Es ist nicht so, dass Mario Kasun über Nacht zu einem NBA All Star geworden wäre - obwohl ihm das Potential hierfür so ziemlich jeder Basketball-Sachver- ständige bescheinigt.
"Es gibt keinen Spieler in Europa, der Mario unter dem Korb stoppen kann", sagt OPEL SKYLINERS Co-Trainer Simon Cote, der mit dem 23-jährigen Kraftpaket aus Zagreb viele Stunden Individualtraining in der Basketball City der OPEL SKYLINERS absolviert.
"Meine Jungs zogen in der Anfangs- phase kaum in die Zone - aus Respekt vor Kasun", so Amsterdams Coach Arik Shivek.
"Seine Fähigkeiten am Brett sind fast unbegrenzt. Er ist definitiv ein Typ für die NBA", lobt Teamkollege Tyrone Ellis - um im selben Atemzug zu ergänzen: "Allerdings nur, wenn er weiterhin so gut an seiner Einstellung arbeitet."
In der vergangenen Saison lief in Kasuns Kopf häufiger der falsche Film. Nach Highscore Gala-Abenden, folgten enttäuschende Nullnummern. An solchen Tagen war Mario sich selbst und der Welt nicht grün, ließ seinen überspru- delnden Emotionen freien Lauf und suchte die Schuld nicht selten bei den Schiedsrichtern, anstatt auf die eigenen Sneakers zu gucken. Zwar präsentiert sich unsere #6 auch in der laufenden Saison nicht 100prozentig konstant: satte 20 Pkt. gegen Würzburg, zwei Tage später Magerkost mit 2 Pünktchen gegen Mailand. Aber mental surft Mario auf einer ganz anderen Welle.
"In der Vergangenheit glaubte er, Talent allein reicht, um ein guter Spieler zu sein. Doch dieser Sommer war sehr lehrreich für Mario - als Spieler und als Mensch", so OPEL SKYLINERS Headcoach Gordon Herbert. Knackpunkt war Kasuns schwacher Auftritt in der Summer League, wo er, laut Aussagen eines Beobachters in Orlando, "übergewichtig und außer Form" erschien. Die Orlando Magic parkten Mario auf der Bank, wo er amerikanischen College-Kids zusehen musste, die in punkto BBall-Skills vielleicht nur halb so viel drauf haben wie er.
Eine ernüchternde Erfahrung für den 2.13 m Mann, der sich schon als zukünf- tiger Starting Five Spieler der Magic sah. Nicht der erste Rückschlag in Kasuns Karriere. Lange litt er unter der Zwangspause, die ihm sein alter Klub Zrinjevac Zagreb auferlegte, als er Mario zwei lange Jahre die Freigabe verweigerte. "Ich habe in dieser Zeit viel gebetet und mein Ziel, eines Tages in der NBA zu sein, nie aus den Augen verloren." Doch träumen allein reicht nicht - hat das kroa- tische Kraftpaket diese Lektion jetzt gelernt?
<link>"Als ich von Orlando entlassen wurde, hat mich das aufgeweckt. Jetzt bin ich immer als erster in der Halle, konzentriere mich mehr und möchte so hart wie möglich ar- beiten", erklärt Mario. Mit Erfolg: nicht nur seine sechs Double Doubles in der lauf- enden Saison beeindrucken, sondern vor allem sein kontrollierteres Verhalten auf dem Court. Gegen Amsterdam hörte Mario den ersten Pfiff gegen sich erst im zweiten Viertel - nicht schlecht für einen, der als "Mister Foultrouble" verschrien ist. <HOX.LINK ID="2251838"/>
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Und dann wäre da noch diese Szene: Als der nicht gerade als bester Freiwerfer be- kannte Malick Badiane an die Linie musste, nahm Mario den 19-jährigen Senegalesen beinahe zärtlich in den Arm und redete ihm Mut zu. Badiane versenkte beide Würfe. Kasun, der Leader und Teamplayer? Ganz neue Seiten?
"Nein, ich wollte schon immer meine Mitspieler um mich herum besser machen. Ich zeige das jetzt nur mehr. Weil Robert Maras verletzt ist, liegt größere Verantwortung auf meinen Schultern. Aber diesen Druck brauche ich wohl, um ein besserer Spieler zu werden."
"Only the strong survive" hat sich Mario auf den linken Oberarm tätowieren lassen. Lebensmotto eines Mannes, der als junger Mensch in seiner Heimat Kroatien viel Leid und Elend miterleben musste. "Ich bin im Krieg groß ge- worden und weiß, was das Wort bedeutet. So etwas möchte ich nicht noch einmal erleben. Deshalb freue ich mich jeden Tag darüber, wie gesegnet ich bin, mit Basketball mein Geld verdienen zu dürfen."