(Quelle: Sport1)
Von seinem neuen Arbeitgeber erfuhr er über das Internet. Während andere Spieler nach New York reisten, um sich beim Draft mit NBA-Boss David Stern und dem Trikot ihres neuen Arbeitgebers fotografieren zu lassen, blieb Peter Fehse in Halle.
Überraschung allerorten
Er hatte wohl selber nicht damit gerechnet, von einem NBA-Club gewählt zu werden. Kein Wunder, tauchte sein Name doch noch nicht einmal in der offiziellen Draft-Vorschau auf, immerhin ein 208 Seiten starkes Buch.
Und auch TNT, der amerikanische Fernsehsender, der den Draft live übertrug, wurde durch den Pick der Seattle SuperSonics auf den falschen Fuß erwischt. Im Gegensatz zu den 48 Spielern zuvor, gab es keinen Videoclip und keinerlei Informationen über Fehse.
Um so verwunderter reibt sich der Beobachter die Augen und fragt sich: Kann Peter Fehse der fünfte deutsche Spieler in der NBA werden? Der neue Dirk Nowitzki sogar?
Ein Riesentalent, aber auch ein "Handtuch"
Peter Fehse, zur Zeit noch in Diensten des Regionalligisten SV Halle, sieht sich "körperlich noch nicht reif für die NBA."
Diese Einschätzung teilt auch Fritz Espenhahn, Basketball-Leiter am Sportgymnasium Halle und ehemaliger Trainer des SV Halle, der als "Entdecker" Fehses gilt:
"Aus meiner Sicht wird von Peter jetzt zuviel erwartet. Er ist sicher noch nicht soweit, in der NBA zu spielen. Gerade im athletischen Bereich muss er noch arbeiten. Er ist doch noch ein dünnes Handtuch."
Espenhahn ist aber absolut von den Qualitäten des 19-jährigen Abiturienten überzeugt: "Durch seine Größe ist Peter prädestiniert. Er verfügt über ein erstaunliches Bewegungstalent. Er ist immerhin 2,12 Meter groß, bewegt sich aber, als wäre er 1,85 Meter groß. Er ist keineswegs ein statischer Center. Er kann auch auf die Flügel ausweichen, Fast Breaks laufen, Schüsse blocken. Für sein Alter verfügt er über seine sehr gute Wurftrechnik."
Der neue Nowitzki?
Sein jetziger Trainer Martin Pelzl ist der gleichen Meinung.
"Peter ist ein universell einsetzbarer Spieler und ein großer Dreierschütze. Die Parallelen zu Dirk Nowitzki sind offensichtlich."
Auch Ex-Nationalcoach Dirk Bauermann hält Fehse für ein Riesentalent, für den die NBA aber noch zu früh käme: "Ich glaube, er wird nächstes Jahr in der s.Oliver BBL spielen, aber er ist sicherlich ein hochinteressanter Spieler mit ganz viel Perspektive."
Den Vergleich mit Nowitzki scheut Bauermann aber. "Da tut man Peter keinen Gefallen, wenn man ihn mit Dirk vergleicht. Nowitzki ist ein Jahrhunderttalent und deshalb wäre es falsch zu glauben, dass Fehse sofort den Sprung nach Amerika schaffen kann."
Peter Fehse als "langfristige Investition" der SuperSonics
Ebenso überrascht wie Fehse waren auch die Medien in Seattle. Die Seattle Times titelte "Die Sonics draften: Peter Fehse?" und zitierten Coach Nate McMillan mit den Worten: "Das ist erst mein zweiter Draft und schon mein zweites Blind Date. Wir haben uns da voll und ganz auf unsere Scouts in Europa verlassen."
Auf Fehse aufmerksam wurde Rick Sund, der General Manager der SuperSonics, durch einen Tipp von Mike D'Antonio, letzte Saison Trainer von Benetton Treviso. Sund, der als großen Fan des europäischen Basketballs gilt, überlegte nicht lange und entschied sich für den Hallenser.
Für Sund ist Fehse "eine langfristige Investition." Nach den Vorstellungen des Vereins soll Fehse erstmal ein paar Jahre in der s.Oliver BBL spielen und Erfahrung sammeln, bevor er später in den Kader eingegliedert wird.
Das deckt sich mit den Plänen von Fehse, bei dem schon diverse Teams aus der s.Oliver BBL angefragt haben.
Sprachkurs für Basketball-Fans in Seattle
Die Zeitungen in Seattle machten derweil ihre Leser schon mal mit dem neuen Spieler bekannt. Neben einigen biograpischen Informationen erklärten die Redakteure auch die Aussprache seines Nachnamens ("Fah-Za"). Und um ihm ein wenig mehr Profil zu verschaffen, erklärte man ihn kurzerhand zum Spieler vom italienischen Spitzenklub Benetton Treviso.
Hört sich ja irgendwie auch besser an als SV Halle.