Simon Cotes Coach Clinic zum Thema "Offense Systeme" ist als Weiterbil- dungsmaßnahme vom HBV anerkannt. Sie beginnt am Sonntag, 29. Februar um 13:00h in der Ballsporthalle.
Simon, bevor wir über deine Coach Clinic reden, solltest du vielleicht den häufig verwendeten Begriff "Clinic" einmal erklären, unter dem sich viele deutsche Leser ein Krankenhaus vorstellen, aber mehr nicht. Was bedeutet Clinic?
Eine Clinic ist eine Konferenz, bei der ein bestimmtes Thema in kompakter Form vermittelt werden soll. Sozusagen eine Spezialklinik, in der man mit Wissen verarztet wird.
Der Titel Deiner Clinic lautet "Update: Offense-Systeme in der Bundesliga und im ULEB Cup". Worum geht es da?
Ich werde viele verschiedene taktische Systeme und Spielzüge unserer Gegner an Hand von Video-Ausschnitten analysieren und meinen Trainer-Kollegen vorstellen. Unsere bevorzugten Offense-Plays bleiben aber in der Schublade. Ich möchte unsere Taktiken so weit wie möglich geheim halten.
Wenn man schon oft in der Liga gegeneinander gespielt hat, kennt man dann die Spielsysteme nicht sowieso in- und auswendig?
Nein. Zum einen versuchen die Coaches, jede Saison neue Plays einzu- bauen. Außerdem spielen wir in einer Partie längst nicht alle Systeme aus.
Gibt es einen Unterschied zwischen Offense im ULEB und in der BBL?
Es gibt Unterschiede zwischen einzelnen Teams, aber nicht zwischen Ligen. Jedes Team hat ein individuelles Playbook, wo alle taktischen Züge für die Saison gesammelt sind. Welche Systeme gelaufen werden, hängt von der Persönlichkeit des Coaches und der Zusammensetzung des Teams ab. In der Regel verfügen erfahrene Teams wie Real Madrid über ein dickeres Playbook als junge Mannschaften, die nicht so viele verschiedene Züge ausspielen, um die unerfahrenen Spieler nicht zu überfordern.
Erkennst Du während eines Spiels sofort, welches System der Gegner spielt?
Wenn ich ein Team für unser Scouting beobachtet habe, erkenne ich den vom Point Guard angezeigten Spielzug sofort. Ansonsten kann es manchmal auch zwei-drei Ballstafetten dauern, vor allem wenn ein Team mit Variationen spielt und einen Angriff anders als üblich einleitet.
Du bist daran gewöhnt, Spieler auf ein Match vorzubereiten, sie über den Gegner zu unterrichten. Ist eine Coach Clinic eine andere Herausforderung für Dich?
Ich genieße es, mein Wissen an andere weiterzugeben - seien es nun Spieler oder Trainer. Vielleicht ist es bei Kollegen einfacher, da wir alle dieselbe Leidenschaft teilen und über eine längere Aufmerksamkeits-Spanne verfügen. Für die OPEL SKYLINERS habe ich bislang zwei Coach Clinis geleitet, was großen Spaß gemacht hat.
Ist Trainer und Lehrer für dich ein- und derselbe Beruf? Welche Qualitäten muss man mitbringen, damit Spieler/Schüler zuhören so wie bei Deiner Kollegin Daphne Bouzikou und Dir?
Zwischen beiden Berufen gibt es große Ähnlichkeiten, ganz sicher. Man muss seine Schützlinge zum Lernen und Üben motivieren und sie müssen das Vertrauen haben, dass du sie mit deinem Wissen, deiner Kompetenz wirklich weiterbringen kannst. Wenn Spieler oder Schüler das Gefühl haben, du weißt nicht, wovon du sprichst, verlieren sie den Respekt. Der Unterschied zwischen den Jobs liegt vielleicht darin, dass ein Trainer aus Individualisten eine Einheit formt, während in einer Schule mehr Wert gelegt wird auf die individuelle Entwicklung des einzelnen.
Wäre Lehrer am College oder an der Uni eine Jobperspektive?
Vielleicht, wenn ich als Coach mal gefeuert werde (lacht). Im Ernst: Ich könnte mir schon vorstellen eines Tages am College zu unterrichten und als Trainer zu arbeiten (Anm. d. Red.: Simon hat ein Diplom in Sportverwaltung und Sportpsychologie).
Welche Fächer würdest du am liebsten unterrichten?
Das 1 x 1 des Lebens (lacht wieder). Ich wäre gerne so ein Typ wie Robin Williams im Film "Cub der toten Dichter", der seinen Schüler den Spaß am Leben beibringt.
Du stammst aus Massachusetts, einem Bundesstaat der großen Dichter und Denker. Würdest Du dich selbst auch als literarischen Menschen bezeichnen?
Ich lese sehr gern, habe aber zu wenig Zeit dazu. Ich mag Bücher, die dich fordern und dir eine andere Sicht auf die Dinge vermitteln. Mein Ziel ist es "Die Brüder Karamasow" fertig zu lesen, bis ich nach Amerika zurückgehe. Ich hab schon achtmal damit angefangen und bin über die ersten 100 Seiten nicht hinausgekommen.
Wie wichtig ist Weiterbildung in Form von Lesen und Informationen sammeln für einen Coach?
Es ist unerlässlich. Die besten Trainer wie Larry Brown, der das US National- team und die Detroit Pistons betreut, bilden sich ständig weiter. Mein früherer Coach Kevin O`'Neill, jetzt bei den Toronto Raptors in der NBA beschäftigt, lud zum Beispiel jeden Sommer zwanzig Kollegen zu Diskussionsrunden ein, die auf Video aufgenommen und anschließend diskutiert wurden. Auch Don Meyers, mein Idol von der North Western State University in South Dakota, hat mich durch seinen enormen Wissensdurst und seine akribischen Recherchen beeindruckt und beeinflusst.
Die Clinic am 29. Februar wird in englischer Sprache gehalten. Wie lange schätzt Du wird es dauern, bis Simon Cote auf deutsch unterrichtet?
Mein deutsch wird langsam, aber mir fehlen immer noch Vokabeln und Satzbausteine.
Hilft es beim Lernen, dass Du Dein Apartment mit unserem deutschen Nachwuchs-Spieler Fredrick Kleemichen teilst?
Leider sprechen wir immer englisch. Wir wollten ursprünglich eine Stunde am Tag deutsch sprechen, aber das hat bisher nicht geklappt.
Welchen deutschen Satz benutzt Du bislang am häufigsten?
Eine große Cola bitte (lacht).
Nach dem Vortrag von Simon Cote am Sonntag steht für alle Teilnehmer der Coach Clinic der Besuch des Bundesliga-Spiels OPEL SKYLINERS vs. EnBW Ludwigsburg auf dem Programm.
Wichtig! Teilnahme unbedingt mit telefonischer Voranmeldung, sonst ist kein Einlass in die Ballsporthalle möglich! Kostenlose Anmeldung unter (069) 92 88 76 0 oder per Mail an <a href=mailto:info@skyliners.de>info@skyliners.de</a>
