(Quelle: Sport1)
Nach der sensationellen Saison bei RheinEnergy Cologne rissen sich die europäischen Spitzenvereine förmlich um Svetislav Pesic.
Benetton Treviso, Kinder Bologna, der FC Barcelona - es verging kaum ein Tag, an dem Pesic nicht mit irgendeinem großen Klub in Verbindung gebracht wurde.
Pesic, der sowohl die deutsche als auch die jugoslawische Nationalmannschaft zum Europameister-Titel geführt hat und mit ALBA Berlin fünf Mal Meister wurde, entschied sich letztendlich für die Katalanen. Im Sport1-Interview erklärt er, warum. Er spricht über seine Ziele mit dem FC Barcelona - und erzählt, dass RheinEnergy weiterhin eine große Rolle für ihn spielen wird.
Sport1: Herr Pesic. Kürzlich wurden Sie als Trainer des FC Barcelona offiziell vorgestellt. Welche Ziele haben Sie mit dem Verein?
Svetislav Pesic: Meine erste Aufgabe wird es sein, für einen sehr gut organisierten Klub mit einer großen Tradition ein gutes Team zu bauen. Die Mannschaft, die Barcelona zurzeit hat, gehört nicht zum ersten Level in Europa. Jetzt ist die Zeit, ein Team zu bauen, nicht nur für nächstes Jahr, sondern auch für die Jahre danach. Das ist das kurzfristige Ziel. Das langfristige Ziel ist es, sportliche Resultate zu bringen auf einem Niveau, das von Barcelona immer zu erwarten ist.
Sport1: Haben Sie schon irgendwelche Spieler im Blick, die ihre Mannschaft verstärken sollen?
Pesic: Wir haben natürlich viele Spieler im Blick. Aber wir beteiligen uns nicht an den Spekulationen, die im Moment grassieren. Einige bringen Spieler mit uns in Verbindung, die uns überhaupt nicht interessieren. Wir werden nicht über Namen sprechen, bevor wir sie verpflichtet haben.
Sport1: Haben Sie die Spieler Ihres neuen Vereins schon getroffen?
Pesic: Nicht alle. Mit Kapitän Rodrigo de la Fuente habe ich ein langes Gespräch geführt. Heute werde ich mit Ademola Okulaja sprechen, weil er gerade in Berlin ist. Alle anderen Spieler sind entweder im Urlaub oder mit der Nationalmannschaft unterwegs. Aber ich werde sie alle vor Saisonbeginn noch treffen.
Sport1: Der große FC Barcelona...
Pesic: Der FC Barcelona ist nicht nur Fußball, sondern auch Basketball. Die Basketballabteilung wird auf hohem Niveau geführt. Die Vereinsführung hat eine klare Linie, was viele andere Teams in der Liga nicht haben. Auch von den Fans her ist der Verein erstklassig. Wir haben 6000 Dauerkartenbesitzer, Barcelona ist mit Abstand die populärste Mannschaft in Spanien. Und in Europa gibt es kein Team, das mehr Respekt genießt als der FC Barcelona. Und das zurecht.
Sport1: Warum haben Sie sich für die spanische Liga entschieden?
Pesic: Die spanische Liga ist die am besten organisierte Liga nach der NBA. Auch von der Qualität her ist sie die beste hinter der NBA. Das reizt jeden Trainer, der in Europa arbeitet. Und wenn dann noch ein solches Angebot aus Barcelona kommt, dann kann man nicht 'nein' sagen. Dazu gibt es auch familiäre Gründe. Wir wollten einfach mal etwas anderes machen. Wir werden alle nach Barcelona ziehen. Dort gibt es auch ein deutsches Gymnasium für unsere Tochter. Auch das hat für Barcelona gesprochen.
Sport1: Nach nur einem Jahr in Köln verlassen Sie nun den Verein. Warum?
Pesic: Ich bin nach Köln gekommen, um dem Verein zu helfen, sich weiter zu entwickeln. Wir haben von Anfang an gewusst, was wir wollen, was meine Rolle ist. Und ich habe von Anfang an gesagt, dass ich, sollte ein gutes Angebot kommen, es annehmen werde. Es gab während meines Jahres in Köln einige Angebote, aber die waren nicht gut. In Barcelona passt alles, sportlich und privat. Daher habe ich zugesagt.
Sport1: Wie geht es weiter mit Ihnen und Köln?
Pesic: Ich hatte eine sehr gute Zeit und sehr viel Spaß in Köln. Ich habe zu den Verantwortlichen nach wie vor ein gutes Verhältnis. Ich habe großen Respekt vor dem, was die Führung des Vereins bis heute geleistet hat. Das war nicht einfach. Ich stehe weiter zur Verfügung, wenn der Verein mich braucht. Ich telefoniere jeden Tag mit Stephan Beeck. Stephan, Veselin Matic und ich versuchen eine Mannschaft zu basteln, die noch besser ist als letzte Saison.
Das Gespräch führte Matthias Marburg von Sport1