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Von China nach Frankfurt - Justin Gray

„Ein Umfeld in dem man sich wohl fühlt“

Hohe Trefferquote, insbesondere jenseits der Dreipunktelinie, kontrollierter Spielaufbau und in den wichtigen Momenten voll da – Justin Gray konnte in der Saisonvorbereitung bislang starke Leistungen zeigen. Im Gespräch zeigt sich Justin ruhig, lacht viel und erzählt ausführlich.

Hallo Justin, du bist jetzt schon paar Tage in Frankfurt, wie sind deine ersten Eindrücke?

Frankfurt ist eine schöne Stadt, aber leider hatte ich noch nicht die Möglichkeit mir alles anzuschauen. Die Einrichtungen in Basketball City sind sehr gut und die Menschen sehr nett. Ich freue mich auf die kommende Saison.

Du hast bereits bei CEZ Basketball Nymburk unter Muli Katzurin gespielt. Wie war eure gemeinsame Zeit in Tschechien?

Tschechien war eine super Zeit und eine gute Erfahrung für mich. Wir sind Meister und Pokalsieger geworden und auch im Eurocup waren wir sehr erfolgreich. Ich glaube, die Erfahrungen, die ich in Tschechien gemacht habe, werden mir auch hier in Frankfurt weiterhelfen können.

War Muli auch ein Grund für deinen Wechsel nach Frankfurt?

Ja das war definitiv ein enormer Entscheidungsfaktor. Ich stand mit ihm über E-Mail in Kontakt, was allerdings recht schwer war, weil ich in China war und mit Guangzhou FM mitten in den Playoffs steckte. Ich fühle mich bei seiner Art zu coachen und kenne seine Art. Ich habe in Frankfurt dahingehend vielleicht einen gewissen Vorteil auf dem Feld. Das gibt mir auch ein Stück Sicherheit. Ich weiß was er von einem Spieler und dem Team erwartet und kenne seine Philosophie.

Du warst mit CEZ Basketball Nymburk schon einmal für ein Vorbereitungsspiel hier in Frankfurt. Erinnerst du dich noch an das Spiel?

Ja ich erinnere mich, wobei ich von dem Spiel an sich eigentlich gar nichts mehr weiß. Ich kann mich nur noch an Titus Ivory erinnern, der damals bei Frankfurt spielte, aber verletzungsbedingt nur zuschauen konnte. Ich glaube, wir haben damals mit 15 Punkten Vorsprung gewonnen. Woran ich mich hingegen noch sehr gut erinnern kann, ist die Champions Bar, in die wir gegangen sind. Als ich hier in Frankfurt ankam, wollte ich auch als allererstes wissen, wie weit die Bar von meiner neuen Wohnung weg ist (lacht). Chicken Wings essen und Fußball schauen (lacht).

Somit magst du Fußball?

Frankfurt ist jetzt bereits meine zweite Station in Europa, da lernt man Fußball irgendwann zwangsläufig kennen und lieben. Und ich meine nicht Football, sondern wirklich Fußball (grinst).

Hättest du damals je gedacht, dass du einige Jahre später selbst für Frankfurt spielen wirst?

Sag niemals nie. Man weiß niemals, was im Leben passiert. Ich denke, wenn Jimmy [McKinney] hier so lange spielen kann, dann muss das Gesamtkonzept definitiv stimmen. Ich glaube es ist wichtig, dass man ein Umfeld findet in dem man sich wohl fühlt, wie es bei Jimmy der Fall ist. Ich hoffe, dass es mir hier genauso ergeht.

Du hast jetzt schon ein paar Trainingseinheiten und Testspiele mit dem Team absolviert. Was sind deine Eindrücke von der Mannschaft und deinen neuen Mitspielern?

Vor meinem ersten Spiel hatte ich keine Trainingseinheit. Ich wurde ins kalte Wasser geschmissen, aber das war für mich gar nicht so schwer, weil ich Muli ja schon kenne und damit auch seine Spielweise und Systeme. Damit konnte ich direkt in das Spiel einsteigen. Je mehr wir trainieren, desto besser wird unser Zusammenspiel klappen. Wir haben viele junge und talentierte Spieler, doch wir müssen unseren Weg erst finden, egal was von allen Seiten von uns erwartet wird. Unser erstes Ziel muss es sein, als Team zusammenzuwachsen.

Was denkst du, kann das Team in dieser Saison erreichen?

Ich bin ein Siegertyp und will jedes Spiel gewinnen. Diese Einstellung will ich in das Team mit einfließen lassen. Vor jedem Spiel, das ich antrete, glaube ich an unseren Sieg, auch wenn es nicht immer leicht sein wird. Das Ziel muss sein gleich das erste Spiel zu gewinnen. Wichtig ist es zudem gesund zu bleiben. Verletzungen können die gesamte Saison ruinieren. Ich denke, wir müssen alle einfach unser Bestes auf dem Feld geben.

Deine erste Saison in der Beko BBL. Kennst du Spieler aus der Liga?

Ja ich kenne einige Spieler. Ich bin mit PJ Tucker (Bamberg) ganz gut befreundet und auch Bobby Brown (Oldenburg) ist ein guter Freund von mir. Beide standen letztes Jahr zusammen in Griechenland auf dem Parkett. Dann kenne ich auch noch Kyle Visser (Braunschweig). Mit ihm habe ich auf dem College zusammen gespielt. Wir sind alle gute Freunde, aber während wir auf dem Feld stehen sind wir natürlich Kontrahenten (lacht).

Hast du dich auch bei Jimmy, gegen den du in der High School bei einem Allstar-Spiel gespielt hast, über die FRAPORT SKYLINERS und Frankfurt informiert?

Ja, auch. Aber ich habe mehr über Frankfurt und das Team von Titus [Ivory] gehört. Wir kennen uns schon lange, waren zusammen auf der High School und im Sommer haben wir immer gemeinsam Basketball gespielt. Ich erinnere mich an den einen Sommer, in dem er viele gute Sachen über das Team erzählt hat. Ihn faszinierten vor allem die familiäre Atmosphäre beim Spiel und die tollen Fans. Das alles ist mir im Gedächtnis hängen geblieben. Der Vorteil in Europa zu spielen ist diese wundervollen Städte sehen zu können. Leider konnte ich mir Frankfurt noch nicht anschauen. Das hole ich nach. Das erste was ich mir ansehen werde, ist der Zoo mit meinem Sohn.

Auf dem College hast du Seite an Seite mit NBA Star Chris Paul gespielt. Wie ist es mit einem NBA Superstar in einem Team gespielt zu haben?

Neben ihm zu spielen hat meinen Job auf dem Feld einfacher gemacht. Natürlich war er einer der Besten auf dem Feld, aber wir wussten damals noch nicht, dass er eines Tages so ein Star in der NBA werden würde. Das College war unglaublich und die beste Zeit meines Lebens. Wir hatten eine tolle Mannschaft und die Chemie hat einfach gestimmt, die Roadtrips waren legendär. Und erst vor kurzem habe ich mit Chris über die alten College Zeiten und unsere Zukunft geredet. Doch Chris und mich verbindet nicht nur der Basketball. Bevor wir in einem Team zusammengespielt haben, waren wir auch schon beste Freunde. Vielleicht kommt er mal nach Frankfurt und schaut sich ein Spiel von uns an – wenn der Lockout in der NBA noch weiter anhält.

Du selbst hast zuletzt in China gespielt und hattest beeindruckende Statistiken. Mit 49 Punkte und  10 Dreier bist du aus deinem besten Spiel gegangen. Hattest du einfach nur einen hervorragenden Tag oder warum lief es so gut?

Das war wahrscheinlich das beste Spiel in meiner Profikarriere. Aber die chinesische Basketball-Liga ist ein wenig anders, man spielt zum Beispiel insgesamt 48 Minuten pro Spiel. Glücklicherweise haben wir das Spiel auch gewonnen. Es wäre nicht so toll gewesen 49 Punkte zu erzielen, aber das Spiel zu verlieren. Im letzten Viertel lagen wir schon mit elf Punkten zurück, dann habe ich sechs Dreier in Folge getroffen und wir konnten das Spiel dann noch in der Verlängerung gewinnen. Ich habe das Spiel auch auf DVD. Wenn mein Sohn eines Tages kommt und meint er könnte besser spielen als ich, zeige ich ihm diese DVD (lacht). Ich wusste nicht wirklich was mich in China erwartet, obwohl mir Chris im Vorfeld viel über das Land und von seiner Erfahrung bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking berichtet hat. Was mich erstaunt hat war, dass ich einen Tag nach meinem 17-stündigen Flug schon 46 Minuten auf dem Parkett stand.

Wie bist du mit der chinesischen Kultur zurechtgekommen?

Die Kultur unterscheidet sich natürlich vollkommen von Allem, was ich bisher kannte. Aber da meine Frau aus Asien stammt und ich die asiatische Küche sehr schätze, bin ich relativ gut dort  zurechtgekommen. Ein Problem war natürlich die Sprachbarriere. Ich hatte zwar einen Übersetzer, aber es war dennoch schwieriger als in Europa, wo fast jeder Englisch spricht.

Hast du bestimmte Rituale vor einem Spiel die dir auch in so einem ungewohnten Umfeld Sicherheit geben?

(schmunzelt…überlegt) Ehrlich gesagt mache ich alles von links nach rechts. Das hat sich schon im College so eingespielt. Ich ziehe zum Beispiel zuerst meine linke Socke, dann die rechte Socke an, dann den linken Schuh und dann den rechten. Ansonsten gibt es aber eigentlich kein weiteres Ritual, das ich befolge.

Was für eine Art Mensch können die Fans erwarten?


Außerhalb des Feldes bin ich ein kontaktfreudiger Mensch. Ich lache gerne, ich mache gerne Witze und ich bin ein freundlicher und offener Mensch. Auf dem Feld ändert sich das. Was ich auf dem Feld während eines Spiels sagen könnte, sollte man aber nicht persönlich nehmen (lacht). Im Spiel gebe ich immer mein Bestes und möchte gewinnen, da bleibt meist keine Zeit für zu viel Freundlichkeit.