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Letztes Spiel:61:75So 12.01.vs BerlinBerichtVideo
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Heimspiel:Sa 08.02.18:30 Uhrvs GöttingenTickets kaufen
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Quoten-Druck - Die Angst des Ballers an der Linie

An der Linie werden selbst Riesen klein... Da stehst Du nun. 5000 Augenpaare auf Dich gerichtet, das Spiel steht auf der Kippe und jeder Punkt zählt. Der Coach, das ganze Spiel super-hyperaktiv am rumtoben, steht mit einem Mal ganz still aber angespannt da. Weil er weiß, dass sein Team jetzt zwei einfache Punkte mit einem Wurf reinholen kann, der bis zum Abwinken trainiert wird, und den sein Spieler eigentlich mit geschlossenen Augen treffen müsste.

Da sind zwar irgendwo noch vier Jungs (oder Mädels - respektive) auf dem Feld, die nichts lieber täten, als mit Dir dieses Game zu gewinnen. Aber auch die können Dir jetzt nicht helfen - Du stehst allein an der Freiwurflinie, die Fans in Deinem Blickfeld! Entweder der eigene Block, aus dem jeder einzelne versucht, sich so wenig wie irgend möglich zu bewegen (was teils recht grotesk rüberkommt), damit Du nicht in Deiner Konzentration gestört wirst. Oder die gegnerischen Anhänger, die alle versuchen, Deine Aufmerksamkeit vom Korb weg zu lenken. Es soll schon vorgekommen sein, dass ein Spieler auf ein Mal auf das nackte Hinterteil eines besonders motivierten Supporters blicken musste! Kein angenehmer Anblick, und dann bleib mal konzentriert bei der Sache...

Es wird von Dir erwartet, dass Du die Würfe versenkst. Schließlich bist Du Basketballer, von dem man annehmen kann, dass er einen völlig freien Schuss treffen wird. Und was, wenn die Kugel doch vorbeifliegt? Die beste Methode, seinen Coach wieder auf 180 zu bringen und die gegnerischen Anhänger jubeln zu lassen. Chance vertan - und diese Punkte fehlen am Ende auf dem Scoreboard.

...und kleine ganz groß - wie unsere #11 Pascal Roller (Foto: Anna Höpfl) Warum der Coach rot sieht, ist eigentlich klar: Eben war noch die Rede vom "freiesten aller Würfe". Es ist die beste Möglichkeit Punkte zu machen, ohne gegnerisches Zutun, ohne das Ticken der Spieluhr, in der man komplett auf einen bis ins Detail perfektionierten Bewegungsablauf zurückgreifen kann. Ganz einfach - auf dem Papier. Doch jeder Baller aus den Bezirks- und Kreisligen dieser Welt hat sich schon die Frage gestellt: "Im Training schieß ich 80 Prozent, warum geht im Spiel gar nix?". Den Antwortsuchenden sei vor Augen geführt:

Die Herzfrequenz eines Basketball- spielers steigt während eines Matches extrem an, erreicht bis zu 85 Prozent ihres Maximums. Kein Wunder also, dass dem einen oder anderen Spieler, bei Antritt an der Freiwurflinie mit einem Puls von 180, noch das Händchen zittert. Im Normalfall liegt die Freiwurf- quote im Wettkampf rund 10-20 Prozent unterhalb der Trainingsquote. Diesem Effekt versuchen Trainer entgegenzuwirken, indem Freiwürfe nicht mehr nur unter "geschützten Bedingungen" geübt, sondern von "lästigen" Sprint- und Liegestützeinheiten unterbrochen werden, um den Puls auf Wettkampfniveau zu treiben.

"Freiwürfe sind Kopf - und Übungssache. Deshalb stehen sie bei uns auch täglich auf dem Trainingsprogramm", sagt OPEL SKYLINERS Co-Trainer Simon Cote. Betrachtet man die Teamquote von 67 Prozent können einige zusätzliche Einheiten sicher nicht schaden - schlechter treffen nur Köln und Braunschweig (65 Prozent). Die Spiele gegen Bonn und zuletzt Oldenburg gingen an der Linie verloren. Von 19 Versuchen versenkten unsere Jungs neun, die anderen zehn hätten sie auch gleich in die Weser ballern können - zehn verschenkte Punkte.

"Man muss bei Foulschüssen konzentriert sein und darf nicht denken. Wenn man störende Gedanken nicht beiseite schieben kann, hat man schon verloren", meint Simon.

Unsere Spieler sind jung, ihnen fehlt Erfahrung in der "Crunch Time" und nicht jeder ist zum "Iceman" geboren wie Pascal Roller. Mit seinen 86 Prozent be- wegt er sich auf dem Niveau von Dirk Nowitzki (87), Magic Johnson (84) und Michael Jordan (83):

Auf den Spuren von Shaq - Unsere #6 Mario Kasun beim Freiwurf Die NBA Stats werden aktuell von einem Europäer angeführt: Peja Stojakovic von den Sacramento Kings netzt 92 Prozent ein - da kann man getrost die Werte von Mario Kasun und Malick Badiane addieren und kommt noch nicht auf diese Superquote. Big Men haben häufig ein Problem an der Charity Line - das ist bekannt, aber keine Lizenz zum Versemmeln. Auch ein All-Star MVP muss an seinem Abschluss feilen. "Shaq" verwirft totz Nachhilfestunde fleißig weiter jeden zweiten Ball (49 Prozent). Insofern befinden sich unsere NBA Draft-Picks Mario (44) und Malick (36) in prominenter Gesellschaft.

Simon Cote: "Unsere Langen üben wirklich hart in jedem Training. Gerade bei Malick muss man berücksichtigen, dass er noch sehr jung ist und erst seit drei Jahren organisiert an seinen Skills arbeitet. Das war im Senegal so nicht möglich."

Referieren Experten wie Simon über das Freiwurfverhalten von Centerspielern, wird oft von der idealen Flugkurven, vom Abklappen des Handgelenks oder von der Position des Ellenbogens gesprochen. All dies ist natürlich für einen wie Kasun mit seinen 2.13m, der den Ball aus dem Stand heraus etwa bei 2.70 m bis 2.80m Höhe abdrückt, etwas anders zu definieren als für den "nur" 1.80m kleinen Pascal Roller, der die physikalisch günstigeren Vorausset- zungen mitbringt.

Um diesen Vorteil der "Kleinen" wieder einzuholen, heißt es am Ende: Üben, üben, üben. Damit irgendwann der Fan mit dem nackten Hintern seine Hose wieder hochziehen muss.