Der Entdecker und "Macher" des deutschen NBA-Stars Dirk Nowitzki ubte auf dem ersten Symposium der neuerdings selbststandigen Basketball-Bundesliga (BBL) in Daun (Eifel) heftige Kritik.
"Junge Spieler werden unmundig gemacht"
"Die jungen Spieler werden fruhzeitig mit viel Geld an die Fleischtopfe gelockt und werden dann still gestellt und unmundig gemacht", sagte der 56-jahrige "Querdenker des deutschen Basketballs" (BBL-Generalmanager Otto Reintjes).
Hinter drittklassigen Auslandern, die in der Liga mehr oder weniger "Urlaubs-Semester" absolvierten, versauerten die deutschen Talente auf der Bank.
Fachleute mussen in richtige Positionen
Die unter Erfolgszwang stehenden Clubtrainer hatten keine Geduld. So verkummerten die jungen Spieler bei ihren Kurzeinsatzen in nur 26 Bundesligaspielen zu "Pausenclowns".
"In Deutschland gibt es mit Sicherheit nicht weniger Talente als in anderen Landern, doch seit Jahren kommt nichts dabei heraus", stellte Geschwindner fest, der 147 mal das Trikot der deutschen Basketball-Nationalmannschaft trug und 1972 beim olympischen Basketball-Turnier in Munchen deren Kaptian war.
Schnell greifende Patentrezepte hatte er zwar nicht parat, dafur aber Denkansto?e. Zum Beispiel Leute vom Fach, die von der "Grammatik der Sportart" etwas verstunden, in die richtigen Positionen zu hieven.
Absage von Henning Harnisch
"Trainer, die den Ball nicht fangen konnen, nutzen gar nichts", kritisierte er und appellierte, brach liegende Ressourcen zu nutzen und ehemalige Nationalspieler mit Vorbildfunktion und entsprechendem Know How zu aktivieren.
Beim ehemaligen Berliner Idol Henning Harnisch holte er sich mit seiner Idee jedoch vorerst einen Korb. Immerhin denkt der DBB inzwischen daran, dem Beispiel Fu?ball folgend, verdienten Nationalspielern per Kurz-Lehrgang zum Trainer-Schein zu verhelfen.
Auch die Rahmenbedingungen stimmten oft nicht. Vielerorts hatten die Hausmeister von Schulturnhallen buchstablich den Schlussel in der Hand. "Wenn der Hausmeister Urlaub macht, bleiben die Hallen zu. Dann passiert gar nichts mehr", meinte Geschwindner, der den "Wurzburger Weg" propagiert.
"Nicht nur Lippenbekenntnisse abgeben"
In der frankischen Universitatsstadt, wo er den damals Tennis spielenden Basketball-Rohdiamanten Nowitzki entdeckte, hat man eine alte Fabrikhalle zu einem Basketball-Zentrum ausgebaut. Zu jeder Tages- und Nachtzeit konnen lernwillige Basketball-Eleven dort auf Korbe werfen - so wie einst Nowitzki.
DBB-Sportdirektor Wolfgang Brenscheidt halt das Wurzburger Modell als vorbildhaft fur ein Konzept, "Schwerpunkt-Standorte" zu schaffen und das "Gie?kannen-Prinzip" der Forderung durch gezielte individuelle Forderung zu ersetzen.
Brenscheidt raumt die Defizite im Nachwuchsbereich unumwunden ein: "Es ist zu wenig passiert. Wir mussen klare Strategien und Konzepte entwickeln und nicht nur Lippenbekenntnisse abgeben."