(Quelle: Sport1)
Svetislav Pesic, wohl Europas bester Trainer. Der Jugoslawe steht für Erfolg und hat sein Können gerade mit einer Vize-Meisterschaft für Aufsteiger RheinEnergy Cologne eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Nun verlässt der Erfolgs-Coach die s.Oliver BBL in Richtung FC Barcelona. Sein Nachfolger auf der Kölner Trainerbank wird Stephan Baeck, bisheriger Geschäftsführer Sport bei den Kölnern.
Sport1 sprach mit dem Trainer-Neuling über das schwere Erbe von Pesic und die Zukunft von RheinEnergy Cologne.
Sport1: Herr Baeck, waren Sie zwiegespalten, weil Sie auf der einer Seite als Manager Svetislav Pesic halten wollten und auf der anderen Seite zum neuen Trainer wurden?
Stephan Baeck: Die Veränderung ist sehr schnell gekommen und wahrscheinlich auch viel zu früh. In unserem Konzept war Svetislav Pesic länger als nur ein Jahr eingeplant. Es war zwar angedacht, dass ich irgendwann mal diesen Job übernehmen soll, aber nicht so früh. Ich bin sehr traurig darüber, dass ich nicht nur den besten europäischen Trainer, sondern auch einen sehr guten Freund verliere. Aber für ihn ist die Arbeit in Barcelona eine tolle Aufgabe und es spricht für unser Konzept, dass sich dieser Trainer mit unserem Verein befasst hat.
Sport1: Wie fühlen Sie sich nun in der Rolle des Trainers und Pesic-Nachfolgers?
Baeck: Der einzige Punkt, der mir Mut macht, ist, dass sich Svetislav Pesic 100-prozentig hinter mich gestellt hat und mir versprochen hat, zu helfen, wo er nur kann.
Sport1: Sie haben gesagt, dass die Veränderung zu früh gekommen ist. Für wen? Für die Mannschaft?
Baeck: Ich glaube, vor allem für mich. Es ist ein mutiger Entschluss, auch von den Verantwortlichen des Vereins, mich jetzt schon als Head Coach einzusetzen. Denn ich bin noch kein Trainer.
Sport1: Reizt diese Herausforderung Sie?
Baeck: Natürlich, sonst hätte ich die Entscheidung ja nicht getroffen. Es hat mich sehr fasziniert, wie Svetislav Pesic mit der Mannschaft im letzten Jahr gearbeitet hat. Das ist eine sehr reizvolle Aufgabe.
Sport1: Orientieren Sie sich am Trainings-Stil von Svetislav Pesic?
Baeck: Svetislav Pesics Fußspuren sind so groß, dass ich sie niemals ausfüllen werde. Ich kann nur versuchen, mit meinen eigenen Fußspuren in die selbe Richtung zu gehen. Wir haben hier gemeinsam etwas aufgebaut und der Hauptgrund, warum ich jetzt Trainer bin, ist, die Kontinuität unserer Arbeit zu wahren.
Sport1: Sie haben gesagt, dass Herr Pesic Sie unterstützen will. Bedeutet das, dass sie ihn jederzeit anrufen und um Rat fragen können und werden?
Baeck: Ich gehe davon aus, dass wir eine Standleitung legen lassen werden, weil ich ihn permanent anrufen werde... (lacht).
Sport1: Warum haben Sie Herrn Pesic denn überhaupt vorzeitig gehen lassen? Sein Vertrag ging ja noch bis 2003. Lag es an den finanziellen Mitteln?
Baeck: Ich glaube nicht, dass für jemanden wie Svetislav Pesic die Lukrativität eines Angebots ausschlaggebend ist. Er ist so erfolgreich, weil für ihn die sportliche Herausforderung und das sportliche Konzept zählt. Wir haben ihm keine Steine in den Weg gelegt.
Sport1: Viele der guten Spieler sind doch sicher vor allem wegen Svetislav Pesic nach Köln gekommen. Haben Sie jetzt nicht Angst, dass Spieler wie Sasa Obradovic den Verein verlassen?
Baeck: Ich habe natürlich eine Million Ängste vor allen möglichen Sachen. Aber das Gute ist, dass ich schon mit Sasa gesprochen habe. Es sieht so aus, als ob Sasa auch in der nächsten Saison bei uns spielen wird. Sein Vertrag ist ausgelaufen und wir sind dabei, über einen neuen zu sprechen. Er hat mir gesagt, dass er hinter mir steht und das ist mir natürlich ganz wichtig.
Sport1: Besteht zwischen RheinEnergy Cologne und Svetislav Pesic eine Art "Gentlemen's Agreement", das untersagt, dass Herr Pesic Spieler aus Köln nach Barcelona holt?
Baeck: Er wird keinen abwerben, das hat er von Anfang an gesagt. Darum geht es auch gar nicht. Wir versuchen alle, dass es hier vernünftig weitergeht. Auch Svetislav Pesic.
Das Gespräch führte Sarah Beckmann von Sport1.