Tyrone Ellis. Shooting Guard. Showmann. Schwarz. Kreuz plus Bibelvers auf dem einen, brennender Basketball auf dem anderen Bizeps tätowiert, den Traum von der besten Basketball-Liga der Welt im Kopf. Aufgewachsen in einer rein schwarzen Nachbarschaft. Lernte sein Game im Gym um die Ecke, wo er acht Stunden am Tag Ball und Brett malträtierte, um in die NBA zu kommen.
Gähn! Kommt jetzt wieder so eine "from rags to riches " Story, wie sie über Allen Iverson und Co. in langweiliger Regel- mäßigkeit aufgegossen wird? Nicht bei Tyrone Ellis. Er würde das Lied der Straße nicht mal singen, wenn er den Text wüsste.
Der 26-jährige Familienvater ist dieser Geschichten überdrüssig, weil sie Klischees verstärken, statt zu informieren. Sie korrigieren nicht das verzerrte Bild, das in den Köpfen mancher Menschen herumgeistert. "Schwarz zu sein und Basketball zu spielen, bedeutet nicht automatisch aus dem Ghetto zu kommen und mal Drogendealer gewesen zu sein. Es ist immer dasselbe. Ich kann es bald nicht mehr hören, dieses "Basketball hat mein Leben gerettet"-Zeug. Wenn Basketball dein Leben gerettet hat - schön für dich. Aber es gibt genug Jungs aus dem Ghetto, die es ohne Basketball geschafft haben. Ebenso wie es afro-amerikanische Spieler gibt, die nicht aus den Sozialbau- vierteln kommen. Es gibt einfach zu viele Stereotypen in den Medien."
Tyrone kennt das Geschäft von beiden Seiten. Neben dem Studium arbeitete er als Journalist, schnitt Beiträge für die Sportnachrichten und absolvierte Praktika in PR-Abteilungen, unter anderem bei einem Farmteam der Baseball- mannschaft der Texas Rangers, wo er vom Gruppenbetreuer bis zum Maskottchen im zu kurzen Hühnerkostüm alle Stationen durchlief.
Der Spross einer sportbegeisterten Familie - sein Cousin war Profi-Footballer bei Düsseldorf in der NFL Europe - bewältigte sein Studium in Rekordzeit. Bereits mit 24 Jahren hatte er einen Abschluss in der Tasche (Bachelor in Sportmanagement, Master's Degree in Erziehungswissenschaften). "Nur: darüber berichtet man nicht, vor allem in den amerikanischen Medien. Straighte Typen wie Ray Allen gelten als langweilig. Man wärmt lieber Geschichten über Baller auf, die schon mal im Knast saßen." Dies entspräche mehr dem Image des ungebildeten Schwarzen, der nur durch Sport sein Leben meistern kann.
"Being a black man in America isn't easy - es ist nicht leicht, ein Schwarzer in Amerika zu sein". Diese Zeile aus dem Ghetto-Drama "Menace II Society" kann unser "Mister Three Point " unterschreiben - Begegnungen mit rassistischen Cops, die deinen Wagen nur aus einem Grund anhalten, inklusive. Er wuchs im Süden der USA auf, genauer gesagt in Texas. Dort wo auch US-Präsident George W. Bush das Licht der Welt erblickte und "mancher Kleinstädter immer noch so denkt wie zur Zeit des Bürgerkriegs."
Tys Vater arbeitete als Busfahrer in Dallas, die Mutter bei einer Computerfirma. Der Familie ging es gut, darben mussten weder Ty noch sein jüngerer Bruder. Dass sie dennoch anders wahrgenommen werden, bekam der Bewunderer Martin Luther Kings nicht erst auf einem College zu spüren, das nur zu fünf Prozent von afro-amerikanischen Studenten besucht wurde.
<link>"Die weißen Mitschüler akzeptierten mich nur, weil ich Basketball spielte. Ich musste sie davon überzeugen, dass ich anders bin, als das Klischee, das sie aus dem Fernsehen kannten." Selbst während seiner Zeit in Spanien sah sich Tyrone noch Anfeindungen ausgesetzt. "Ich lief einmal an einer Dame vorbei, die bei meinem Anblick ihre Handtasche fest umklammerte. Ich lachte und dachte bei mir: Oh Lady, ihre Tasche brauche ich nicht - wahrscheinlich verdiene ich im Monat wesentlich mehr als sie."
Ganz anders in Frankfurt: "Hier gibt es so viele verschiedene Nationalitäten, das ist sehr angenehm. Die Leute, die ich privat treffe, sind freundlich, weil sie mich als Person kennen lernen möchten. Nicht weil ich Basketball spiele. Außerdem ist der Sport hier noch nicht so populär."
Was sich schnell ändern könnte, wenn die OPEL SKYLINERS mit Tyrones Hilfe im BBL-Pokal und der Meisterschaft nach den Sternen greifen.
"Im Team sind wir wie Brüder. Ungeachtet der Hautfarbe oder Nationalität. So gesehen hat Basketball einen großen Vorteil: das Spiel ist farbenblind."