Zwischen Training, Euroleague und Bundesliga klimpert Jukka Matinen zur Entspannung gerne auf seiner Gitarre. Eines seiner Lieblingsstücke ist "Stair- way to Heaven". Der Saisonverlauf des 26-jährigen Finnen gleicht indes mehr einer Achterbahnfahrt, denn einem Trip ins Himmelreich.
Rückblende: 13. Juni 2004. Im Lenin-Look mit Spitzbart und frisch rasierter Glatze feiert Matinen in der Frankfurter Disco "Präsidium" die erste Meister- schaft der jungen Klubgeschichte. Der Forward aus Kerava ist ein wesentlicher Baustein im Titel-Puzzle. Keiner, der auf den ersten Blick auffällt. Aber einer, ohne den das Bild nicht komplett ist. Nicht umsonst lobt ihn das "Basketball Magazin" als einen der unbesungenen "Helden aus der zweiten Reihe".
Dabei ist der Nationalspieler gerade dabei, sich erstmals ins Rampenlicht zu spielen. Er erhöht seinen Punkteschnitt von 5,0 auf 7,1 Punkte, trifft grundsolide 40 Prozent von der Dreier-Linie und setzt endlich das um, was Mentor Gordon Herbert schon lange fordert. Der stille Nordmann geht dorthin, wo er noch nie zuvor gewesen ist: in die Zone. Mutig wirft Matinen seinen 2.03 m Körper in die Bresche und verteidigt mit Erfolg gegen die Nadjfejis, Nnamakas und sogar Ensmingers dieser Liga. "Ein Basketballteam besteht eben aus Rollenspielern. Das ist die Entwicklung, die der moderne Basketball momentan nimmt. In diesem Team bin ich mit meiner derzeitigen Situation sehr zufrieden." Die Sektdusche unterm Juni Mond ist der verdiente Lohn einer turbulenten Saison, die für den Familienmenschen tragisch beginnt. Mitten in der Vorbereitung stirbt seine Mutter an Krebs.
Ein Jahr später steht der Mann für alle Fälle im Team der OPEL SKYLINERS vor einer neuen beruflichen Herausforderung in Gestalt von Headcoach Murat Didin. Unter dem harten, aber fairen Regiment des türkischen Erfolgstrainers muss sich Herberts Lieblingsschüler umstellen. "Jeder Trainer hat einen eigenen Stil und setzt andere Erwartungen in uns Spieler."
Didin sieht Matinen nicht als Wühler unterm Korb - dafür ist der beweglichere "Flummi-Mann" Chris Williams da. Als Small Forward zieht sich Matinen wie in seiner ersten Saison 02/03 bei den OPEL SKYLINERS hinter die Dreier-Linie zurück - und trifft. Die Heimpremiere gegen Bamberg gewinnt der Finne seinem Arbeitgeber dank eines nie gesehenen Spurts im Schlussviertel. 23 Punkte macht Matinen an diesem Tag - Bundesliga-Bestleistung.
Doch dann der Bruch: das "heiße Händchen" wird so kalt wie ein Fertiggericht von ICELINE. In fünf Euroleague Einsätzen bleibt Matinen ohne Erfolg von außen, wirft 18mal daneben. Bis der Knoten gegen Tau Vitoria platzt. Auch in der Bundesliga geht die Berg- und Talfahrt weiter. Der 23 Punkte Gala folgen 5 Pünktchen in Köln. Gegen Gießen geht gar nichts. Die drei Dreier, die der "Finjet" nimmt, wollen nicht durch die Reuse rutschen. Erst 11 Spiele später landet die Nummer 10 der OPEL SKYLINERS wieder in den zweistelligen Punkten. Dazwischen plagt ihn eine Knöchelverletzung, das Spiel in Moskau findet ohne finnische Beteiligung statt.
<link>Gerade jetzt, da Tyrone Ellis und Malick Badiane für Wochen ausfallen, brauchen die Hessen einen fitten und konstanten Jukka Matinen. Gegen Braunschweig bleibt er bei seinem fünfminütigen Kurzeinsatz unauffällig (keine Punkte, zwei Rebounds). Immerhin: seine 6,9 Punkte und 35 Prozent Dreier-Quote in der Bundesliga geben Anlass zur Hoffnung.
"Ich kann mit meiner Saison bisher nicht zufrieden sein. Ich weiß auch nicht, woran es liegt. Aber ich will und kann auf einem höheren Level spielen", wünscht sich Matinen fürs neue Jahr. Ein Geheimrezept zur Leistungs- steigerung hat der Hobbykoch nicht im Ärmel. Was das angeht, bleibt ihm auch nur die altbewährte Hausmannskost: "Man kann nur im Training an seinen individuellen Fähigkeiten arbeiten - und auf den nächsten guten Tag warten."
Q&A mit Jukka nach dem Spiel am 09. Januar gegen Leverkusen. <a href=mailto:fanpost@skyliners.de>Schickt uns Eure Fragen</a>