(Quelle: Sport1)
Der große Mann hat das große Los gezogen: Robert Maras, 2,15-Meter-Center des s.Oliver-BBL-Klubs Opel Skyliners, wurde von den Dallas Mavericks für deren Summer-League-Team nominiert.
Das bedeutet: Der Mann mit dem Spitznamen "Der Tower" verbringt den kompletten Juli in den USA und kämpft mit anderen Profis, vor allem amerikanischen College-Absolventen, um einen der begehrten Plätze in einem NBA-Kader.
Sport1 sprach mit dem 24-Jährigen über den vielleicht spannendsten Monat seines Lebens - und die Chance möglicherweise der nächste Dirk Nowitzki zu werden.
Sport1: Herr Maras, viele ehrgeizige Jung-Profis bemühen sich jedes Jahr in der Summer League um ganz wenige freie NBA-Plätze - und die damit verbundenen Millionen-Verträge. Da gibt es sicher ein Hauen und Stechen...
Robert Maras: Kann ich so nicht bestätigen. Im Gegenteil: Die Stimmung ist gut bei uns im Team nach den beiden Siegen gegen die Summer-League-Teams der Los Angeles Lakers und Los Angeles Clippers.
Sport1: Wie kommen Sie denn klar mit der bärenstarken Konkurrenz hier?
Maras: Das ist schon eine Riesenumstellung vom deutschen auf den amerikanischen Basketball.
Sport1: Inwiefern?
Maras: Die Schiedsrichter zum Beispiel pfeifen hier viel kleinlicher als in der BBL. Vor allem das Ahnden so genannter "Lose Ball Fouls" ist für Europäer ungewohnt. Verschärfend kommt hinzu, dass auch die Schiedsrichter in der Summer League noch jung sind und sich für die NBA empfehlen wollen.
Sport1: Die Spielweise ist sicher auch eine andere?
Maras: Richtig. Die Spieler sind hier viel stärker und explosiver. Die haben soviel Power, die springen wie Gummibälle.
Sport1: Und die Europäer...
Maras: ...sind technisch stärker, spielen mit mehr Finesse. Aber nachdem Spieler wie der Türke Hidayet Türkoglu in Sacramento, der Spanier Pau Gasol in Memphis oder auch Dirk Nowitzki in Dallas so eingeschlagen haben, sind Europäer plötzlich sehr begehrt in der NBA.
Sport1: Gute Voraussetzungen für Robert Maras...
Maras: Naja, realistisch gesehen, brauche ich mindestens noch ein bis zwei Jahre, um hier mithalten zu können.
Sport1: Wo fehlt's denn?
Maras: Vor allem körperlich bin ich noch nicht stark genug. Wenn man sich die NBA-Teams ansieht, die haben schon richtige Brecher als Center.
Sport1: Schwächlich sind aber auch Sie nicht gerade...
Maras: Nein, aber mir fehlt es an Muskelmasse. Momentan wiege ich 115 Kilo, zehn mehr könnten es schon sein, wenn man irgendwann mit Männern wie Shaquille O'Neal in einer Liga spielen will. Der bringt locker seine 150 Kilo auf die Waage.
Sport1: Kingt, als seien Sie ein wenig desillusioniert?
Maras: Im Gegenteil, wie alle Basketballer träume auch ich von der NBA. Aber jetzt käme ein Wechsel einfach noch zu früh. Trotzdem genieße ich die Zeit hier - eine tolle Erfahrung.
Sport1: Wie verbringen Sie denn Ihre Tage im sonnigen Kalifornien?
Maras: Der Rhythmus ist immer der gleiche: zwei Spieltage, ein Tag frei, zwei Spieltage, ein Tag frei. Und Training haben wir natürlich auch noch dazwischen.
Sport1: Also keine Zeit für Land und Leute?
Maras: Wenig. Wir sind in Newport Beach untergebracht, das liegt rund 50 Kilometer südlich von Los Angeles. Leider müssen wir die meiste Zeit im Hotel verbringen, weil die wenigen Autos, die uns zur Verfügung stehen, von den Trainern gebraucht werden. Außer ein bisschen Shopping kann man hier nicht viel unternehmen.
Sport1: Bleiben Sie den ganzen Monat über in Newport Beach?
Maras: Nein, die zweite Monatshälfte spielen wir in der Olympiastadt Salt Lake City. Und dann stehen ja auch noch die Weltmeisterschaften vom 29. August bis 8. September in Indianapolis an.
Sport1: Gutes Stichwort: Sie stehen im Kader der deutschen Nationalmannschaft...
Maras: ...im erweiterten Kader. Und leider ist die Konkurrenz auf der Center-Position stark: Shawn Bradley von den Dallas Mavericks, Stephen Arigbabu von RheinEnergy Cologne, Patrick Femerling von Olympiakos Piräus und ich selbst. Dass ich am Ende einen Platz im WM-Kader bekomme, ist also keineswegs garantiert.
Sport1: Und nach der WM? Wie geht es bei Ihnen weiter?
Maras: Ich stehe noch zwei Jahre in Frankfurt bei den Opel Skyliners unter Vertrag. Danach möchte ich unbedingt ins Ausland. Wenn es mit der NBA nicht klappen sollte, dann eben Europa.
Sport1: Das hieße Italien, Spanien oder Griechenland.
Maras: Bitte nicht Griechenland. Die Klubs dort haben ihre Budgets nicht im Griff, versprechen Riesengehälter und können dann am Ende nicht zahlen. Aber Italien und Spanien haben beide ihren Reiz.
Das Gespräch führte Clemens Hagen von Sport1