(Quelle: Sport1)
Die Fußballer haben Ruuuudi, die Eishockey-Fans den Alpenvulkan und die Handballer den Mann mit dem größten Schnauzer diesseits des Yangtse.
Charismatische Bundestrainer, bei denen man kaum weiß, ob sich die Person über den Sport definiert oder umgekehrt.
Und wie sieht es beim Basketball aus? Jeder denkt sofort an Dirk Nowitzki, vielleicht noch an Marko Pesic. Doch wer ist der Mann hinter den Stars?
Basketball-Bundestrainer Henrik Dettmann raunzte einmal einen Journalisten an, er möge gefälligst die Spieler interviewen. Die seien die Stars. Es sei "typisch deutsch", so viel über die Trainer zu berichten.
Erfolg ist vergänglich
Dettmann (44) passt in keine Schublade. Der Finne mit deutschem Großvater spricht gern in Bildern, philosophiert über die Nichtigkeit des eigenen Ego und wird nicht müde, seine Person und seine Rolle im Basketball-Geschäft zu relativieren.
"Siege sind wie Parfüm. Wenn der Wind kommt, werden sie weggeweht", sagt Dettmann im Gespräch mit Sport1 und meint es auch so.
Der Satz "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile" könnte von Dettmann sein, wäre er nicht von Aristoteles. "Man kann nicht gewinnen, wenn man glaubt, dass man als Individuum wichtiger ist als die Mannschaft."
Auch mit Sokrates - "Ich weiß, dass ich nichts weiß" - hält es Dettmann: "Meine Philosophie ist es, jeden Tag hinauszugehen und etwas zu lernen."
Früh übt sich
Und gelernt hat Dettmann schon eine Menge. Seit 29 Jahren ist er im Trainergeschäft. Bereits im zarten Alter von 15 Jahren übernahm er bereits das Amt des Juniorentrainers bei Helsinki YMCA. Dann ging alles sehr schnell. "Zu früh" wie Dettmann selbst meint.
Mit 25 trainierte er gleichzeitig drei Mannschaften, darunter das finnische Junioren-Nationalteam, mit dem er fünfmal die Qualifikation zur Europameisterschaft schaffte.
Kein Schattenmann
34-jährig war er bereits dreimal finnischer Meister und übernahm die A-Nationalmannschaft, die er erstmals nach 18 Jahren zu einer EM führte.
Zwei Jahre später folgte er dem Ruf des DBB und trat in die übergroßen Fußstapfen von Svetislav Pesic, der Deutschland 1993 zum Europameister gemacht hatte.
Daran gemessen werden will Dettmann nicht: "Für mich gibt es keinen Schatten. Es gibt ein Licht, dem ich versuche, zu folgen. Ich finde es nicht fair, mich mit ihm zu vergleichen."
Gut und billig
Damals galt Dettmann, mit den Attributen "jung, ehrgeizig, bezahlbar" versehen, als "preiswerte Lösung".
Heute sagt er: "Ich weiß gar nicht, warum ich hier bin. Ich schätze, weil sie mich angerufen und gebeten haben."
Nur mal angenommen: Sollte Deutschland bei der anstehenden Weltmeisterschaft in Indianapolis die Weltrevolution, sprich: der Titelgewinn, gelingen, Henrik Dettmann würde sagen: "Die Mannschaft hat das erreicht, nicht ich. Es dreht sich alles um die Spieler. Das ist meine Philosophie."