(Montag, 19. November 2007 von Patrick Rutishauser)
Die meisten Fans werden es schon bemerkt haben. Seit einigen Wochen sitzt ein weiterer Herr, der keine Shorts und Sneakers trägt, an der Seitenlinie der DEUTSCHE BANK SKYLINERS. Der neue Co-Trainer Steven Clauss. Doch "der Neue" ist eigentlich gar kein Neuer.
Steven Clauss ist schon seit Jahren der Leiter der Basketball Academy Rhein-Main. „Wir bilden in der Academy besonders talentierte Jugendliche aus, von denen wir einige bereits in die Mannschaft integriert haben“, sagt Clauss. Gemeint sind Dominik Bahiense de Mello und Alex King. „Wir haben sie schon früh zu uns geholt und meine Aufgabe ist es, solche jungen Spieler zu betreuen und individuell im Training zu begleiten, damit sie es in die erste Liga schaffen.“
Das Aufgabenfeld von Steven Clauss ist mit der neuen Aufgabe als Co-Trainer gewachsen, denn er widmet sich auch weiterhin der Nachwuchsförderung.
Erfahrung hat der gebürtige Amerikaner genug. Er ist schon seit über 20 Jahren Profi-Trainer und war beispielsweise auch den ganzen Sommer über mit der A2-Nationalmannschaft unterwegs. Clauss hat besonders im Bereich der Videoanalyse viel Erfahrung. Trotzdem bleibt er eher bescheiden. „Ich ergänze Murat und Daphne bei ihren Aufgaben, damit wir das Ganze besser bewältigen können.“
Als Hobbyspieler oder Fan ist man nicht so sehr mit dem Thema Videoanalyse vertraut. Trotzdem ist man fasziniert davon und neugierig, wie so etwas in einem Profi-Club angewendet wird. Steven Clauss war bereit, einige Fragen zum Thema zu beantworten.
Wozu braucht man die Videoanalyse?
Steven Clauss: Heutzutage ist es einfach sinnvoll,gut vorbereitet in Spiele zu gehen. Vor allem auf diesem Niveau. Man hat Gegner, die qualitativ sehr gut sind und kann anhand von Videoanalysen bewerten, was die Gegner gut machen. Unsere Aufgabe ist dann, dieses im Training so umzusetzen, dass man die Stärken des Gegners zerstören kann. Er soll daran gehindert werden, dass zu machen, was er gut kann. Umgekehrt ist es unsere Aufgabe zu schauen, wo der Gegner Schwächen und Probleme hat und wie wir das ausnutzen können.
Woher bekommen Sie die Videos?
In Deutschland gibt es eine Videozentrale, von der man sich jedes Spiel zuschicken lassen kann. Im ULEB Cup gibt es das nicht, aber die Kommunikation zwischen den Clubs ist so gut, dass man sich da gegenseitig unter die Arme greift. Jeder will sich vorbereiten. Also trifft man Arrangements mit den Anderen, dass man sich die Videos gegenseitig zusendet.
Sind Fernsehaufnahmen ausreichend für eine Videoanalyse?
Ja, das Fernsehen arbeitet mit mehreren Kameras und bietet häufig noch mal andere Blickwinkel. Das Spiel selber wird immer aufgezeichnet, auch wenn der Zuschauer gerade etwas anderes sieht. Eine Kamera in der Mitte des Feldes, das ist die Standardaufnahme, ist für eine taktische Analyse ausreichend. Zusätzlich bietet das Fernsehen oft Slowmotion und Großaufnahmen, die auch nützlich sein können.
Wie oft sehen Sie ein Video, bevor sie es den Spielern zeigen?
Wir schauen uns meistens die letzten drei Spiele des Gegners an. Aus diesen drei Spielen schneiden wir dann Videoclips aus den Szenen zusammen, die wir den Spielern zeigen wollen. Manchmal zeigen wir auch ein Viertel oder eine Halbzeit, um den Spielverlauf zu veranschaulichen.
Findet das dann immer einmal pro Woche statt?
Man macht das schon öfter, da man auch das Spiel der eigenen Mannschaft analysieren muss. Wir machen bei jedem Spiel Fehler, die es zu analysieren gilt. Wir schauen, was wir besser machen können und nicht nur was der Gegner macht. Am Anfang einer Woche sehen wir uns immer unser eigenes Spiel an, um uns verbessern zu können. Danach kommt erst der Gegner dran.
Welchen Stellenwert hat die Videoanalyse im Vergleich zum anderen Training?
Die Videoanalyse hat nichts mit dem eigentlichen Training zu tun. Man plant natürlich Trainingsinhalte anhand dessen, was man gesehen hat, das heißt, man spielt Dinge nach, wie der Gegner sie spielt und erklärt, wie wir spielen wollen. Letztendlich hat das Training selber aber nichts mit der Videoanalyse zu tun. Die Videoanalyse unterstützt hauptsächlich die Trainer, um zu sehen, was wir gut und was wir besser machen müssen. Das setzt man dann in der Trainingsarbeit um.
Dankeschön und viel Erfolg für die nächsten Spiele.