(Montag, 05. Februar 2007 von Marc Rybicki)
Keine Glatze, keine Baggy Pants und auch kein ipod mit lauter Rap-Musik im Ohr. Michael Bauer ist anders. Ein Basketballspieler, dem die Haare ins Gesicht fallen, der eine Jacke mit Harley Davidson Sticker trägt und zu Country & Rock Balladen von Johnny Cash und Led Zeppelin entspannt. Als Außenseiter hat sich der 2,03 Meter große Athlet im Hip-Hop geprägten Basketball-Zirkus allerdings noch nie gefühlt. Auch nicht in der vergangenen Saison beim französischen Erstligisten Chorale de Roanne Basket, als Bauer der einzige weiße Spieler im Kader war.
"Über schwarz und weiß, diese ganzen Vorurteilskisten habe ich mir noch nie den Kopf zerbrochen. Ich kam mit den Jungs sehr gut klar, wurde sogar zum Team-Kapitän befördert. Der einzige Unterschied bestand darin, dass ich einen besseren Musikgeschmack hatte, als der Rest der Mannschaft", erzählt der 26-Jährige und lächelt verschmitzt. Exotisch ist an Bauer lediglich die Tätowierung auf seinem rechten Schulterblatt: der Kopf eines weißen Tigers. "Ich liebe diese Tiere. Ein bisschen fühle ich mich auch wie eine große Katze. Privat bin ich sehr passiv und zurückhaltend. Aber auf dem Feld will ich mir meine Beute schnappen, da werde ich aggressiv."
Teamplayer seit Kindesbeinen
Bei Roanne erzielte der Forward in 34 Spielen im Schnitt 13,5 Punkte, 7,6 Rebounds und 1,4 Assists pro Spiel und glänzte mit einer Trefferquote von 48,5 Prozent. Auch in der Summerleague 2004 war Bauer einer der Leader im Team der Minnesota Timberwolves. Dass es trotzdem nicht zu einem Sprung in die NBA reichte, stört ihn nicht. "Auf dem College hatte ich ein paar Blessuren. Nichts großes, aber trotzdem wurde ich von den NBA Leuten in die Schublade verletzungsanfällig gesteckt und nicht verpflichtet. Aber was soll`s. Mir gefällt die europäische Art Basketball zu spielen sowieso besser. Hier wird nicht so viel Eins-gegen-Eins gezockt, sondern das Teamplay steht im Vordergrund."
Eine eigene Starting Five hatten die Bauers auch zu Hause. In Hastings, Minnesota, wuchs Mike mit zwei Zwillingspaaren auf. "Ich war sozusagen das Sandwich zwischen meinem Bruder und meiner Schwester, die im November 1978 geboren wurden, und meinen jüngeren Brüdern, die im November 1982, zwei Jahre nach mir, zur Welt kamen."
Gemeinsam tollten die Bauer Kids durch das ländliche Hastings, spielten zwischen Farmhäusern, weiten Feldern und Seen. "Der Fernseher lief bei uns fast nie. Wir waren immer draußen in der freien Natur." Ein Kindheitsidyll à la "Die Waltons", das Mike mit leuchtenden Augen schildert. Viele der Familien in seiner Nachbarschaft haben deutsche Wurzeln wie die Bauers, die vor fünf Generationen aus der Nähe von Trier in die neue Welt auszogen. In der Schule bekam Mike bereits Deutschunterricht und möchte seine eingerosteten Sprachkenntnisse in Frankfurt wieder auffrischen. "Ich freue mich darauf, die Menschen und das Land kennen zu lernen, von dem ich schon so viel gehört habe."
Dumm und dümmer? Bauernschlau!
Dass Basketball ihn eines Tages in die Heimat seiner Vorfahren bringen würde, hat sich Michael Bauer nicht träumen lassen. Erst auf dem College im NCAA Team von Minnesota begann sich abzuzeichnen, dass der lange Schlacks mit dem guten Händchen von der Dreierlinie sein Hobby zum Beruf machen könnte. Damals bekam Bauer auch seinen ungewöhnlichen Spitznamen: Lloyd. "Meine Haare waren damals kürzer und einer meiner Mitspieler meinte, ich sehe aus wie Jim Carrey in dem Film Dumm und Dümmer. Carrey spielte einen Typen der Lloyd heißt und auch gerne herumalberte wie ich. Also hieß ich fortan Lloyd."
Gar nicht dumm war, was Bauer auf dem Parkett ablieferte. Bereits in seiner zweiten Saison 2000/2001 markierte er 11,4 Punkte, 4,8 Rebounds und 1,5 Assists pro Spiel. Dennoch war sich Bauer bis zu seinem letzten College-Jahr nicht sicher, ob er die Profi-Laufbahn einschlagen sollte. Ein Architektur-Studium reizte ihn. Auch der Job als Immobilienmakler war eine Perspektive, die Bauer nie ganz aus den Augen verlor. "Man soll nie nur auf eine Sache im Leben bauen. Es gibt immer viele Möglichkeiten und ich kann mir nach meiner aktiven Zeit einige Dinge vorstellen, mit denen ich meinen Lebensunterhalt verdiene."
Baby an Bord
Der Motorrad-Fan schaut voraus und plant die Zukunft - für sich und seine kleine Familie. Freundin Laurance, eine 22-jährige Französin, erwartet im August ein Baby. "Da geht für mich ein Lebenstraum in Erfüllung. Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe als Vater."
Bis dahin möchte sich Mike Bauer in einer anderen Rolle beweisen: als wertvoller Punkte- und Reboundsammler der DEUTSCHE BANK SKYLINERS. Bei Pau-Orthez avancierte der vielseitige Flügelspieler aufgrund seiner explosiven Spielweise schnell zum Publikumsliebling. Auch in Frankfurt könnte das Trikot mit der Rückennummer 15 bald reißenden Absatz finden. "Ich bin kein Show-Mann. Aber ich spiele mit sehr viel Energie und möchte die Fans unterhalten."