(Quelle:Sport1)
Völlig überraschend setzte der griechische Erstligist Dafni Athen nach nur vier Spieltagen Dirk Bauermann, den besten deutschen Basketballtrainer, vor die Tür. Das wirft einige Frage auf.
Wieso wird ein Trainer trotz eines erfolgreichen Starts entlassen? Athen gewann die ersten beiden Spiele und musste danach zwei knappe Niederlagen quittieren.
"Die Entscheidung ist ein Schock und in keiner Weise nachzuvollziehen", sagt Bauermann im Sport1-Interview.
Acht Trainer in drei Jahren
Spieler und Presse rätseln über die Ursache der Demission. Costas Tzivelekas, Präsident von Dafni Athen, zieht sich gegenüber der lokalen Presse auf fadenscheinige Erklärungen zurück. Dazu kommt die beeindruckende Tatsache, dass Bauermann der achte Trainer in den vergangenen drei Saisons ist, der bei Dafni seinen Hut nehmen musste.
Da stellt sich die Frage, welche Zustände in der griechischen Liga herrschen. "Die Strukturen sind ganz anders. Der Präsident ist hier Alleinherrscher", erklärt Bauermann.
"Hier lebt und arbeitet man immer nur von einem Spiel zum anderen", verdeutlicht der 43-Jährige den Druck, der in der Liga mit dem höchsten Gehälterschnitt in Europa auf den Trainern lastet.
Klubs locken mit hohen Gehältern
Trotz des immensen Drucks zieht es die deutschen Spitzenspieler seit Jahren nach Griechenland. Die ansässigen Klubs locken mit professionellem Management und dem hohen Stellenwert, den den Sport in Griechenland genießt. Sieben Ligaspiele werden pro Woche live im Fernsehen übertragen und erzielen stattliche Quoten.
Einer der Spieler, die es ins sonnige Griechenland zog, war Stephen Arigbabu, der aus persönlichen Gründen vor zwei Wochen nach Deutschland zurückkehrte, um für RheinEnergy Cologne in der s.Oliver BBL zu spielen.
Arigbabu erklärte Sport1, warum die Uhren in Griechenland anders gehen. "Basketball ist in Griechenland ein viel größerer Sport als in Deutschland, das ist mindestens gleichbedeutend mit Fußball."
"Regelmäßig Schlägereien"
Die Mentalität und die Euphorie der Fans sei eine ganz andere. Bei Spielen der großen Mannschaften wie Panathinaikos Athen oder Olympiakos Athen kommen regelmäßig bis zu 15.000 Zuschauer in die Halle.
Allerdings dürfen immer nur die Fans der Heimmannschaft in die Halle, sagte Arigbabu. "Auch bei unseren Spielen für Dafni Athen gab es regelmäßig Schlägereien zwischen den Fans. Das war da ganz normal", berichtet Arigbabu. Bei jedem Spiel seien 50 Polizisten mit Schlagstöcken und Helmen in der Halle, um die Tumulte zu beruhigen.
Zu dem Rauswurf von Dirk Bauermann sagt der Nationalspieler Arigbabu: "Der Druck ist einfach viel größer, weil viel mehr Geld im Spiel ist. Die Präsidenten sind oft sehr wohlhabend und finanzieren die Teams zum größten Teil aus eigener Tasche. Dann erwarten sie dafür auch Erfolg. Wenn der ausbleibt, dann fliegt man halt sofort."
"Die Griechen sind sehr ungeduldig"
Diese Handhabe könne man als Deutscher nicht gleich begreifen. Arigbabu glaubt, den schnellen Austausch von Spielern und Coaches mit der griechischen Mentalität begründen zu können. "Die Griechen sind sehr ungeduldig. Wenn man verliert, werden sofort Stimmen laut. Und der Trainer ist immer an allem schuld."
Arigbabu hat sich in seinen drei Jahren an den Ablauf gewöhnt, dennoch gibt er zu, dass es für Spieler verunsichernd ist, "wenn der Präsident mal wieder zum Training kommt und einen neuen Trainer mitbringt. Aber so ist dort halt das Geschäft."