Dallas Mavericks Guard Steve Nash hat es, auch Chauncey Billups von den Detroit Pistons und Lakers Star Kobe Bryant sowieso: das "Crunch Time" Gen. Wenn das Spiel so richtig schön eng wird, vielleicht nur noch Sekunden auf der Uhr, die Atmosphäre langsam den Siedepunkt erreicht und sich manch Nervenbündel wünscht, niemals die Basketballschuhe geschnürt zu haben, kommen die Crunch Time Player erst richtig in Fahrt.
Sie übernehmen Verantwortung, schnappen sich den Ball, ziehen die entscheidenden Freiwürfe, versenken einen Game Winner aus sieben Metern, führen ihr Team zum Sieg. Diese "Krisenmanager" mit Eiswasser in den Adern (engl. Crunch = Krise) sind die Feuerwehrmänner, die unerschrocken ins brennende Haus retten, um die Oma und den Hund zu retten. Allein durch ihre Körpersprache auf dem Feld signali- sieren die "Crunchies" ihren Kollegen: "Hey Mann, her mit der Murmel - ich mach was draus." Jedes Team braucht sie, nicht jede Mannschaft hat sie.
Wer ist bei unserer Truppe der Mann für gewisse Minuten in dieser Saison?
Tyrone Ellis (15,7 PPG, 1,8 APG): Noch drei Sekunden auf der Uhr, Ellis nimmt den Dreier "for the win" - und der passt! Nun gut, diese Szene ist uns der MVP des Saisonvorbereitungsturniers in Finnland noch schuldig. Aber "Mista Three Point" (42,1 %) hat die Traute, seinen markigen Worten ("Ich bin ein Leader") auch Taten folgen zu lassen. Klar kann man meckern, dass Ty die Freiwürfe im Karnevalskrimi gegen Bonn und im Overtime-Thriller gegen Sofia versem- melte. Doch Vorsicht: unser Sniper aus Texas hat immerhin die Pille in die Hand genommen und die Foulschüsse mit der Einstellung rausgeholt: ich entscheide diese Partie jetzt. Den Mumm hat nicht jeder. Beim Rückspiel in Sofia (84:82) und dem 60:55 gegen Oldenburg holte Ellis die Kastanien an der Linie aus dem Feuer.
Robert Garrett (17,9 PPG, 2,2 APG): Dass "Robse" ein Spiel an einem Sahnetag allein entscheiden kann, ist keine ganz neue Pointe. Beispiel Karlsruhe, als er im dritten Viertel heiß lief, 15 Punkte machte und unser Team auf die Siegstraße ballerte. "Streaky shooter" nennen das die Amis. Keiner nimmt bei den OPEL SKYLINERS mehr Würfe als der wuchtige 1.92 m Guard, was nicht gerade für mangelndes Selbstbewusstein spricht. Mag er auch manchmal das ein oder andere wilde Ding abfeuern, bei dem Fans denken "Oh Robse, hättest du den besser gepasst" - der Frankfurter Top Scorer hat Go-to-Guy Qualitäten. Ob er es nun hören will oder nicht. Wo Robses Wille ist, ist meistens auch ein Weg zum Korb.
Chris Williams (15,1 PPG, 2,1 APG): "Big Smooth" macht seinem Spitz- namen alle Ehre, indem er konstant lässig spielt. Es gibt Phasen, da meint man, Chris hätte sich nen Klappstuhl genommen, um am Rand die neuste Ausgabe der "Basketball" durchzu- blättern. Und dann plötzlich ist der MVP der australischen Liga, Titelringträger mit den Sidney Kings, wieder auf dem Sprung wie ein bengalischer Tiger. Mit geschmeidigen Bewegungen taucht er unter des Gegner Defense durch, macht die Lay-ups, holt die Freiwürfe, klaut Bälle, streut auch mal den ein oder anderen Dreier ein und pflückt zusätzlich Rebounds.
Wenn man Chris von der Kette lässt, ist er das "complete package". Beim Saisonauftakt gegen Bamberg machte er kurz vor Torschluss vier Punkte in Serie zum 80:75 Sieg, gegen die Bayer Giants blieb er beim 76:74 in der 39. Minute an der Freiwurflinie cool. In Mailand nahm er den letzten Wurf aus der Halbdistanz - und vergab. Gordon Herbert lobte ihn trotzdem: "Ich wäre sauer gewesen, wenn Chris ihn nicht genommen hätte." Seinen Fans verspricht unsere # 12: "Bis zum Ende der Saison sichere ich mir ein Triple Double."
Pascal Roller (12,1 PPG, 2,6 APG): Ihn kannst du nachts um drei wecken und an die Freiwurflinie stellen: Pascal wird seine 86 Prozent durch die Reuse flutschen lassen. Die Heimspiele gegen Leverkusen und Köln hat er auf diese Weise mitentschieden - letzteres mit gerissenem Außenband! Gegen Olden- burg traf unser Kapitän den "Money Ball" jenseits der Dreier-Linie zum 71:69, Sekunden vor der Schluss-Sirene.
Für den 27-jährigen Wirbelwind im Aufbau spricht zudem seine Erfahrung aus über 50 Einsätzen für die deutsche Nationalmannschaft, Euroleague und ULEB Cup Begegnungen für die OPEL SKYLINERS. Nur manchmal wünscht man sich fast, unser bester Vorlagenverteiler wäre weniger uneigennützig. Beim Sofia Heimspiel gab er den Extra-Pass auf den vermeintlich besser postierten Raphael Török, anstatt selbst den Weg in die Zone und das Foul zu suchen, um sichere Punkte an der Linie einzufahren.
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