dieser Taktik feilen wir schon das gesamte Jahr. Es klappt immer besser, und in der Serie gegen Köln konnten wir daraus Kapital schlagen.
Auch in anderen Spielen sieht man Dich oft unter dem Korb verteidigen, was oft eine körperlich sehr anspruchsvolle Geschichte ist. In der Offense ver- lagerst Du Dein Spiel eher vom Korb weg. Wie kommt's? Wenn man Dich verteidigen sieht, müsste man denken, dass Du auch offensiv im Lowpost-1-1 eine gute Figur machen kannst...
Das stimmt schon, aber meine Rolle auf dem Feld sieht eben anderes vor. Wir haben sehr gute Inside-Spieler, die aber auch den entsprechenden Platz brauchen. Daher lasse ich mich oft hinter die Dreierlinie fallen, um das Feld etwas auseinander zu ziehen. Ich würde mich als einen Spieler bezeichnen, der beide Positionen besetzen kann. Das zeichnet meine Spielanlage aus: Ich kann sowohl innen, als auch außen gefährlich sein.
Ist die vermeintliche "Center-Schwäche" der Bonner ein Vorteil für Euch?
Es könnte sich als Vorteil herausstellen, da wir die vermeintlich stärkeren Zonenspieler auf dem Feld haben. Allerdings müssen wir dafür doppelt so gut auf die Außenpositionen aufpassen, denn die Bonner Flügelspieler haben einen wirklich guten Zug zum Korb.
Bereitest Du Dich speziell auf Deine Gegenspieler vor (z.B. mit Tapes)?
Ja klar, gerade wenn Du mehrere Male auf den selben Gegner triffst, musst Du Dich entsprechend vorbereiten. Dazu schieben die Coaches ja auch Video- analysen zwischen die Trainingseinheiten. Ich beschäftige mich schon recht viel mit meinem Gegenspieler.
Im Gegensatz zu Köln wird Bonn also sein Glück wohl weniger unter dem Korb suchen und eher über außen spielen. Gerade Kaukenas und Nadjfeji haben eine höllische Penetration. Insbesondere Nadjfeji könnte ein poten- tieller Gegenspieler für Dich sein. Ein Problem für Dich?
Nadjfeji ist schon ein sehr guter Spieler, aber ich sehe das als Herausvorderung an. Ich mache mir da keine großen Sor- gen, denn das einzige, was ich tun kann, ist, raus zu gehen und mein Bestes zu geben.
Wegen der Penetration mache ich mir auch keinen Kopf, denn ich kann auch gegen solche Spieler verteidigen, was ich ja in dieser Saison auch schon ge- macht habe. Köln war da schon eine spezielle Situation, da dort gleich zwei Big Men auf dem Feld standen.
Ein weiterer Gegner könnte Oluoma Nnamaka sein. Der ist ein ziemlicher Wühler und scheint sich da wo's wehtut erst richtig wohl zu fühlen.
Nnamaka ist ein typischer Roleplayer, der viele kleine Sachen macht, die statistisch gar nicht aufzunehmen sind. Er reboundet und ist ein absoluter Banger.
Reden wir mal über das Drumherum. Gerade wenn es um etwas geht, scheinen Sportler dem Aberglauben verfallen zu sein. Da werden schon mal die absonderlichsten Rituale ausgepackt. Bei Dir auch?!
Ich habe in der Tat ein kleines Ritual (grinst): Ich trage bei jedem Spiel meine "lucky underwear" im Army-Camouflage-Look. Ich weiß auch nicht, aber ge- gen Köln hat's damit funktioniert!
Was kannst Du mir diesbezüglich über Deine Teamkameraden berichten?
Ich kann eigentlich nur so viel sagen, das jeder Spieler so seine Angewohn- heiten hat. Was die da so tun, weiß ich allerdings nicht...
Mir ist zu Ohren gekommen, dass nach dem Sieg in Spiel fünf gegen Köln noch kräftig und lang gefeiert wurde. Du mittendrin?
Ja, da war ich auch dabei. Aber so heftig ging's dann doch nicht her. Aber falls es mit der Championship wirklich klappen sollte, kann ich versprechen, dass wir da ein richtiges Fest vom Stapel lassen!
Zusammen mit Bernd Kruel scheinst Du der Typ im Team zu sein, der nicht großartig auf seine Stats schaut und bereit ist, das zu machen, was not- wendig ist, auch wenn es am Ende nicht auf dem Statistikbogen erscheint. Wo ist bei so viel Team noch Platz für die individuelle Entwicklung?
Ein Basketballteam besteht eben aus Rollenspielern. Das ist die Entwicklung, die der moderne Basketball momentan nimmt. Jeder erfüllt seine Rolle, selbst wenn es die Rolle des Scorers ist. Somit schließen sich meine derzeitige Rolle und meine persönliche Entwicklung nicht grundsätzlich aus. Es ist eben diese Rolle, die ich vorantreiben muss.
Ist Deine momentane Rolle im Team diejenige, die Dir auch am ehesten zusagt? Oder kannst Du Dir auch vorstellen, einmal der Go-To-Guy Deiner Mannschaft zu sein?
In diesem Team bin ich mit meiner derzeitigen Situation sehr zufrieden. Aller- dings hat jedes Team eine unterschiedliche Rolleneinteilung, so dass ich ich in einer anderen Mannschaft vielleicht eine andere Rolle einnehmen müsste. Ich würde mich auch mit der des "Stars" anfreunden können. Diese Position muss aber gerechtfertigt sein. Ich kann meine Aufgabe nicht hundertprozentig erfüllen, wenn ich sehe, dass es ein anderer besser könnte.
<link>Du bist 25 Jahre alt, Dein Vertrag in Frank- furt läuft noch ein Jahr. Wie siehst Du mittel- bis langfristig Deine sportliche Karriere?
Mein Ziel ist es immer, den Rahmen mei- ner Möglichkeiten auszuschöpfen und zu erweitern.
Letzte Frage: Was können wir in der Serie gegen Bonn vom Team erwarten?
Wir werden weiter hart spielen und kämpfen und diese Serie für uns entscheiden.
Ein gutes Schlusswort. Danke Jukka!