(Quelle: Sport1)
Morgens um 5 Uhr ging ein Schrei durch das Haus der Familie Fehse in Halle. Mutter Fehse, ihr 19-jähriger Sohn Peter, dessen Trainer Martin Pelzl und zwei Freunde des Teenagers lagen sich in den Armen.
Während über Sachsen-Anhalt der Morgen graute, hatte man auf dem Liveticker einer Internetseite miterlebt, wie die Seattle SuperSonics Peter Fehse unter Vertrag nahmen. Der Basketballer aus dem tiefen Osten Deutschlands war von einem NBA-Team tief im "Wilden Westen" verpflichtet worden.
Der Moment des Drafts "war ein richtig schönes Gefühl"
"Seit 1.30 Uhr saßen wir vor dem Computer", erzählt der 19-jährige Basketballer, der bislang nur für die Regionalligamannschaft des SV Halle spielte. "Um 5 Uhr war es dann soweit. Das war ein richtig schönes Gefühl."
Fehse wäre nach Uwe Blab, Christian Welp, Detlef Schrempf und Dirk Nowitzki erst der fünfte Deutsche, der in der NBA spielt.
Fehses Fünf-Jahres-Plan für die NBA
"Jeder Basketballer, der seinen Sport ernsthaft betreibt, träumt doch davon in der NBA zu spielen", sagt der 19-jährige Abiturient. "In den letzten zwei Jahren habe ich mich gut entwickelt. Ich habe in der U16-, U18- und U20-Nationalmannschaft gespielt und auch im U20-All-Star-Game mitgespielt. Da dachte ich mit dann schon: 'In fünf Jahren spielst du in der NBA'."
Es scheint schneller zu klappen als er es selbst erwartet hatte. Noch nie zuvor wurde ein Spieler aus der Regionalliga von einem NBA-Klub unter Vertrag genommen.
Der Sprung nach oben ist gewaltig.
Vom Regionalligisten SV Halle zu den SuperSonics
Die Seattle SuperSonics sind ein garantierter Playoff-Kandidat in der besten Basketball-Liga der Welt, ein Millionen-Dollar-Unternehmen also, während der komplette Jahresetat für die ersten Herren des SV Halle keine 4000 Mark betrug. "Unsere Spieler", verrät Fehses Trainer Martin Pelzl, "mussten für die Fahrten auf Auswärtsspiele Benzingeld beisteuern."
Die herausragenden Sportler des SV Halle sitzen im Ruderboot, die sollstärkste Abteilung ist die Schwimm-Abteilung. Die Internetseite der Basketballabteilung funktioniert nicht.
Nächste Station: mit der A2-Nationalmannschaft nach Dallas
Im Leben des Peter Fehse, der als insgesamt 49. Spieler in der zweiten Runde der NBA-Draft gewählt wurde, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten also vieles verändern.
Bereits am Montag fliegt der 2,12-Meter große Fehse erst mal mit der A2-Nationalmannschaft nach Dallas, um dort an den sogenannten "Global Games" teilzunehmen. Auch dort werden ihn die Sonics weiter unter die Lupe nehmen.
Er selbst würde gerne erst in der s.Oliver BBL "geparkt werden".
Köln und Frankfurt haben sich um Fehse besonders bemüht
"Ich denke, ich bin körperlich noch nicht bereit, in der NBA zu spielen", sagt er selbstkritisch. "Auch fehlt es mir noch an Erfahrung. Ein oder zwei Saisons in der BBL wären schon gut. Aber das muss Seattle entscheiden." Köln oder Frankfurt haben bereits mehrere Male bei ihm angeklopft, "aber es könnte auch ein ganz anderer Klub werden."
Der Kontakt zur NBA kam über Holger Geschwindner zustande, den Mann also, der auch Dirk Nowitzki einst entdeckt hatte. "Ich habe mich mehrmals mit Holger getroffen und wir haben gemeinsam überlegt, ob ich diesen Schritt wagen soll. Dann hat er mich für die NBA-Draft angemeldet." Anfang Juni flogen Geschwindner und sein neuer Schützling dann nach Chicago zu einem Demonstrationstraining.
Im Spiel eins-gegen-eins schon gegen Nowitzki gewonnen
Sein großes Vorbild ist - wie sollte es anders sein - Dirk Nowitzki, den er auch schon ein paar Mal getroffen hat. "Dirk ist sehr bodenständig geblieben, und das, trotzdem er inzwischen so ein Superstar in der NBA ist. Das bewundere ich", sagt er und berichtet dann: "Wir haben auch schon eins-gegen-eins Basketball gegeneinander gespielt. Einmal hat er mich gewinnen lassen."
Sollte es in ein paar Jahren in der NBA zum deutsch-deutschen Duell kommen, wird Nowitzki seinem jungen Nachfolger keine Freundlichkeiten mehr gewähren.
